- Fortsetzung -
101 Jahre später finden Sie nahezu keine Straße, keine Kreuzung mehr, die schilder- oder ampelfrei ist. Und die Anfragen nach weiteren externen Regulierungen sind hoch. Es stellt sich nur die Frage, wird es damit besser? Der niederländische Verkehrsplaner Hans Mondermann hatte in den 1980er die Erkenntnis, als ob gerade eine übermäßige Regulierung des Verkehrs die Anzahl der Unfälle erhöhe, weil die Verkehrsteilnehmer sich ihrer eigenen Verantwortung entledigt sehen. In seinen Projekten, die eine Reduzierung an externen Beschränkungen umfassten, erzielte er die gewünschten Erfolge –verlangsamte Geschwindigkeiten und weniger Unfälle. Das ist paradox und zugleich treffend.
Die gegenwärtige Debatte um Bürokratieabbau thematisiert den gleichen Aspekt. Wir haben gemerkt, dass ein Zuviel an Vorgaben zur Verlangsamung, zur Lähmung führen kann. Es wird mit Bürokratie nicht nur die Verantwortung, sondern auch Projektfortschritt und Innovation eingebremst.
Doch Bürokratie ist wichtig! Die öffentliche Verwaltung muss auf Basis von Gesetzen handeln, für alle Bürgerinnen und Bürger identische Verfahrensabläufe gewährleisten. Bürokratie verhindert die Bevorzugung oder Benachteiligung Einzelner in Form von willkürlichen Entscheidungen.
Deswegen halte ich persönlich den reinen Ruf nach Bürokratieabbau auch für etwas kurz gegriffen, wir müssen uns viel eher die Frage stellen, was bürokratisiert werden muss. Und was im Wirkungs- und Verantwortungsbereich jedes Einzelnen belassen werden kann. Im Rückgriff auf das Ampelbeispiel: wie gelingt uns Abstimmung und Kooperation, ohne dass wir auf stetig wachsende, äußere Beschränkungen angewiesen wären?
Durch Kommunikation, Rücksicht und verantwortungsvolles Handeln. Gerade wir hier in einer Kommune, in der der Kontakt eng und die Verbindungen vielgestaltig sind, haben wir die besten Voraussetzungen und Gegebenheiten, dies zu pflegen. Und mit Blick auf das vergangene Jahr wurde mit diesen Eigenschaften viel erreicht: im Austausch zwischen Politik, Verwaltung, Unternehmen, Vereinen und den zahlreichen ehrenamtlich Tätigen, die sich in und für Hirschhorn engagieren.
Ich möchte daher allen danken, die sich eingebracht und eingesetzt haben und dies auch für im Neuen Jahr tun. Ihre Leistungen waren und sind unverzichtbar. Diese Leistungen befeuern meine Zuversicht, dass Gutes in die Welt kommen kann und bleibt.
Menschen sind für „zwei einander ganz entgegengesetzte Dinge sehr eingenommen: für die Gewohnheit und für das Neue“, so der französische Schriftsteller Jean de la Bruyere. Einerseits schätzen wir die Chancen, die das Neue bietet und freuen uns, eingefahrene Gleise verlassen zu können. Andererseits schätzen wir auch Gewohntes, Bewährtes, Gesichertes, auf das wir unser Leben aufgebaut wissen.
Gegenwärtig ist es sehr viel Neues, was auf uns einströmt, so dass die Bewegung hin zu Bewährtem nachvollziehbar sein mag. Die Kunst ist es, Bewährtes mit Neuen zu verbinden.
Wenn Sie nachher in der Bilderauswahl Eindrücke aus 2024 Revue passieren lassen, so kann die Zusammenstellung naturgemäß nur exemplarisch sein. Es gibt so vieles Positives und Bewährtes in unserer Stadt. Am schönsten lässt sich dies bei den regelmäßigen Feierlichkeiten feststellen: die Faschingskampagnen der Hirschhorner Ritter und des HCV, die Ausklang- und Karmelabende, die Maifeiern von MGV und FFW, die Vatertagsfeste der FFW und des HCV, die Städtepartnerschaft, das Langenthaler Dorffest, die Ersheimer Kerwe, den Hirschhorner Advent, das RepairCafe.
Dann gibt es Dinge, die sich ändern. Manchmal schließen. Dazwischen kommt das Neue. Einige Eindrücke in diese Neuerungen finden sich auf den Bildern.
Alle von uns haben die Fähigkeit, die Zukunft zu denken, das ist die Garantie. Wenn wir darin besonders gut werden möchten, sollte nie aufgeben, gerne nachdenken, Fehler tolerieren, einen gewissen Sinn und einen liebenden Blick für das Leben haben, verschiedene Erfahrungen sammeln, die Energie haben, sich selbst als ein kreatives Wesen begreifen, Risiken eingehen, und nicht zuletzt: Wir dürfen Veränderungen als Bestandteil des Lebens begreifen und gleichzeitig dankbar sein, dass wir dieses haben.
Haben Sie daher herzlichen Dank für all Ihr Engagement und Ihren Einsatz, für Bewährtes und für Neues, in der Familie, im Beruf, als ehrenamtlich Engagierte bei den Vereinen, der Feuerwehr und den Rettungsdiensten, in den Kirchen und Organisationen. Sie tragen damit zum Erhalt und zur Lebendigkeit unserer Stadt, in Hirschhorn, Igelsbach, Langenthal und Unter-Hainbrunn bei. Ich freue mich auf die Weiterführung der Zusammenarbeit mit Ihnen zum Wohl unserer Stadt.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen für alles erdenklich Gute, Zufriedenheit und Gesundheit das Neue Jahr 2025. Herzlichen Dank.