Die Klasse 8bM gemeinsam mit Rektor Markus Donderer, Bürgermeister Robert Strobel, Yonca Necan-Rieck, Initiatorin des Projekts und Klassenlehrerin, sowie Hausmeister Kevin Rieck an der bereits errichteten, jedoch noch ungestalteten Friedensmauer.
Beim Anbringen der Leisten an die Schalung: Schülerinnen und Schüler der 8bM arbeiten unter Anleitung von Lothar Schwer und Klassenlehrerin Yonca Necan-Rieck an der Struktur für die ziegelähnliche Mauer.
Ichenhausen - Eine Mauer als Zeichen für Zusammenhalt, Menschlichkeit und Zivilcourage: Die Klasse 8bM der Freiherr-von-Stain Mittelschule Ichenhausen realisiert derzeit ein besonderes Projekt auf dem Pausenhof. Unter der Leitung der Klassenlehrerin Yonca Necan-Rieck gestalten die Schülerinnen und Schüler eine sogenannte Werte- und Friedensmauer, die an die Bedeutung demokratischer Grundwerte erinnern soll und zugleich ein Zeichen gegen Ausgrenzung, Rassismus und Intoleranz setzt.
Ausgangspunkt war eine intensive Auseinandersetzung mit der Zeit des Nationalsozialismus im GPG-Unterricht. In einer Unterrichtseinheit lernten die Jugendlichen die Lebensgeschichten dreier jüdischer Bürgerinnen und Bürger aus Ichenhausen kennen: Anneliese Erlanger, Arnold Erlanger und Ludwig Seligmann. Ihre Biografien verdeutlichten, wie jüdisches Leben in der Region durch Entrechtung, Verfolgung und den Verlust der Heimat zerstört wurde, mit ganz unterschiedlichen Schicksalen.
Die Beschäftigung mit dem historischen Unrecht warf für die Schülerinnen und Schüler zentrale Fragen auf: Welche Werte hätten in der Gesellschaft damals gelebt werden müssen, um solches Leid zu verhindern? Und wie können diese Werte heute sichtbar gemacht und gestärkt werden? Gerade weil Rassismus, Ausgrenzung und Intoleranz auch heute noch Teil unserer Gesellschaft sind, wurde den Jugendlichen der Gegenwartsbezug besonders bewusst.
Die Antwort darauf fand die Klasse in Form eines Projekts: der Idee einer Friedensmauer, die dauerhaft auf dem Schulgelände errichtet werden soll und zum Nachdenken anregen möchte. Möglich wurde die Umsetzung dank Harald Zacher, Bereichsleiter bei der Firma Abenstein in Ichenhausen. Er war von dem Vorhaben sofort überzeugt und setzte sich persönlich dafür ein, dass das Unternehmen alle benötigten Baumaterialien zur Verfügung stellte. Der Bau erfolgte unter der fachkundigen Begleitung von Lothar Schwer, der sich ehrenamtlich und mit großem persönlichem Engagement gemeinsam mit den Jugendlichen an der Realisierung beteiligte.
Auch Bürgermeister Robert Strobel unterstützt das Projekt und würdigte das Engagement der Schülerinnen und Schüler als wichtigen Beitrag zur Erinnerungsarbeit und zur Stärkung demokratischer Werte in der Stadtgesellschaft. Obwohl die Mauer zum Zeitpunkt seines Besuchs noch nicht fertiggestellt war, nahm er sich bewusst Zeit, um sich vor Ort ein Bild vom Zwischenstand der Arbeiten zu machen. Dabei suchte er aktiv das Gespräch mit den Jugendlichen, um sich über ihre Gedanken, Ideen und Erfahrungen im Rahmen des Projekts auszutauschen.
Gestaltung der Friedensmauer: Die Mauer wird zweiseitig gestaltet: Eine Seite zeigt künstlerisch zentrale Werte wie Respekt und Zivilcourage, die andere porträtiert Persönlichkeiten, die sich in der Vergangenheit und heute für diese Werte eingesetzt haben. Die Schülerinnen und Schüler übernehmen die Umsetzung in den Sommerferien. Die feierliche Einweihung ist zu Beginn des Schuljahres 2025/26 geplant.
Auch wenn der Begriff „Mauer“ in der deutschen Geschichte vielfach negativ konnotiert ist, möchte die Klasse mit ihrer Projekt-Mauer bewusst ein positives und verbindendes Zeichen setzen: Die Friedensmauer soll nicht trennen, sondern dauerhaft zum Erinnern, Mahnen und aktiven Handeln einladen und damit ein respektvolles Miteinander in einer offenen, vielfältigen Gesellschaft fördern. Sie steht symbolisch für die Beständigkeit jener Werte, die auch in Zukunft unser Zusammenleben prägen und schützen sollen.
Die Schulgemeinschaft zeigt sich bereits jetzt beeindruckt vom Engagement der 8bM. Das Projekt verbindet historisches Lernen mit gelebter Wertevermittlung und einem starken Bewusstsein für gesellschaftliche Verantwortung.