100 Jahre Postgebäude Iphofen – Ein Beitrag im neuen Jahrbuch für den Landkreis Kitzingen
Im Jahr 2025 feiert das an der südlichen Zufahrt in die Altstadt gelegene Postgebäude von Iphofen sein 100-jähriges Bestehen. Einst als moderner und großzügiger Bau gepriesen, zeugt heute die Bezeichnung „Alte Post“ davon, dass dieses Gebäude nun eine andere Bestimmung hat. Die Geschichte der Post durch die Jahrhunderte ist durch zahlreiche Umstrukturierungen geprägt. Die Zuständigkeiten wechselten häufig, teils durch politische Umbrüche, teils durch betriebliche Optimierungsbestrebungen.
Im nun erschienenen neuen Jahrbuch für den Landkreis Kitzingen wird die Geschichte des Postwesens in Iphofen ausführlich dargestellt. Da Iphofen zwar nicht weit entfernt, aber eben nicht an der ehemaligen Reichsstraße, einer wichtigen Ost-West-Verbindung lag, hatte die Kleinstadt lange keine eigene Poststation. Die Post wurde ab 1627 über Possenheim, ab 1809 über Mainbernheim verteilt. Iphofen bemühte sich lange vergeblich um eine eigene Postexpedition und sah eine weitere Chance schließlich, als am 1. Oktober 1860 die oberste Postbehörde im Königreich Bayern beschlossen hatte, neue Landposten einzurichten. Die Stadt versprach, die schlechten Straßenverhältnisse zu verbessern und erhielt am 1. November 1861 nun erstmalig eine Postablage, bei der man Post aufgeben und abholen konnte. Nach der Eröffnung der Bahnlinie Nürnberg - Würzburg im Jahr 1865 übernahm der jeweilige Bahnhofsvorsteher am Bahnhof nun auch den Postdienst, die Postexpedition im Ort wurde aufgegeben. Wegen der Entfernung zum Bahnhof wurde neben der Postagentur am Bahnhof, die die Bezeichnung „Iphofen 2“ bekam, am 1. Juli 1899 schließlich eine zweite Postagentur „Iphofen 1 Ort“ im Haus Nr. 263 (heute Ludwigstraße 2) eröffnet. Ab dem 1. Januar 1901 war es möglich, in dieser Agentur zu telefonieren und zu telegrafieren. Sie war neben einer Postablage nun also auch eine öffentliche Fernsprech- und Telegrafenanstalt. Als 1921 das Postwesen von der Bahn getrennt worden war, schloss man die Postagentur am Bahnhof wieder.
Nachdem schon länger Diskussionen wegen der ungenügenden räumlichen Situation der Postagentur geführt worden waren und man für das südlich der Bahntrasse verlaufende Fernkabel Nürnberg - Frankfurt am Main ein Verstärkeramt, das etwa alle 70 km notwendig war, benötigte, entschloss sich die Deutsche Reichspost, ein neues Gebäude für beide Einrichtungen zu bauen. Im Juni 1924 begann man mit dem Bau, den das Iphöfer Baugeschäft Gebrüder Neubert ausführte. Bereits am 1. März 1925 wurde das neue Gebäude in Betrieb genommen. Nun gab es sowohl einen Leiter des Verstärkeramtes mit Mitarbeitern sowie Postangestellte. Im Gebäude befanden sich zudem Dienstwohnungen. In der Zeit des Nationalsozialismus baute man die Telekommunikation aus, um sie zur Nachrichtenübermittlung und zu Propagandazwecken besser nutzen zu können. Baupläne von 1936 zeigen die Erweiterung des Verstärkeramtes Iphofen nach Westen, die anschließend ausgeführt wurde. Heute noch wird in Iphofen erzählt, dass durch das Verstärkeramt Iphofen das sogenannte „Führer-Kabel“ hindurchging, eine volkstümliche Bezeichnung für ein leistungsstarkes Fernkabelnetz, das neue Möglichkeiten der Bildübertragung und des Telefonierens möglich machte. Karten zeigen jedoch, dass es nahe östlich an Iphofen vorbeilief, das Verstärkeramt jedoch die erste Station westlich dieser Linie und Knotenpunkt verschiedener Strecken war. Aufgrund der Bedeutung für die Kommunikation wurde kurz vor dem Einmarsch der Amerikaner am 6. April 1945 Technik des Verstärkeramtes zerstört, um wie vielfach üblich nicht den einmarschierenden Truppen zur Verfügung zu stehen. Bereits im Oktober 1945 wurde der Betrieb am Standort wiederaufgenommen. 1973/74 unterzog man das Gebäude einer umfassenden Sanierung. 1975 wurde westlich des Verstärkeramtes ein Neubau für die Ortsvermittlungsstelle Iphofen errichtet, wohin die Fernsprechtechnik nach und nach umzog, um nach neuen Standards zu arbeiten. Als Folge umfassender Postreformen in den 1980/90er Jahren schloss man die Postfiliale 1998 in Iphofen und betrieb nun eine Postagentur im Kaufhaus Stöhr am Marktplatz, die 2018 in den REWE-Markt an der südlichen Bahnhofstraße umzog. Die Postverteilung blieb im Gebäude. Die Räume des Verstärkeramtes standen bereits länger leer, die Dienstwohnungen waren weiterhin vermietet. Als die Post die Immobilie verkaufte, erwarb diese die Stadt Iphofen im Jahr 2005. Seit 2007 befindet sich im langgestreckten Westflügel ein Fitnessstudio. 2017 beschloss der Stadtrat, das ehemalige Postgebäude für die städtische Forstverwaltung und die Forstbetriebsgemeinschaft Kitzingen umzubauen, die nun ihren Sitz im Erdgeschoss des Kopfbaus haben.
Wer sich ausführlicher mit der Geschichte der Post beschäftigen möchte, sei folgender Aufsatz empfohlen, der auch zahlreiches Bildmaterial enthält:
Susanne Kornacker, „eine Zierde Iphofens“ – 100 Jahre Postgebäude Iphofen.
Ein Gang durch Jahrhunderte Iphöfer Postgeschichte, in: Jahrbuch für den Landkreis Kitzingen 2025, S. 131-157.
Das Buch ist im Buchhandel für 31,90 € zu beziehen und enthält weitere Beiträge zur Geschichte des Landkreises wie z.B. von Michelle Krämer über die Schützen von Nenzenheim, zur Gebietsreform und zur Eisenbahngeschichte von Gerhard Bauer, zur Segnitzer Ortsgeschichte von Norbert Bischoff sowie zu Naturdenkmälern und zur ehemaligen Synagoge von Kleinlangheim von Reinhard Hüßner.
Susanne Kornacker