Titel Logo
Hirschhorner Stadtanzeiger
Ausgabe 40/2022
Aus dem Rathaus
Zurück zur vorigen Seite
Zurück zur ersten Seite der aktuellen Ausgabe

Nachrichten aus dem Landratsamt Heppenheim

Fachkräftemangel belastet auch den Bauarbeitsmarkt

Im September waren im Kreis Bergstraße 5.906 Personen arbeitslos gemeldet. Im Vergleich zum Vormonat ist die Zahl der von Arbeitslosigkeit betroffenen Menschen um 64 Personen beziehungsweise um 1 Prozent leicht gefallen. Im Vergleich zum Vorjahresmonat stieg die Arbeitslosenzahl um 17,9 Prozent. Die Arbeitslosenquote bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen lag bei 4,0 Prozent (Vorjahr: 3,4 Prozent). Zum Vergleich: Für Hessen insgesamt liegt die Arbeitslosenquote aktuell bei 5,0 Prozent, deutschlandweit bei 5,4 Prozent.

„Als Kreis können wir uns natürlich nicht von den allgemeinen Trends abkoppeln. Dennoch liegt die Arbeitslosenquote bei uns weiterhin auf einem insgesamt sehr niedrigen Niveau“, betont Landrat Christian Engelhardt angesichts der aktuellen Arbeitsmarktzahlen.

Zunehmend angespannt ist die Fachkräftesituation auf dem Bauarbeitsmarkt. Bei einer Umfrage des ifo-Instituts gaben im Juli 2022 39,1 Prozent der bundesweit befragten Unternehmen aus dem Bauhauptgewerbe an, vom Fachkräftemangel betroffen zu sein. Laut dem Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB) gibt es auf dem Arbeitsmarkt nur noch wenige Arbeitskräftereserven. Sowohl bei Bauingenieuren als auch bei gewerblichen Fachkräften übersteige die Zahl der offenen Stellen die der Arbeitslosen. Obwohl laut dem Zentralverband des Deutschen Baugewerbes (ZDB), der vor allem mittelständische Handwerks- und Bauunternehmen vertritt, die Zahl der Lehrlinge zuletzt fünf Jahre in Folge gestiegen ist, drohe sich der Mangel in den kommenden Jahren zu verschärfen. Denn 150.000 Arbeitnehmer werden die Branche nach Schätzung des Verbandes altersbedingt in den nächsten 10 Jahren verlassen.

Das hat auch Einfluss auf die Produktion. 29 Prozent der befragten Unternehmen gaben im Durchschnitt des ersten Halbjahres 2022 im Rahmen einer ifo-Umfrage an, dass ihre Bautätigkeit durch den Fachkräftemangel behindert werde. Hinzu kommen aktuell weitere Belastungen der Branche, etwa durch die stark gestiegenen Energiekosten oder Lieferschwierigkeiten in bestimmten Bereichen.

Der Kreis Bergstraße will sich bei seinen Bauprojekten allerdings nicht einschränken und wird gegebenenfalls nach Lösungen suchen. „Wir investieren jedes Jahr viele Millionen Euro, insbesondere in die Modernisierung und den Neubau unserer Schulen. Diese Bauprojekte werden wir auch weiter mit Hochdruck vorantreiben“, betont Landrat Christian Engelhardt. „Tatsächlich sind solche Bauprojekte auch ein Schlüssel, um den Fachkräftemangel in unserem Kreis so gering wie möglich zu halten. Denn eine hohe Lebensqualität – und dazu zählen moderne Schulen - ist im Wettbewerb mit anderen Regionen ein wichtiger Faktor, um Fachkräfte zu gewinnen.“

Gleichzeitig sieht der Landrat aber auch die Politik im Bund gefordert: „Der Fachkräftemangel wird sich in den kommenden Jahren zu einem drängenden Problem entwickeln. Um dieses zu lösen, braucht es innovative Lösungen mit Vertrauen in Digitalisierung und Automatisierung. Gleichzeitig benötigen wir eine kluge Einwanderungspolitik, bei der qualifizierte Fachkräfte gezielt und praktikabel für bestimmte Branchen angeworben werden können.“

Der Kreis Bergstraße setzt als Schulträger jährlich rund 13 Millionen Euro für Wartung und Instandhaltung für alle kreiseigenen Schulen an. Für den Schulbau, -erweiterung sowie Generalsanierung wurden für das Jahr 2022 45 Millionen Euro im Wirtschaftsplan veranschlagt.

Gesundheitskoordinatorin widmet sich der Hebammenversorgung

Welchen Bedarf haben Hebammen im Kreis Bergstraße? Welche Versorgungsstrukturen gibt es und wie können sie weiter verbessert werden?

Unter anderem um solche Fragen wird sich die kommunale Gesundheitskoordinatorin im Fachbereich Gesundheitsversorgung der Bergsträßer Kreisverwaltung, Kathleen Wietholtz, kümmern. Eine ihrer ersten Aufgaben umfasst die Erarbeitung eines Hebammenkonzeptes für den Kreis Bergstraße. Mit diesem sollen nach Beschluss des Kreistages die Rahmenbedingungen für die Geburtshelferinnen und –helfer verbessert werden. Hierzu zählt auch, zu eruieren, wie die Ausbildung von Hebammen unterstützt und ihre Möglichkeiten zu gegenseitigen Vernetzung gestärkt werden können.

Geplant ist eine Befragung aller im Kreis gemeldeten Hebammen. Diese wird voraussichtlich aus zwei Teilen bestehen: Neben einer Erhebung für die Medizinalstatistik (Pflichtteil) gibt es einen freiwilligen Teil, der auf die Analyse der aktuellen und möglichen künftigen Versorgungsstrukturen zielt. „Wir hoffen hier auf eine hohe Rücklaufquote, um möglichst genaue Aussagen über die Bedarfslage treffen zu können. Ich bitte alle Hebammen im Kreis, sich rege daran zu beteiligen. Sie alle leisten unglaublich wertvolle Arbeit. Mit unserer kommunalen Gesundheitskoordinatorin haben wir nun eine wichtige Stelle, um die Hebammen – und Gesundheitsversorgung im Kreis weiter voranzubringen,“ sagt die Erste Kreisbeigeordnete und Gesundheitsdezernentin Diana Stolz.

Die neue kommunale Gesundheitskoordinatorin des Kreises Kathleen Wietholtz ist gelernte Operationstechnische Assistentin und hat ein Abendstudium in Gesundheits- und Sozialmanagement (Bachelor) an der FOM-Hochschule für Ökonomie und Management in Frankfurt am Main absolviert. Zu ihrem weiteren Aufgabenspektrum zählen die Koordination von Dialogprozessen in der kommunalen Gesundheitspolitik und das Monitoring der lokalen Versorgungs- und Bedarfslagen. Die Schaffung einer Stelle der kommunalen Gesundheitskoordination war eine Empfehlung aus der durchgeführten Versorgungsanalyse für den Kreis, welche nun - auch dank Fördermittel des Landes - umgesetzt werden konnte.