Der Iphöfer Bahnhof um 1925
Iphofen und die Anbindung an die Eisenbahn 1865
Mit Beginn der Streckensperrung aufgrund des barrierefreien Ausbaus des Bahnhofs Iphofen sowie der Modernisierung der Verbindung Nürnberg - Würzburg wird vielen Pendlern und Reisenden bewusst, welche Bedeutung die Anbindung Iphofens an das Bahnnetz hat.
Nachdem sich die 1835 in Betrieb genommene erste deutsche Eisenbahnlinie auf der Strecke Nürnberg - Fürth als Erfolg erwiesen hatte, wurde zwischen 1852 und 1854 die „Ludwigs-Westbahn“, benannt nach König Ludwig I., von Bamberg über Schweinfurt, Würzburg, Aschaffenburg bis zur bayerischen Grenze in Kahl am Main eröffnet. In der Folge bemühten sich zahlreiche mainfränkische Städte und Gemeinden, bei zukünftigen Planungen der Trassenführung berücksichtigt zu werden, so schon seit längerem Kitzingen (Würzburg - Kitzingen - Nürnberg) und Marktbreit (Würzburg - Marktbreit - Ansbach).
Im Jahr 1858 war aus Kitzingen und Neustadt a.d. Aisch ein Gesuch für eine direkte Bahnverbindung Nürnberg - Würzburg über die genannten Städte eingereicht worden, die neben den regionalen Interessen zudem Fernverbindungen, wie z.B. Frankfurt - Wien, gewährleistete und sich an alten Handelswegen orientierte. In dieser Petition werden auch die wirtschaftlichen Interessen der an der vorgeschlagenen Trasse liegenden Orte benannt.
Für Iphofen heißt es hier: „Die nächstfolgende Stadt Iphofen hat außer ihrem reichen Getraidebau und Holzreichthum besonders die Gyps- und Alabastersteinbrüche als Ausbeute für Verkehrsartikel, hauptsächlich aber einen vorzüglichen Weinbau gleich den in seiner Nachbarschaft gelegenen Orten Wiesenbronn und Rödelsee.“
Im Jahr 1861 zeichnete sich beim Streckenverlauf Nürnberg - Würzburg eine neue Variante, nämlich der Verlauf von Nürnberg nach Markt Einersheim über Marktbreit und anschließend Anbindung an eine Linie von Würzburg nach Ansbach, ab. Kitzingen sollte über eine Stichbahn an Marktbreit angebunden werden. Argumentiert wurde mit betriebstechnischen Schwierigkeiten, vor allem aufgrund der nötigen Mainbrücke, der starken Steigung bzw. der Kurven zwischen Kitzingen und Rottendorf, was das Projekt verteuere. Zahlreiche hierbei benachteiligte Landgemeinden verfassten Petitionen. So schrieben der Magistrat und die Gemeindebevollmächtigten von Iphofen, die um die zukünftige Bahnstation fürchteten, am 11. August 1861 an den König und begründeten ihre Bitte wie folgt:
„Iphofen, ganz nah an der Nürnberg=Würzburger Staats=Straße gelegen, zählt 1800 Seelen, worunter verhältnismäßig sehr viele Gewerbtreibende, und ist in seiner nahezu 8000 Tagwerk umfassenden Markung mit einer reichen Fülle von allerlei Erzeugnissen gesegnet.
Neben den herrlichen Weinbergen, deren Product, nach allen Richtungen hin verkauft, dem Städtchen Iphofen eine namhafte Summe einträgt, besteht der üppigste Getraide= und Futterbau, sowie bedeutende Viehzucht und steigt der Absatz nach außen mit jedem Jahr höher. Außerdem verkauft Iphofen jährlich für viele Tausende von Gulden Holz nach außen und birgt auf seiner Markung ausgedehnte unerschöpfliche Lager von Sand, Alabaster= und Gypssteinen, welch` Letztere insbesondere Gegenstand eines äußerst lebhaften Verkehrs während des ganzen Jahres bilden.
Dürften schon diese Verhältnisse allein für die oben gestellte allerunterthänigste Bitte eine gewichtige Bedeutung haben, so wird noch weniger über sehen werden dürfen, daß Iphofen vermöge seiner örtlichen Lage so recht für eine Bahnstation geschaffen zu sein scheint; denn erstens ist es durch die wie Radien nach allen Richtungen hinauslaufenden festgebauten und gut unterhaltenen Vicinalstraßen und Wege, sowie durch die in der Nähe vorbeiziehende Staatsstraße mit den benachbarten mitunter sehr bevölkerten Ortschaften verbunden und bildet gleichsam den Knotenpunkt derselben und dann ist es zweitens nur 1½ Stunde von Kitzingen, also von der wahrscheinlich nächsten Station nicht zu wenig und nicht zu weit entfernt.
Wohlfeilheit von Grund und Boden, sowie günstiges Terrain, wie dies hier der Fall, dürften gleichfalls sehr berücksichtigungswerthe Momente sein, zumal wenn man erwägt, daß neben denselben die Hauptsache, nämlich die geradeste Linie, durchaus keine Beeinträchtigung erleidet.“
Am 18. August 1861 wurde eine Deputation vom Generaldirektor der Verkehrsanstalten in München empfangen, der der Iphöfer Abordnung mitteilte, dass eine Bahnstation in Iphofen geplant sei. Nach weiteren Überlegungen und Berechnungen stand 1862 schließlich fest, dass die Streckenführung über Kitzingen nach Würzburg sogar rentabler sei als über Marktbreit, zudem kürzer und für die Verkehrsanbindung besser. In einer Auflistung vom 7. Februar 1862 erklären sich 38 Bürger bereit, im Falle eines Eisenbahnbaues den Mitarbeitern für die Dauer des Baues Zimmer zu vermieten
In Iphofen wurde ein Bahnhofsgebäude nach dem Normtyp „Gattung V“ erstellt. Dieser war der zweitkleinste Gebäudetyp und für Landstationen vorgesehen, an denen sowohl Personen- als auch Güterverkehr abgewickelt wurden. Die Bahnhöfe von Markt Einersheim als auch von Mainbernheim waren größer angelegt.
Nachdem auf einem Teil der Strecke bereits am 8. Oktober 1864 eine Probefahrt erfolgt war, erreichte der erste offizielle Zug Iphofen am 11. Juni 1865.
Aus einem Fahrplan von 1870 ist zu ersehen, dass ein Nahverkehrszug für die Strecke Nürnberg - Würzburg über sechs Stunden benötigte, ein schneller Kurierzug, der nicht in Iphofen hielt, sondern in der Umgebung nur in Kitzingen, Markt Einersheim und Markt Bibart, fuhr die Strecke in ca. zweieinhalb bis drei Stunden, der Postzug benötigte dreieinhalb Stunden. Je Fahrtrichtung hielten in diesem Jahr pro Tag fünf Züge in Iphofen.
Am 30. Mai 1976 wurde der Bahnhof in Iphofen geschlossen und damit zu einem „unbesetzten Tarifpunkt für Personen- und Wagenladungsverkehr“. In den Nachbarorten Hellmitzheim, Markt Einersheim und Mainbernheim halten seit dem Fahrplanwechsel im Frühjahr 1982 keine Züge mehr. Iphofen blieb als Haltepunkt erhalten. Durch den barrierefreien Ausbau sowie die Verkehrswende dürfte dies auch langfristig gewährleistet sein.
Susanne Kornacker