Begrüßung (Folie 1)
Sehr geehrte Damen und Herren,
sehr geehrter Herr Bürgermeister Hölz,
sehr geehrte Mitglieder des Magistrats und der Stadtverordnetenversammlung,
liebe Hirschhorner Bürgerinnen und Bürger,
in jeder Generation gab es in Hirschhorn Menschen, die über ihre Zeit hinaus auf die Zukunft einwirkten und ihre Stadt veränderten. Der französische Schriftsteller André Malraux schrieb dazu passend: „Wer in der Zukunft lesen will, muss in der Vergangenheit blättern“.
Die urkundliche Ersterwähnung von Ersheim im Jahre 773 gibt deshalb Anlass, über die Geschichte von Hirschhorn nachzudenken, die in der Zeit der Kaiser und Könige beginnt. Nur so können die nachfolgenden Generationen fortführen, was in der Vergangenheit durch den Zusammenhalt, die Gemeinschaft und die tiefe Verbundenheit zur Heimat entstanden ist.
In diesem Sinn feiern wir in diesem Jahr und an diesem Tag die Ersterwähnung vor exakt 1250 Jahren. Als Stadt- und Verbundarchivar gratuliere ich Ihnen Herr Bürgermeister Hölz, dem Magistrat, der Stadtverordnetenversammlung und den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt Hirschhorn recht herzlich zu dem besonderen Jubiläum.
Ersterwähnung von Ersheim (Folie 2)
Am 11. August 773, auf den Tag genau vor 1250 Jahren, gaben die Herren Liutfried und Liutbrand dem Kloster Lorsch ihren gesamten Besitz in dem damals zum Elsenzgau gehörenden Dorf Ersheim. Der heute vergessene Elsenzgau ging im Kraichgau auf. Die Stiftung umfasste Hofreiten, Wiesen, Wälder, Gewässer, Wohnhäuser, Wirtschaftsbauten, Äcker und Weingüter.
Die 764 gegründete Benediktinerabtei Lorsch, die als Reichsabtei privilegiert war, spielte bei der Besiedlung unserer Region eine Rolle. Durch diese im Lorscher Codex überlieferte Urkunde, wird erstmals ein Ort auf der Gemarkung der heutigen Stadt Hirschhorn erwähnt.
Wann die erste Ersheimer Kapelle gebaut wurde, ist nicht überliefert.
Das Gotteshaus wird erstmals 1345 genannt und unter Engelhard I. von Hirschhorn begann man 1355 mit einem Neubau. Die Ritter von Hirschhorn wählten die Ersheimer Kapelle als Grablege und ließen ihr zahlreiche Stiftungen zukommen. Schutzheiliger des Klosters Lorsch war der Hl. Nazarius, der mit dem Hl. Celsus Patron der Ersheimer Kapelle ist. Beide sind christliche Märtyrer, die für ihren Glauben starben.
Ersheimer Kapelle / Totenleuchte (Folie 3)
Warum beschenkten die Adeligen das Kloster Lorsch und die spätere Ersheimer Kirche so reichlich? Der Grund hierfür liegt in der mittelalterlichen Gedankenwelt, bei der das Seelenheil von großer Bedeutung war.
Ein steinernes Zeugnis dafür ist die aus rotem Sandstein gefertigte Ersheimer Totenleuchte. Sie wurde 1412/1413 durch den Mainzer Domherrn Conrad von Hirschhorn gestiftet. Viele Totenleuchten entfernte man im Zuge der Reformation, weshalb der Darmstädter Theologe Friedrich Ritsert 1877 über dieses Kleinod schrieb:
„Je seltener irgendeine gewisse Art von Denkmälern der Vorzeit sich findet, desto mehr ist es Pflicht der Freunde der Vergangenheit auf dieselben hinzuweisen und sie möglichst dem traurigen Schicksal des Übersehenswerdens, der Vergessenheit und des endlichen Zerfalls zu entreißen“.
Im Hirschhorner Weistum, das im Verbundarchiv Eberbach verwahrt ist, wird die Totenleuchte als „Elendstein“ bezeichnet. Elend ist mit „fern“ oder „arm“ zu verstehen. Jeder Vorübergehende und Neckarschiffer, der die Leuchte bzw. das „ewige Licht“ sah, sollte den Seelen gedenken, die sich im Fegefeuer in „Elend“ befanden und erlöst werden müssen.
Es ist bemerkenswert, dass die Totenleuchte als ein besonderes Kleindenkmal des Neckartals heute noch von den katholischen Familien der Pfarrgemeinde entzündet wird. In diesem Zusammenhang möchte ich Herrn Gebhard Kittel, den Kirchendiener der Ersheimer Kapelle erwähnen, der sich seit vielen Jahren um das Gotteshaus kümmert und zum Erhalt des kirchlichen Brauchtums beiträgt.
Fortsetzung folgt..