Titel Logo
Amtliches Mitteilungsblatt der Gemeinde Küps
Ausgabe 11/2025
Aus dem Rathaus wird berichtet
Zurück zur vorigen Seite
Zurück zur ersten Seite der aktuellen Ausgabe

Eine Vorstellung der zweiten Ausgabe der Küpser Heimatblätter!

Liebe Leserinnen und Leser!

„Mit den Schienen kam der Schwung“ ist die zweite Ausgabe unserer „Küpser Heimatblätter“ überschrieben … und ich freue mich, Ihnen dieses Heft, das eine kleine Historie zur Küpser Post- und Bahngeschichte enthält, ans Herz legen zu dürfen.

Im Rahmen der Zusammenstellung dieses Büchleins wurde mir Eines zunehmend bewusst, nämlich dass keine Entwicklung unser Land, unsere Orte und unsere Leben so massiv verändert hat, wie der Auf- und Ausbau unserer Infrastruktur in den letzten 200 Jahren.

Stellen Sie sich eine Welt ohne Bahn und Post vor. Nein, ernsthaft – versuchen Sie es mal. Keine Züge, keine Pakete, keine Briefe von der Großtante mit 20 Euro zu Weihnachten, keine romantischen Postkarten aus dem Italienurlaub mit dem Inhalt: "Hier ist es heiß. Du fehlst. PS: Das Essen ist göttlich.", kein verspäteter Zug, über den man sich gemeinsam mit wildfremden Menschen echauffieren kann. Was wäre das Leben ohne diese beiden Institutionen?

Als im Februar 1861 in Küps hier der erste Bahnhof mit Postexpedition eröffnet wurde, war die Eisenbahn der Inbegriff von Beschleunigung und Fortschritt. Zeitgenossen sprechen gar von einer Vernichtung von Raum und Zeit. Die Eisenbahn, die Dampfmaschine auf Rädern, zeigte damals wie kaum eine andere Technologie der Industrialisierung, wozu eine Gesellschaft im positiven Sinn fähig ist: Arbeitsteilung, Vernetzung, Koordination, Fortschritt.

Seit fast 165 Jahren begleiten uns Post und Bahn hier in Küps - durch Freud und Leid, durch Liebesgeschichten und Steuerermittlungen. Die Bahn brachte uns an Orte, die wir nie besuchen wollten, zum Beispiel zu den Schwiegereltern, und die Post stellte uns auch Nachrichten zu, die besser nie angekommen wären … ich denke da an mein letztes Knöllchen.

Diese Orte, diese beiden Gebäude, waren Bühnen des Alltags. Sie könnten Geschichten erzählen – von Fernweh und Heimkehr, von Abschieden und Anfängen, von Nähe und Distanz. Wer aufmerksam war, konnte hier das ganze Leben beobachten – verdichtet, spontan und echt.

Stellen wir uns nun den Bahnhof Küps um 1915 vor. Dampf, Hektik, das Pfeifen der Lokomotive. Reisende mit schweren Koffern, Kinder, Korbmacher auf dem Weg zum Wochenmarkt nach Kronach, Soldaten auf dem Weg an die Front, Geliebte, die sich unter Tränen verabschieden oder sich endlich wieder in die Arme fallen, dazwischen der Postdienst der die ankommenden Pakete, Briefe und Sendungen entlädt und weitere auf die Reise schickt – das ganze Spektrum des Lebens war vertreten. Der Bahnhof war mehr als ein Verkehrsknotenpunkt – er war ein Spiegel der Gesellschaft, ein Treffpunkt der Klassen, ein Ort der Hoffnung, der Abschiede und der Anfänge.

Und dann das stattliche Postamt, erbaut 1905 im neobarocken Stil. Auch das war kein anonymer Ort wie heute der digitale Briefkasten. Es war das Zentrum der Kommunikation – lange vor E-Mail, WhatsApp und Co. Hier wurden Liebesbriefe aufgegeben, Telegramme mit freudigen oder traurigen Nachrichten empfangen, Päckchen verschickt, voller Sehnsucht oder Überraschung. Die Menschen standen in Schlangen, kamen ins Gespräch, ärgerten sich gemeinsam über die Wartezeiten oder halfen sich gegenseitig beim Ausfüllen von Formularen. Auch hier: menschliches Miteinander pur.

