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Amtliches Mitteilungsblatt der Gemeinde Küps
Ausgabe 13/2025
Aus dem Rathaus wird berichtet
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500 Jahre „Bauernaufstand“

„Vor rund 500 Jahren begann hierzulande die Demokratie.“ Kreisheimatpfleger Dieter Lau (links) berichtete in seinem Vortrag über den „Aufstand des gemeinen Mannes“ im „Oberen Schloss“ von Küps Erkenntnisse über die Aktivitäten in unserer Region, wie die Zeit des „Bauernaufstandes“ heute genannt wird. Mit im Bild: Bürgermeister Bernd Rebhan.

Der Aufstand des gemeinen Mannes

„Vor rund 500 Jahren begann hierzulande die Demokratie“, dies entnimmt Kreisheimatpfleger Dieter Lau den neueren Forschungen. Die Demokratisierung begann mit einem Manifest für Freiheit und Gerechtigkeit. Sie begann mit Ereignissen, die heute als Bauernkrieg oder nach neueren Erkenntnissen als Aufstand des gemeinen Mannes bezeichnet werden.“

In einem vielbeachteten Vortrag im Kreuzgewölbe des neu hergerichteten „Oberen Schlosses“ von Küps konnte Bürgermeister Bernd Rebhan neben vielen Leuten auch Hausherrin Professorin Anna Helene Feulner (Humboldt-Universität Berlin) begrüßen. Ausdrücklich dankte er Dieter Lau für seine Tätigkeit als Kreisheimatpfleger.

1525 war ein bedeutendes Datum, meinte Dieter Lau. Von Heribert Prantl werde 1525 in der SZ als „Wurzeljahr der deutschen Geschichte“ bezeichnet. Man müsse sich anschauen, was die Untertanen vor Ort mitmachten. Vielen gehörte so gut wie nichts. Die Bauern mussten an die jeweiligen Grundherren Naturalien oder einen festen Geldbetrag als jährliche Abgabe leisten, die bis zu einem Drittel der Ernteerträge betragen konnten. Hinzu kamen weitere Abgaben und Leistungen. Mit dem Aufstieg des Hochstifts Bamberg zum Territorialstaat war insbesondere die Erhebung von Landessteuern verbunden.

Hinzu kamen schlechte Ernten um das Jahr 1525. Im Gegensatz dazu standen die Privilegien und Befreiungen für das Domkapitel, die Geistlichen und den Adel. In dieser schwierigen persönlichen Lage spürten die Menschen hautnah, dass sich die auf die göttliche Ordnung berufende Obrigkeit die Herrschenden deutlich einseitig begünstigte und damit das überkommene festgefügte Weltbild zunehmend ins Wanken geriet.

Zu Beginn des 16. Jahrhunderts verweigerten zunächst einzelne Untertanen, seit dem Sommer 1524 auch Städte und Gemeinden die Abgaben für die weltlichen Herrschaftsträger und die geistlichen Institutionen. Einen vorläufigen Höhepunkt erreichte im Jahr 1524 der Widerstand der Stadt Forchheim gegen die Zahlung des Zehnten. Die Aufständischen beriefen sich dabei auf das frühere Verhältnis zwischen altem Recht und göttlichem Recht und verbanden ihre Forderungen mit den weithin bekannten Inhalten aus den Zwölf Artikeln südwestdeutscher Bauern, aus der Memminger Erklärung von 1525 in der, „Im Rückgriff auf die Bibel als Autorität die Legitimität der bäuerlichen Forderungen erst zum Tragen kam.

Der Bauernaufstand entwickelte sich in den einzelnen Landesteilen des Hochstifts Bamberg recht unterschiedlich. Zunächst kam es in den Städten Bamberg und Forchheim zu Protesten mit konkreten Forderungen, die sich vor allem auf die Memminger Erklärung stützten.

In den Artikeln wurden die Abschaffung des kleinen Zehnts, die Erneuerung der Jagd- und der Fischrechte gefordert, aber auch die Freigabe der Nutzung des Waldes verlangt.

