Am Sonntag, den 13.11.2022 wurde am Volkstrauertag das Kriegerdenkmal in Weichenried eingeweiht. Bürgermeister Jürgen Haindl war bei der Einweihungsfeier vor Ort. Anschließend war er zudem noch bei der Gedenkfeier in Hohenwart dabei.
Nachfolgend seine Rede zum Volkstrauertag 2022.
Sehr geehrte Damen und Herren – liebe Bürgerinnen und Bürger,
ich begrüße Sie zur Einweihungs – Gedenkfeier und der Kranzniederlegung am heutigen Volkstrauertag.
„Weil die Toten schweigen, beginnt immer wieder alles von vorn“, hat der französische Philosoph Gabriel Marcel geschrieben. Damit die Toten nicht schweigen, damit wir weiterhin ihre Stimme hören, haben wir den Volkstrauertag.
Wir denken heute – so wie schon seit über 100 Jahren – an die 9,4 Millionen Toten der beiden Weltkriege im 20. Jahrhundert. Dieses Gedenken ist in allen Ortsteilen unserer Gemeinde zu einer guten Tradition geworden und es ist noch mehr: Es ist eine humanitäre Verpflichtung! Es sind keine leeren Rituale. Diese Feier ist ein fester Bestandteil unseres Gemeindelebens. Denn erst das gelebte Bekenntnis zur Vergangenheit macht uns zu dem, was wir sind. Denen, die sich heute hier versammeln, aber auch denen, die heute nur in Gedanken am Ehrenmal sein können, ist es wichtig, gemeinsam am Volkstrauertag der Kriegstoten zu erinnern.
Die Anzahl derjenigen in Deutschland, die einen Krieg aktiv erlebt haben, wird naturgemäß immer geringer. Die damit verbundene Trauer ist verblasst, da der Zweite Weltkrieg viele Jahrzehnte her ist. Naturgemäß fällt es dadurch insbesondere jüngeren Menschen schwer, die Bedeutung, die der Volkstrauertag für die Kriegs- und Nachkriegsgenerationen hatte, in der Tiefe zu begreifen.
Wie lange die Kriege dauerten und wann sie zu Ende waren erfährt man überall. Im Schulunterricht, in Wikipedia oder auch „oldschool“ aus einem Geschichtslexika. Welche Aus- und Nachwirkung ein Krieg bei einem der Beteiligten hatte, kann jedoch nicht beschrieben werden.
Je länger Kriege entfernt sind, desto stärker lässt die Erinnerung daran nach. Durch eine große zeitliche Entfernung zu den Ereignissen von Kriegen kommt den Gedenkstätten zunehmend eine neue Bedeutung zu: Sie werden von Orten der Trauer zu Orten des Lernens.
Dass wir es auch heute, trotz über 75 Jahren Frieden in Deutschland, noch mit einer Vielfalt an Bedrohungen zu tun haben und uns davor hüten müssen, pauschal Minderheiten anzuprangern, ist eine der großen Herausforderungen unserer Zeit. Es gilt also nach wie vor wachsam zu bleiben. Bildung und Wissen, offene, wertschätzende Diskussion sowie die differenzierte Auseinandersetzung mit allen Themen werden immer wichtigere Faktoren, den Anfängen von Terror und Gewalt zu wehren und all denjenigen mit Entschlossenheit entgegenzutreten, die andere überfallen, mit Krieg überziehen und sie unter das Joch ihrer Ideologien zwingen wollen.
„Üben wir den Frieden und hoffen wir, dass irgendwann aus dem Volkstrauertag ein Volksfriedenstag wird“.