Dem technischen Fortschritt und historischen Gegebenheiten haben sich Post und Bahn immer wieder stellen müssen. Unser Heft berichtet von diesen Notwendigkeiten und Veränderungen – dem Wachsen. Die notwendige Elektrifizierung der Bahnstrecken in den 1930er Jahren bedingte beispielsweise den Neubau des Bahnhofes an dieser Stelle. Er ging 1938 in Betrieb. Nach ihrer ersten großen Blütezeit fiel die an der Magistrale München – Nürnberg – Berlin liegende Frankenwaldbahn nach 1945 in einen Dornröschenschlaf – viele werden sich erinnern: Grenzlandverkehr, Interzonenzüge, Rückbau des zweiten Gleises. Erst 1989 - mit Mauerfall und Wende - sollte die Strecke München-Berlin wieder erwachen und erneut Wichtigkeit und Bedeutung gewinnen.

Auch das Gebäude der „Alten Post“ erfüllte, im Laufe seines nunmehr 120jährigen Bestehens, die Bedürfnisse einer durch Zuzug und Gemeindegebietsreform wachsenden Marktgemeinde zunehmend nicht mehr, sodass nach über siebzigjähriger „Dienstzeit“ 1976 ein Neubau an der Bahnhofstraße vorgezogen wurde. Der Ausbau des Fernsprechnetzes seit den 1920er Jahren brachte weitere Herausforderungen mit sich. 1966 ging ein modernes Fernmeldedienstgebäude in der Kantstraße in Betrieb - heute sind die Gedanken auf den Ausbau von Glasfaser- und 5G-Netzen gerichtet und die Postzustellung erfolgt mit Hilfe von Push-Up-Nachrichten und durch zentrale Paketstationen.

So ist die Post- und Bahngeschichte, die in diesem Heft dargestellt wird, doch immer auch ein Spiegel unserer gesellschaftlichen und historischen Entwicklungen.

Was wäre ein solches Heft ohne Fotos und Bilder? Durch die eindrucksvollen Blicke in die Vergangenheit, die uns Achim Bühler aus dem umfangreichen Schatz des Fotoarchivs unserer Gemeinde eröffnet, gewinnt die Heftung an Aussagekraft. Die dabei von uns sorgsam ausgewählten und liebevoll restaurierten Fotoschätze, bieten interessante Einblicke in die Infrastrukturgeschichte unserer Marktgemeinde. Vielen Dank dafür, lieber Achim! Und vielen Dank auch denjenigen die uns für diesen Zweck entsprechende Fotoschätze zur Verfügung stellten.

Post und Bahn haben das menschliche Leben nicht nur geprägt … sie haben Distanzen geschrumpft, Menschen verbunden, Beziehungen gerettet oder beendet, Karrieren befördert und manchmal auch Gepäck verloren. Sie haben Rituale geschaffen: den Gang zum Briefkasten, das Warten auf den Zug, das Nachdenken im Abteil – über das Leben, das Reiseziel oder den letzten Fahrkartenautomaten, der uns in den Wahnsinn trieb.

Heute haben diese Orte ihren Charakter verändert – doch ihr Zauber lebt weiter, vor allem in Erinnerungen und Erzählungen. Vielleicht animiert uns dieses Heft auch dazu unseren ganz eigenen Post- und Bahnerinnerungen nachzuspüren – und vielleicht wird uns dann bewusst, dass das Leben sich nicht nur in großen Momenten abspielt, sondern oft im scheinbar Alltäglichen – dort, wo Menschen zusammenkommen.

Es ist ein schöner Moment, wenn solche Orte des Alltags - der Erinnerung - wieder neu erstrahlen, wie jetzt unsere „Alte Post“ und in Kürze auch das Bahnhofsgebäude, dass durch einen Investor ebenfalls wieder zu altem Glanz zurückfinden soll.

Der Tag der Städtebauförderung ist daher nicht nur ein Anlass zur Rückschau, sondern auch eine Einladung, mit Stolz nach vorn zu blicken. Auf eine Zukunft, in der Kommunikation, Mobilität und städtebauliche Entwicklung weiterhin Hand in Hand gehen – nachhaltig, digital und menschlich zugleich.

Ich wünsche der Post, der Bahn, unserer Marktgemeinde und uns allen weiterhin viel Fahrtwind, starke Verbindungen und eine Zukunft voller spannender Stationen! Ihnen wünsche ich einige interessante und aufschlussreiche Augenblicke bei der Lektüre dieses Heftes.

Ihr, Christian Ebertsch

Das Heft ist ab sofort zum Preis von 8 Euro im Rathaus Küps erhältlich.