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Hirschhorner Stadtanzeiger
Ausgabe 4/2023
Aus unserer Stadt
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Festvortrag „700 Jahre Langenthal“ von Dr. Marius Golgath - Teil 6

Zurück zum Fremdenverkehr. In den 1950er- und 1960er-Jahren stammte ein Großteil der Urlauber aus dem Raum Mannheim bzw. Ludwigshafen und verblieb im Schnitt 10 bis 14 Tage. Damals gab es die Pension von Hermann Braun, die Pension Braun-Daume, die Pension Flächsenhaar („Zum Waldfrieden“ im Oberdorf) sowie die Gasthäuser „Linde“ und „Krone“. Dazu kamen verschiedene Privatvermieter. Insgesamt gab es rund 120 Betten in Langenthal, davon 60 in der „Linde“ und 20 in der „Krone“.

Die Gastwirtschaften und Pensionen warben gemeinsam auf Postkarten mit dem Prädikat „Luftkurort“. Während Hirschhorn und Eberbach in den 1960er-Jahren als Luftkurorte anerkannt wurden, findet sich im Langenthaler Archiv kein Hinweis für eine Verleihung. Die Postkarte war eine Werbestrategie, Touristen auf die gute Luftqualität und Landschaft in Langenthal aufmerksam zu machen.

Im Jahr 1962 kamen noch über 100 Urlauber, aber ab den 1970er-Jahren ging der Fremdenverkehr stetig zurück. Heute gibt es mit der „Krone“ noch eine Gastwirtschaft mit Gästezimmer.

Zum Gesellschaftsleben von Langenthal trägt die „Krone“ bei, in der auch der Festabend zum 700-jährigen Jubiläum stattfand. An dem Gebäude befindet sich ein Stein mit der Jahreszahl 1824. Das Anwesen diente ursprünglich als Gaststätte mit Landwirtschaft. Der Anbau mit Saal wurde um 1955 errichtet.

In der Postkartensammlung des Stadt- und Verbundarchivs Eberbach ist eine Ansichtskarte aus den 1960er-Jahren vorhanden, der Wirt hieß A. Krämer.

Im Jahre 1971 wurde das Anwesen durch die Musikgruppe „Guru Guru“ mit ihrem Bandleader Mani Neumaier bezogen, die hier in Langenthal ihr Domizil hatten und im Anschluss nach Finkenbach gingen. Die heutige Wirtsfamilie Guckenhan hat die „Krone“ 1976 übernommen und komplett umgebaut.

Die Gemeinde Langenthal hatte auch eine eigene Schule.

Seit 1815 ist eine lutherische Schule nachgewiesen, wobei anfangs in der Wohnung des Lehrers unterrichtet wurde. Erst 1827 kaufte die Gemeinde ein Haus für den Schulunterricht. Im Jahre 1833 wurde bei der Glockengießerei Otto in Darmstadt eine Glocke für das Schulhaus in Auftrag gegeben. Die Glocke war wichtig für den Schulbeginn, außerdem diente das 11-Uhr-Läuten den Bauern als Signal für die nahende Mittagszeit.

Im Jahre 1898/1899 wurde das Schulhaus durch einen Neubau ersetzt. Es handelte sich um eine Einraumschule mit 8 Klassen und Lehrerwohnung. Das Bild wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts aufgenommen und zeigt die verschiedenen Altersstufen.

Herr Heiss berichtete, dass er in der ersten Klasse von Lehrer Schäfer unterrichtet wurde. Bereits sein Vater war bei ihm zur Schule gegangen. Als dieser Lehrer im Frühjahr 1958 in Ruhestand ging, gab es eine Feierstunde. Sein Nachfolger wurde Lehrer Förster.

Freitags stand Religion auf dem Stundenplan und Lehrer Förster unterrichtete samstags Sport. Beim Weitsprung sprang einmal einer der Schüler so weit, dass er die volle Wäscheleine der Lehrerfamilie umriss, wie Herr Hering erzählte. Danach sah Lehrer Förster von Weitsprung ab. In den 1960er-Jahren, als noch wenig Verkehr war, wurde die Ortsstraße für den 100m-Lauf gesperrt.