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Hirschhorner Stadtanzeiger
Ausgabe 5/2023
Aus dem Rathaus
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Nachrichten aus dem Landratsamt Heppenheim

Herausforderungen und Gemeinsamkeiten auf allen Ebenen

„Der Austausch und die Kooperation zwischen den verschiedenen politischen Ebenen ist uns ein großes Anliegen“, konstatiert Landrat Christian Engelhardt. Zu diesem Zweck hatten er und die Erste Kreisbeigeordnete Diana Stolz zu einem Treffen mit den Vorsitzenden der Gemeindevertretungen, Stadtverordnetenversammlungen und des Kreistags ins alte Rathaus in Lorsch eingeladen. Als Ehrengast konnten die beiden die Präsidentin des Hessischen Landtages, Astrid Wallmann, begrüßen. Sie hatte sich die Zeit genommen, sich persönlich ein Bild davon zu machen, vor welchen Chancen und Aufgaben die Städte und Kommunen stehen. Angeregt tauschten sich die Anwesenden über die Gremienarbeit auf der kommunalen wie auch der Landesebene aus. „Es ist mir wichtig, Ihre Eindrücke mit nach Wiesbaden zu nehmen“, betonte Wallmann.

Ein zentrales Thema des Zusammentreffens war die Digitalisierung: „Sie kann uns als besondere Chance dienen, Prozesse zu vereinfachen, mehr Bürgerinnen und Bürger am politischen Geschehen teilhaben zu lassen und Verwaltung und Gremienarbeit flexibler zu gestalten“, erklärte Wallmann. Besonders interessierte sich die Landtagspräsidentin in diesem Zusammenhang dafür, welche Erfahrungen die kommunalen Vertreterinnen und Vertreter während der Pandemie gemacht haben. Dabei kam unter anderem zur Sprache, dass es kleine Kommunen schwer haben, geeignetes Fachpersonal im IT-Bereich zu finden. Gerade in dieser Branche falle es öffentlichen Institutionen schwer, mit dem freien Markt mitzuhalten, unter anderem, was die Bezahlung angehe.

Aber auch Positives gab es zu berichten: So klappte die digitale Sitzungsarbeit bis auf wenige Ausnahmen ohne Probleme. Manchen, so erklärte einer der kommunalen Vertreter, sei es durch die fortschreitende Digitalisierung in allen Lebensbereichen besser möglich, zum Beispiel ein Amt in der Gemeindevertretung wahrzunehmen. Durch Homeoffice etwa fielen häufig lange Fahrzeiten weg, was die Teilnahme an Sitzungen erleichtere. „Es geht genau darum, diese Vorteile zu nutzen und weiter auszubauen. Die Vereinbarkeit von Privatleben und Beruf rückt mehr und mehr in den Vordergrund. Die Digitalisierung muss deswegen alle Gremien bewegen“, sagte Wallmann. Gleiches gelte auch für die Verwaltungsapparate, die von vielen Bürgerinnen und Bürgern noch immer als sehr träge wahrgenommen würden.

Neben der Digitalisierung prägte auch der Austausch über die Herausforderungen auf allen politischen Ebenen, die es anzupacken gilt, das Gespräch mit der Landtagspräsidentin: So meldeten die Vorsitzenden der Gemeindevertretungen geschlossen zurück, dass sich immer weniger Menschen für politische Prozesse direkt vor ihrer Haustür interessierten – was letztlich auch die niedrige Wahlbeteiligung wiederspiegle.

Und auch der Umgangston im öffentlichen Raum sei rauer geworden. Dies bestätigten Landtagspräsidentin Wallmann und Landrat Engelhardt aus ihren eigenen Erfahrungen. „Gleichzeitig ist es ein gutes Gefühl, für Bürgerinnen und Bürger relevante Prozesse voranzutreiben. Unsere Arbeit und ist ein Privileg, denn in vielen anderen Ländern haben die Menschen kein Mitspracherecht. Dieses Privileg müssen wir pflegen und damit unsere demokratischen Grundsätze schützen“, appellierte Wallmann.

„Demokratie entsteht in den Städten und Kommunen. Deswegen bin ich Ihnen allen sehr dankbar, dass Sie Ihre ehrenamtliche Tätigkeit auch trotz – oder gerade wegen – der großen Herausforderungen, vor denen die Politik auf allen Ebenen steht, weiterhin mit so viel Hingabe ausüben!“, schloss Landrat Engelhardt.

Fachkräftemangel im Bereich Handwerk

Im Januar waren im Landkreis Bergstraße 6.188 Personen arbeitslos gemeldet. Im Vergleich zum Vormonat ist die Zahl der von Arbeitslosigkeit betroffenen Menschen damit um 4,2 Prozent gestiegen. Im Vergleich zum Vorjahresmonat stieg die Arbeitslosenzahl um 23,7 Prozent. Die Arbeitslosenquote bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen lag insgesamt bei 4,2 Prozent. Zum Vergleich: Für Hessen liegt die Arbeitslosenquote aktuell bei 5,2 Prozent, deutschlandweit bei 5,7 Prozent.

„Die Zunahme der Arbeitslosenzahlen ist aktuell laut Experten vorwiegend saisonal-, also auch witterungsbedingt“, betont Landrat Christian Engelhardt. „Dennoch bestehen auch ganz gravierende langfristige Herausforderungen in Bezug auf den deutschen Arbeitsmarkt.“ Denn es zeige sich ein zunehmender Fachkräftemangel, u.a. im Bereich Handwerk. Dies sei insbesondere auch mit Blick auf die Umsetzung der Energiewende ein gravierendes Manko, so der Landrat. So fehlten beispielsweise Handwerkerinnen und Handwerker für die Installation von Photovoltaik-Anlagen, zum Anbringen von Dämmungen oder zur Durchführung von Fach-Beratungen und Einbauten neuer Heizanlagen. Hierzu seien jede Menge zusätzliche gut qualifizierte Arbeitskräfte nötig, die es aktuell auf dem Arbeitsmarkt nicht gebe.

„Es muss nicht immer Abitur und Studium sein“, ist Landrat Christian Engelhardt überzeugt. „Wir brauchen in der Gesellschaft wieder eine höhere Wertschätzung für Ausbildungsberufe.“ Gerade Ausbildungen im technischen Bereich, insbesondere auch der IT oder eben im Handwerk böten auch langfristig ausgezeichnete Karrierechancen und vielfältige berufliche Tätigkeitsfelder.

Der Kreis Bergstraße engagiert sich über verschiedene Programme und Aktionen dafür, dass junge Bergsträßerinnen und Bergsträßer den jeweils für sie passenden Beruf finden. So findet beispielsweise regelmäßig ein Ausbildungs- und Studieninfotag für die Schülerinnen und Schüler der weiterführenden Bergsträßer Schulen statt. Auch das Projekt Praktikumswoche Bergstraße wird es in diesen Sommerferien wieder geben und damit die Möglichkeit, dass junge Menschen an insgesamt fünf Tagen fünf Berufe und Unternehmen der Region kennenlernen (vgl. https://praktikumswoche.de/bergstrasse). Zudem wurde ein Ausbildungsportal (https://ausbildung-bergstrasse.de) etabliert, das umfangreiche Informationen rund um Ausbildungsmöglichkeiten und Unternehmen bietet.