Titel Logo
Hirschhorner Stadtanzeiger
Ausgabe 40/2023
Aus unserer Stadt
Zurück zur vorigen Seite
Zurück zur ersten Seite der aktuellen Ausgabe

1250 Jahre Hirschhorn – Festvortrag vom 11. August von Dr. Marius Golgath - Teil 6

Grenzstein Kurpfalz

Ein weiteres Exponat des Langbein-Museums ist ein historischer Grenzstein, auf dem das Hirschhorner Wappen und die kurpfälzischen Rauten zusehen sind. Mit der benachbarten Kurpfalz kam es in Ersheim häufig zu Grenzstreitigkeiten, wovon dieser Gemarkungsstein zeugt. Er markierte auf der Ersheimer Seite die Landesgrenze zwischen dem Hirschhorner Gebiet des Erzstiftes Mainz und der Kurpfalz. Ersheim ist heute das einzige hessische Staatsgebiet, das auf der linken Neckarseite liegt.

Übergang an Hessen

Hirschhorn ist dieses Jahr genau 220 Jahre hessisch. Im Zuge der Neuordnung der deutschen Landkarte durch Napoleon Bonaparte kam Hirschhorn 1803 an die Landgrafschaft Hessen-Darmstadt. Bereits im September 1802 hatten hessische Truppen die Stadt besetzt und zur Jahreswende verkündete der hessische Beamte Georg Karl Stockhausen die feierliche Inbesitznahme. Den Übergang an Hessen begrüßte die Hirschhorner Bürgermiliz mit Böllerschüssen und einer Parade. Zum Abschluss rief eine Menschenmenge am neu angebrachten hessischen Löwen des Schlosstors zu Ehren des Landesfürsten „Vivat unser Ludewig“, da man sich von ihm eine Förderung des Wohlstandes versprach.

Als Sitz eines früheren mainzischen Amtes behielt Hirschhorn seine Stellung als Verwaltungsstadt und war von 1821-1832 Sitz eines Landrats, bevor es an den Kreis Heppenheim kam, aus dem der heutige Kreis Bergstraße hervorging. Mit dem Landratsamt in Heppenheim wurde die historische Bindung an das kurmainzische Oberamt Starkenburg erneuert.

Wald

In Hirschhorn hatte der Wald bereits vor dem Übergang an Hessen eine große Bedeutung. Hans IX. von Hirschhorn erließ 1562 eine Waldordnung, da der Holzhandel die wichtigste Einnahmequelle der Stadt darstellte. Hirschhorn war noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts für die Rindenversteigerung bekannt, weshalb Händler aus der näheren und weiteren Umgebung anreisten. Gerber benötigten die getrocknete Rinde, die man Lohe nannte, zum Ledergerben. Die Hirschhorner Waldwirtschaft konzentrierte sich auf das Rindenschälen, weshalb es eine „Rindenscheuer“ gab. Das sogenannte „Rennekloppen“, bei dem auch Frauen und Kinder mithalfen, war für die Bauernfamilien ein guter Zuverdienst. Durch die chemische Gerbung wurde das Rindenschälen um 1950 eingestellt.