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Hirschhorner Stadtanzeiger
Ausgabe 37/2023
Aus unserer Stadt
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1250 Jahre Hirschhorn – Festvortrag vom 11. August von Dr. Marius Golgath - Teil 3

Klosterkirche mit Konventsgebäude

Die Ritter von Hirschhorn begannen um 1400 mit dem Bau einer Klosterkirche unterhalb ihrer Burg und übertrugen diese mit Erlaubnis von Papst Innozenz VII. dem Karmeliterorden. Die Weihe fand 1406 zu Ehren der Gottesmutter Maria statt.

12 Mönche aus Frankfurt zogen in das dazugehörige Konventsgebäude ein. Der Orden war während der Kreuzzüge um 1150 im Heiligen Land am Karmelgebirge entstanden, wovon sich der Name ableitet und „Weinberg Gottes“ bedeutet.

Das Kloster diente den Herren von Hirschhorn als neue Grablege und sollte ihnen das Seelenheil sichern. Die Reformation beendete ab den 1520er-Jahren das gute Verhältnis zwischen den Mönchen und den Rittern von Hirschhorn, die das Kloster in ihren Besitz brachten und protestantische Prediger beriefen. Sie setzten den Ordensbrüdern mit Verboten zu und wiesen 1578 den letzten Mönch aus. Die Klosterkirche wurde danach alleinig von den Lutheranern genutzt.

Rückkehr der Karmeliter / 30-jähriger Krieg

Unter Friedrich von Hirschhorn, der 1632 als letzter männlicher Nachkomme seiner Familie in Heilbronn starb, wendete sich 1621/1622 das Blatt zugunsten der Karmeliter. In Folge des 30-jährigen Krieges besetzten katholische Truppen des berühmten Generalleutnants Tilly und des Heerführers Gonzalo Fernández de Córdoba auch Besitzungen der Reichsritterschaft, darunter Hirschhorn.

Tilly wendete sich nach der Eroberung von Hirschhorn im November 1621 an Friedrich von Hirschhorn, da er die Aufnahme und Verpflegung von 200 Männern forderte, was ein finanzieller und logistischer Kraftakt war. Die neuen katholischen Machthaber unterstützten die Karmeliter und 1629 mussten die Lutheraner die Klosterkirche räumen. Die Mönche konnten 1635/1636 endgültig nach Hirschhorn zurückkehren und rekatholisierten die Stadt erfolgreich.

Bei der Auflösung des Klosters im Jahre 1803 umfasste die Gemeinschaft einen Prior als Vorsteher, 22 Mönche und 4 Laienbrüder. Danach war der hessische Staat und im Anschluss die Stadt Eigentümer der Gebäude. Als die katholische Kirchengemeinde in Eigentum der Klosterkirche gekommen war, wurde diese ab den 1890er-Jahren instandgesetzt und 1910 neu geweiht.

Seit 2009 wird das Gotteshaus wieder durch drei Karmelitermönche aus Indien versehen. Die Karmeliter können deshalb, trotz der historisch bedingten Unterbrechungen, heute auf eine über 600-jährige Tradition zurückblicken.

Sie bewahren zusammen mit der Kirchengemeinde und dem Bistum Mainz ein Kleinod. Die Erhaltung gelingt mit den beliebten „Ausklang-Konzerten“ und „Karmelabenden“ des Fördervereins der Klosterkirche, wodurch jedes Jahr zahlreiche Besucher nach Hirschhorn kommen.