Zwei Himmlische Harfen als Alleskönner
Am Mittwoch schloss sich für Aloisia Sauer vom Förderverein ein Kreis: Karin Schnur und Johanna Keune begannen mit sechs Jahren Harfe zu spielen. Die erste Harfenlehrerin von Johanna Keune war Christina Lechner, die die Ausklang-Programme organisiert.
Nach dem Konzert war Lechner sprachlos: „Ich platze vor Stolz“. Das Duo tritt seit 2009 erfolgreich gemeinsam auf. „Harpa“ (Harfe) und „parlando“ (sprechend) bilden „Harpalando“, ein Name, der treffender nicht sein könnte, erlebte das Publikum doch zwei „himmlische Harfen im Gespräch“. Dabei reichte die Programmfolge von einer bearbeiteten Violinpartita Johann Sebastian Bachs bis zu „Stairway to Heaven“ von der Gruppe Led Zeppelin. Paul Kessler zeigte sich im Nachspann beindruckt von der stilistischen Bandbreite, mit der man bei Harfen so nicht rechnet, für Aloisia Sauer war der Abend „ein einziger Stairway to Heaven“.
Möglich werden solche genrefremden Eskapaden, die einen spanischen Tanz von DeFalla ebenso einschließen, wie Gershwins „Summertime“, jedoch vor allem durch fachliche Qualitäten: Instrumentales Können, perfektes Zusammenspiel, zwei baugleiche hochwertige Instrumente und den künstlerischen Willen zu echtem Dialog - Harfen „im Gespräch“ eben.
Ein Adagio des Romantikers und Harfenisten John Thomas atmete nicht nur Tiefe und Ausdruck, sondern zeigte auch, was spieltechnisch möglich ist, wobei das Zupfen der Saiten, verglichen mit dem „Anschlag“ beim Klavier, zu einem unmittelbareren Klangerlebnis führt. Die Töne und Harmonien kommen feiner daher, die offen liegenden Saiten transportieren sie direkter an die schalltragende Luft weiter, das Ergebnis ist ein quasi isotonischer Musikgenuss, das Gehörte entfaltet seine Wirkung direkt und unmittelbar. Kommen dann noch alte Melodien wie das „Scarborough Fair“ oder perkussive Effekte dazu, die der Musik trotz des schwebenden Klangs Rhythmus einhauchen, kommt man dem angestrebten „Himmlischen“ doch recht nah. In Deborah Henson-Conants „Baroque Flamenco“ wurden die Harfen hörbar zu Flamenco-Gitarren und ein „Wow!“ begleitete den Beifall. Die vorgetragenen Stücke wurden angesagt, dazu gab es kleine Anekdoten, etwa zum Titel „In the box“. Spätestens seit Wilhelm Busch weiß man ja, dass Musik stets „mit Geräusch verbunden“ und dies nicht allen Vermietern gefällt. Doch geübt werden musste! So kaufte sich Karin Schnur eine „Schallisolierkabine“ von 2,5 x 2,5 Meter Fläche. Als man dann mit zwei großen Harfen darin musizierte, wurde es „kuschelig“, doch man konnte sich mit Hilfe der Musik überall hin träumen.
Das zahlreich erschienene Publikum zeigte sich begeistert und applaudierte am Ende enthusiastisch. Eine Eigenkomposition des Duos als Zugabe, „Esmeralda“, war der Lohn. Nach einem thematisch passend ausgewählten Abendsegen von Paul Kessler gab es dann Sekt im Freien bei noch immer hochsommerlichen Temperaturen.