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Mitteilungsblatt der Verwaltungsgemeinschaft Ichenhausen
Ausgabe 4/2023
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In den Erinnerungen des 2022 verstorbenen langjährigen Standesbeamten der Stadt Ichenhausen, Hermann Miller, wird u.a. die Familie Erlanger erwähnt, in deren Haus in der Günzburger Straße seine Eltern zur Zeit seiner Geburt in den 20-er Jahren wohnten.

Über diesen Hinweis stießen wir auf eines der tragischen Schicksale von jüdischen Ichenhausner Familien zur Zeit des Nationalsozialismus.

Anneliese Erlanger, 14 Jahre alt, als sie Ende August1939 mit einem der Kindertransporte nach London entkam, überlebte so als einzige ihrer Familie die NS-Zeit. Ihr Vater Siegfried war bereits Ende Dezember 1936 verstorben, ihre Mutter Emma, geb. Regensburger, und ihre jüngere Schwester Ingeborg wurden am 1. April 1942 nach Ostpolen „ausgesiedelt“ und dort ermordet.

Anneliese, die nach Kriegsende, inzwischen 20 Jahre alt, aus ihrem Londoner Exil nach New York übersiedelte, wo sie 2013 starb, übergab ihren Nachlass dem dortigen Leo Baeck Institut: alles, was sie in ihre Emigration an Fotos und Dokumenten nach England mitnahm, und alles, was sie im Rückblick auf die tragische Geschichte ihrer Familie, über „die offene Wunde, die nie heilt“, später niederschrieb.

Das Leo Baeck Institut hat es sich seit seiner Gründung 1955 zur Aufgabe gemacht, die Geschichte und Kultur des deutschsprachigen Judentums zu dokumentieren und in der Erinnerung wach zu halten. Deshalb wurde uns von dort auch der größte Teil der die Ausstellung gestaltenden Materialien freundlicher Weise zur Verfügung gestellt.

Durch die Zusammenarbeit mit der Hans Maier Realschule wurde dem Tatbestand besondere Aufmerksamkeit zuteil, dass es sich nicht nur im Fall der Familie Erlanger, sondern beim Völkermord der Nazi-Zeit insgesamt auch und vor allem um tragische Schicksale von Kindern und Jugendlichen handelt.

Die Ausstellung ist ein Gemeinschaftsprojekt des Fördervereins Kultur &Naherholung Ichenhausen u. Umgebung, der Stadt Ichenhausen und der Hans Maier Realschule Ichenhausen.

Zur Ausstellungseröffnung am Donnerstag 9. März um 18.30 Uhr im Schulmuseum ergeht herzliche Einladung. Der Eintritt ist frei.