Es prägen sich leider nicht nur schöne, sondern auch leidvolle Erinnerungen in das kollektive Gedächtnis einer Stadt ein. So jährt sich in diesem Juni das „Jahrhunderthochwasser“ von Iphofen zum 50. Mal. Ein Zeitungsbericht titelt dazu „Der Weinberg kam in die Stadt“. Nach wolkenbruchartigen Regenfällen entstanden vor allem in den Weinbergslagen „Kalb“ und „Kronsberg“ reißende Wasserläufe, die diese verwüsteten. Es wurden tiefe Gräben ausgespült, in der Lage „Kronsberg“ rutschte die Kammböschung ab.
Der Boden war bereits nass, als es am 24. Juni 1975, einem Dienstag, am Nachmittag stark zu regnen begann. Bereits nach einer Stunde wurde die Feuerwehr alarmiert, da die ersten Häuser unterhalb des Schwanbergs voll Wasser und Schlamm liefen. Schließlich kamen die Wassermassen über die Rödelseer Straße vom Norden durch das Rödelseer Tor auf den Marktplatz und überfluteten diesen bis zu einem Meter und die auf gleichem Niveau liegenden Straßen. Vom Süden lief das Wasser in das Gräbenviertel und sammelte sich dort in der Unteren Gräbengasse. An der Post sorgte die Feuerwehr mit drei Pumpen dafür, dass der Verteilerkabelschacht nicht voll Wasser lief. Bei den Aufräumarbeiten halfen auch die in Kitzingen stationierten Amerikaner mit.
Im Zuge der Flurbereinigung waren zwei Rückhaltebecken entstanden, die nach einem hundertjährigen Durchschnitt berechnet worden waren und 70.000 Kubikmeter Wasser auffangen konnten. Da jedoch nach Schätzungen etwa 84.000 Kubikmeter auf die Iphöfer Weinbergsflur trafen, konnten die Becken das Wasser nicht mehr aufnehmen.
Es waren zwar auch umliegende Gemeinden rund um den Schwanberg und Umgebung betroffen, jedoch gab es allein in der Gemarkung Iphofen Gesamtschäden von über drei Millionen DM. Die Flurbereinigung war mit einem Schaden von 1,5 Millionen DM betroffen. Bereits am Folgetag trafen sich Vertreter örtlicher Organisationen und des Landratsamts, der Regierung von Unterfranken, des Wasserwirtschaftsamtes und der Flurbereinigungsdirektion Würzburg, um sich ein Bild von den Schäden zu machen und über Hilfsmaßnahmen zu beraten. Der bayerische Landtag sagte unbürokratische Hilfen zu. Der Stadtrat beschäftigte sich in der Folge mit der Hochwasserproblematik und machte konkrete Verbesserungsvorschläge bezüglich der Wasserführung in den Weinbergen.
Kleine Helfer beim Hochwasser am Marktplatz im Juni 1975; Stadtarchiv Iphofen, Bildersammlung (Aufnahme: Eva Seidel).