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Hirschhorner Stadtanzeiger
Ausgabe 34/2023
Vereine und Verbände
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Förderverein Klosterkirche

Schubert aus dem Herzen gespielt

Ausklang-Reihe mit „kleiner Schubertiade“ – Viel Beifall für Atsuko Kinoshita

Hirschhorn. „Kleine Schubertiade“ war das Ausklang-Konzert am vergangenen Mittwoch überschrieben. Draußen dominierten am Ende Wetterleuchten den Himmel, drinnen gab es stehende Ovationen für die Mannheimer Klavier-Professorin Atsuko Kinoshita.

Schon während ihres Studiums in Kyoto und Mannheim gewann die Künstlerin zahlreiche namhafte Wettbewerbe. Bei der Ausklang-Reihe ist sie ein gern gesehener Gast, zumal sie ihre Vorträge kenntnisreich anmoderiert, so dass sich Christina Lechner vom Förderverein auf eine herzliche Begrüßung beschränken konnte, der sich das Publikum gerne anschloss.

Kinoshita trug die Walzer und Impromptus ihres Schubert-Programms auswendig vor. In Frankreich nennt man diese Kunst: Jouer par coeur – aus dem Herzen spielen, nicht aus den Noten. Konzentration, Ausdruck und die Agogik der Künstlerin waren eindeutig nur so zu erklären und machten ihren Vortrag zum Genuss und Erlebnis.

Dabei war ihr Verhältnis zu Schubert ein besonderes. „Schwammerl“, wie man ihn frotzelnd nannte, wurde nur 31 Jahre alt, schuf aber über 1.000 Werke. War er zu arm, sich Notenpapier zu kaufen, übernahmen das Freunde für ihn. Sie waren es auch, denen er in „Schubertiaden“ seine Stücke vortragen konnte. Davon erzählte Atsuko Kinoshita und so geschah es: Sie setzte sich ans Klavier und spielte. Zunächst die 12 „Valses Nobles“, dann die „Vier Impromptus“, die der romantische Meister nur ein Jahr vor seinem Tod komponierte, wohl schon ahnend, dass es dem Ende zuging.

Bei den Walzern hätte sie den Leuten am liebsten das Tanzen erlaubt, waren es doch Stücke, die Schubert bei geselligen Runden improvisierte und nur auf Drängen besagter Freunde zu Papier brachte. Bei allem musikantischen Schwung überrascht die Farbigkeit und Tiefe namentlich der Übergänge und Modulationen dieser pianistischen Preziosen.

In den Impromptus kommt dann der ganze Schubert komprimiert zum Vorschein: Leidendes Moll, Dur, das nicht lustig, sondern traurig klingt – ein „Lächeln mit Tränen im Auge“ wie die Pianistin es empfand. Dazu kommt besonders in den schnellen Stücken ein hohes Maß an spieltechnischen Anforderungen bis hin zu veritabler Virtuosität. Dabei schaffte es Kinoshita, nichts zu verhuschen, alles klar zu artikulieren und auch die schnellsten Läufe und vertracktesten Verzierungen geschmeidig und souverän austariert einzuflechten, stets mit einem offenem Ohr für die besondere Akustik des Raums.

Am Ende wurde der Applaus des Publikums überwiegend stehend vorgetragen, die Nr. 3 aus den „Moments musicaux“ war die schönste Zugabe, fasste sie doch alles Gehörte noch einmal innig bewegt zusammen.

Ronald J. Autenrieth