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Iphöfer Nachrichten
Ausgabe 43/2022
Amtliche Bekanntmachungen
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Mittelwälder sind ein Gewinn für die Artenvielfalt

LIFE-Projekte fördern den Erhalt der biologischen Vielfalt in der EU.

Rainer Fell, Stadtförster Iphofen, gibt einen Überblick über die Mittelwälder rund um Iphofen.

Über 80 Prozent gehören zum europaweiten Netz an Naturschutzgebieten

Fachleute der Forst- und Umweltbehörden sowie Waldbewirtschafter tauschten sich kürzlich über die Bedeutung der fränkischen Mittelwälder für das europäische Schutzgebietsnetz Natura 2000 aus. Die Veranstaltung im Mittelwaldpavillon von Iphofen stand unter der gemeinsamen Federführung der Regierung von Unterfranken, der Bayerischen Akademie für Naturschutz und Landespflege und des Biodiversitätszentrum Rhön und fand im Rahmen des Kommunikationsprojekts LIFE living Natura 2000 statt.

Nach einem Grußwort des 2. Bürgermeisters von Iphofen, Hans Brummer, berichtete Karin Günter von der Regierung von Unterfranken rückblickend über das sogenannte LIFE+ Projekt, das bereits von 2010 bis 2014 in Iphofen durchgeführt worden war. Das von der EU mitfinanzierte Projekt hatte zum Ziel, die lichten Wälder der Region weiterzuentwickeln, sie mit umgebenden Lebensräumen zu verzahnen und langfristig als Baustein für das europäische Schutzgebietsnetz Natura 2000 zu sichern.

„Es hat sich gelohnt, dass wir es gemacht haben“, konstatierte Josef Mend, der das Projekt als damaliger Bürgermeister begleitet hatte. Anschließend stellte Karin Günter das Projekt „Living Natura 2000“ vor, das unter dem Motto „Ganz meine Natur“ mit diversen Aktionen auf die bayerischen Natura 2000-Gebiete aufmerksam macht und damit zur Wertschätzung und zum Erhalt der Naturvielfalt in Bayern beiträgt.

Heute gibt es im Landkreis Kitzingen knapp 800 Hektar aktiv genutzte Mittelwälder: Ein Gewinn für die Artenvielfalt, wie Sebastian Vogel vom Biodiversitätszentrum Rhön in seinem Vortrag aufzeigte. In fränkischen Mittelwäldern wurden bereits eine Vielzahl seltener Tag- und Nachtfalterarten sowie etwa 40 Prozent der Totholzkäferarten Mitteleuropas nachgewiesen. Um noch mehr über diese besonderen Wälder herauszufinden, führt er aktuell ein Artenmonitoring durch. Dabei konnte in Scheinfeld der Breitschulterbock nachgewiesen werden. Er gehört zu den sogenannten Urwaldreliktarten und gilt in Bayern als vom Aussterben bedroht.

Insgesamt zählen über 80 Prozent der bayerischen Mittel- und Niederwälder zu Natura 2000 und genießen damit einen besonderen Schutzstatus. Ihren Erhalt unterstützt der Freistaat Bayern mit dem Vertragsnaturschutzprogramm Wald. Dieter Lang von der Unteren Naturschutzbehörde in Kitzingen informierte über die vielfältigen finanziellen Fördermöglichkeiten, bevor die Gruppe zu einer kleinen Exkursion in den Schaumittelwald Iphofens aufbrach. Dabei entwickelte sich ein spannender Austausch zwischen den Teilnehmerinnen und Teilnehmern, bei dem insbesondere die Herausforderungen des Klimawandels für den Waldbau und die Folgen für die Artenvielfalt im Fokus standen.