Höchst originelle Klänge erfüllten den stilvollen Kapitelsaal des Hirschhorner Karmeliterklosters. Blech oder Holz, blasen oder streichen?
Das Duo Jessica Armstrong (Horn) und Jens Veeser (Kontrabass), traten den hörbaren Beweis an, das sich scheinbare musikalische Gegensätze nicht nur klanglich überbrücken lassen, sondern zu Kammermusik auf Topniveau taugen. Hierzu braucht es zwei ausgewiesene Virtuosen. Nicht umsonst sind sowohl die gebürtige Australierin Armstrong als auch der Stuttgarter Veeser beim Heidelberger Orchester als Solisten unter Vertrag.
Natürlich gab es auch solistische Kostproben. Zwei Sätze aus Bachs Cellosuite Nr. 5 erwiesen sich auch als gediegene Hornetüden und Vitaly Buyanovskys „Espana“ zeigte das ansonsten als eher gutmütig charakterisierte Horn feurig spanisch. Der Kontrabass, hier mit einer speziellen höher gestimmten Solobesaitung, glänzte ungewöhnlich agil in Knut Guettlers Greensleeves-Variationen oder Francois Rabbaths indisch angehauchtem „Poucha Dass“, welches für Beifallsspitzen sorgte.
Für das Zusammenspiel der beiden Instrumente gibt es wenig Originalwerke, so dass man auf Bearbeitungen von Hornduetten oder auch Mozarts Stücke aus KV 487 zurückgriff, bei denen die eigentlich vorgesehenen zwei Klarinetten sportlich „tiefergelegt“ wurden, so dass das Klangbild sich in den Lagen Bass/Tenor manifestierte und die Musik auf höchst interessante Weise neu beleuchtete. Trotz des Literaturmangels schafften es die beiden Künstler, ein Programm mit Werken vom Barock über die Klassik und Romantik bis hinein in die Neuzeit anzubieten.
Das Konzert mündete in eloquenten Preziosen von Lowell E. Shaw in dem von ihm geprägten „Frippery Style“, der Elemente von Charleston bis Barbershop unterhaltsam mischt, so dass die Musiker und das Publikum gleichsam ihre Freude daran haben.
Im Bühnengespräch mit Aloisia Sauer, die eingangs Rudyard Kiplings Gedicht „If“ rezitierte, erfuhr man allerhand Interessantes, etwa was die eine Hand von Hornisten im Schalltrichter des Instruments anstellt. Eine flippige, besser gesagt „frippige“ Zugabe und danach der Abendsegen, gesprochen von Pater Sijoy, rundeten einen gleichermaßen anregenden wie niveauvollen Abend ab.
Text: R. Autenrieth