In den letzten Tagen und Wochen erreichten die Stadtverwaltung und hier insbesondere das Ordnungsamt vermehrt Anfragen zur Waschbärenpopulation. In den Abendstunden und nachts wurde insbesondere in Ersheim ein vermehrtes Auftreten der Tiere beobachtet und auch gefilmt.
Mit mehreren überordneten Behörden sowie weiteren Gruppen standen wir in den vergangenen Wochen in Austausch und möchten Sie im Folgenden über den Sachverhalt, eine kurze Historie und letztlich mit einer Darstellung der aktuellen Situation sowie einigen Handlungsempfehlungen informieren. Dabei haben wir auf Quellen des NABU e.V. sowie die Internetpräsenz der Waschbär Beratung Berlin zurückgegriffen.
Verhaltensweise und Nahrung
Ein Waschbär ist bei seinem Speiseplan nicht wählerisch. Er jagt gerne an Gewässern und erbeutet dort kleine Fische, Krebse und Frösche. Dabei tastet er oftmals mit den Vorderpfoten unter Wasser nach Beutetieren. An Land können auch schon mal Vögel, Echsen, Salamander und Mäuse zu seiner Nahrung zählen. Verschmäht wird aber auch pflanzliche Nahrung nicht, so frisst er beispielsweise auch Obst und Nüsse. Während es im Wald, dem ursprünglichen Lebensraum des Waschbären, Zeiten gibt in denen das Nahrungsangebot knapp ist, findet er in menschlicher Nähe oftmals einen reich gedeckten Tisch. Essensreste im Müll und auf dem Kompost, Fallobst und gefüllte Futternäpfe für Haustiere kommen für den Waschbären einer Einladung gleich. Als anpassungs- und lernfähiges Tier hat er somit in Parks und Grünanlagen keine Probleme mit dem Überleben.
Ausrottung oder friedliche Ko-Existenz? Zur Historie
Als Pelzlieferant wurde der Waschbär in den 1920/30er Jahren aus Nordamerika zu uns gebracht und fristete sein Dasein in den Folgejahren hauptsächlich in Pelzfarmen. Mit dem Ziel, ihn bei uns anzusiedeln, wurde der Waschbär 1934 in Hessen erstmals bewusst ausgesetzt. Stand der Waschbär in den Folgejahren seiner Ansiedlung noch unter Naturschutz, nahm Hessen den Kleinbären als erstes Bundesland in das Jagdrecht auf. Heute fällt er in fast allen Bundesländern unter das Jagdrecht. Der Umgang mit dem Waschbären in Deutschland wird kontrovers diskutiert.
Während die einen seine Wiederausrottung und somit eine vehemente Bejagung fordern, sind andere der Auffassung, dass der Waschbär mittlerweile zu unserer heimischen Tierwelt dazugehört und somit das Recht auf eine friedliche Existenz hat. Populationsökologisch hat sich gezeigt, dass Bejagung oder Fang mit dem Ziel, die Populationsdichte zu reduzieren, zumeist ohne Erfolg bleibt: Waschbären können Populationsverluste durch eine vermehrte Fortpflanzungsrate ausgleichen, auch würden bei einer „Entnahme“ neue Tiere aus den umliegenden Gebieten in den dann unbesetzten Lebensraum nachrücken.
Eigenmächtig einfangen, umsetzen oder gar töten?
Waschbären gehören zum jagdbaren Wild. „Die Jagdausübung erstreckt sich auf das Aufsuchen, Nachstellen, Erlegen und Fangen von Wild“ (§ 1 Abs. 4 BJagdG). Verfügen Sie nicht über die entsprechenden Erlaubnisse, machen Sie sich der Wilderei schuldig und können mit einer Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren (in schweren Fällen bis zu fünf Jahre) oder einer Geldstrafe von fünf bis 360 Tagessätzen bestraft werden. Zudem verstoßen Sie gegen das Tierschutz- und das Bundesnaturschutzgesetz.
Das Fangen, Verletzen oder Töten von Wildtieren ohne vernünftigen Grund wird mit bis zu 10.000 Euro Bußgeld oder bis zu drei Jahren Haft geahndet.
Waschbären, die sich einmal in Menschenhand befanden, dürfen seit Einführung der Unionsliste nicht mehr frei- und somit auch nicht mehr umgesetzt werden. Sie müssen dann durch einen Jagdberechtigten getötet werden.
Jedoch ist jegliche Jagdausübung im besiedelten Bereich verboten. Ausnahmen sind nur mit Genehmigungen der Jagdbehörden zulässig.
Auch müssen Jagdausübungsberechtigte der Bitte nach Beseitigung nicht nachkommen, da es sich um eine freiwillige, streng reglementierte Handlung ist, die wie geschrieben mit der Jagdaufsicht des Kreises abzustimmen wäre.
Die Stadtverwaltung Hirschhorn als lokale Behörde hat in diesem Bereich keine Handlungsmöglichkeiten. Das Entfernen von Waschbären wird Ihnen auch keine dauerhafte Ruhe verschaffen. Wo es einem Waschbären gefallen hat, kommt auch recht bald der nächste.
Was kann getan werden? Handlungsempfehlungen
In einigen Regionen Deutschlands weist der Waschbär hohe Bestandsdichten auf. Hört man es nachts mal wieder rumpeln und klappern auf dem Dachboden, kann dies durchaus darauf hinweisen, dass der in menschlichen Siedlungen teils unerbetene Gast den Eingang ins eigene Haus gefunden hat.
Um dem Besucher den Zugang und Aufenthalt im eigenen Heim nicht allzu leicht zu machen, sollten folgende Hinweise beachtet werden:
Damit es gar nicht erst soweit kommt, dass der Waschbär bei Ihnen im Garten zum Dauergast wird, können folgende Tipps weiterhelfen:
Wir hoffen, dass wir Ihnen mit diesen Ausführungen zumindest den aktuellen Sachstand vermitteln konnten. Wir bitten um Verständnis, dass wir keine direkten Maßnahmen zur „Abhilfe“ mitteilen können.