Im gesamten Bamberger Land bildeten sich jetzt Bauernlager, deren Mannschaften sich nach militärischem Vorbild auch in „Haufen“ organisierten. Eine Vielzahl der herrschaftlichen Ansitze wurde teilweise oder gänzlich zerstört. Die gut befestigte von einer kleinen Mannschaft bewachte bischöfliche Burg Rosenberg in Kronach gelangte kampflos in die Hände der Aufständischen, da der Kronacher Kastner Contz Dittmann, der mit den Empörern zusammengearbeitet hatte, die Burgtore öffnen ließ. Nach den Plünderungen am Obermain verlagerten die Anführer des Hochstadter Bauernhaufens ihr Operationsgebiet mainaufwärts in das untere Rodachtal. Dort besaßen die von Redwitz, die von Marschalk und andere Adelsfamilien zahlreiche Herrschaftssitze, Schlösser und Burgen, die den Aufrührern, die mehrheitlich aus dem benachbarten Amt Burgkunstadt, aus Marktgraitz und Marktzeuln stammten, als lohnende Objekte erschienen und reiche Beute versprachen. Für ihre gewaltsamen Aktionen wählten die Bauernführer als weitere Ziele die Adelssitze in Redwitz, den Rittersitz in Ebneth und die Burgen Wildenroth und Wildenberg aus.

Ende Mai 1525 erreichte die vom Hochstadter Bauernlager mainaufwärts ausgreifende Bewegung das untere Rodachtal und tangierte damit den herrschaftlichen Einflussbereich der Stadt Kronach.

Die Stadt teilte am 23. Mai 1525 den umliegenden Adelsherrschaften mit: dass alle Schlösser und Häuser der Adeligen ohne Ansehen des Lehensherrn abzubrechen und einzureißen und mit Feuer auszubrennen seien. Im benachbarten Steinachtal überfielen die Kronacher Mannschaften das untere Schloss in Mitwitz, den Besitz derer von Rosenau.

Das Ende des Bauernaufstands zeichnete sich ab, als Gerüchte über die Söldner und deren Gräueltaten im Würzburgischen sowie die ausbleibenden Erfolge in den Verhandlungen mit dem Bamberger Fürstbischof die Aufständischen dazu brachte, das Bauernlager in Hallstadt aufzulösen und zu kapitulieren. Damit war der Bauernaufstand im bambergischen Gebiet beendet.

Als Ergebnis der Verhandlungen schloss der Fürstbischof am 3. Juli 1525 mit dem gesamten betroffenen Adel seines Hochstifts den Forchheimer Vertrag ab, den 147 Adelige unterzeichneten. Der Übergang von der offenen ungeregelten Konfliktsituation zur befriedeten gewohnten Beziehung mit der Herrschaft sollte durch eine erneute Huldigung und Unterwerfungshandlung wieder hergestellt werden. In der Hauptmannschaft Kronach traf der fürstbischöfliche Tross am 4. August 1525 ein, wobei der Bischof offensichtlich den beschädigten Stammsitz seiner Familie in Küps nicht aufsuchte. In den folgenden Tagen reiste Weigand in die Ämter Wallenfels, Teuschnitz und Fürth am Berg. Die dort versammelte Bevölkerung musste dem Fürstbischof den Treueschwur leisten. Auch wenn die große Zahl der Beschuldigten mit geringen Strafen davon kamen, den Rädelsführern drohte die Todesstrafe. Der Treuebruch einer Gemeinde während des Aufstands wurde mit kollektiven Strafen geahndet.

Unter Berufung auf seine Strafkompetenz belegte der Bischof die Ämter Fürth am Berg mit 200 Gulden und das Amt Teuschnitz mit 700 Gulden Geldstrafe. Die Stadt Teuschnitz selbst blieb wegen ihres Wohlverhaltens von solch einer Bestrafung verschont. Die Stadt Kronach und die Hauptmannschaft Kronach hingegen mussten 2000 Gulden wegen des Treuebruchs entrichten. Eine weitere die Verteidigungskraft der Stadt Kronach schwächende Strafe bestand darin, die städtischen Geschütze abzuziehen und auf die Burg Rosenberg zu verbringen.

Contz Dittmann, Kastner auf der Burg Rosenberg, sollte das gleiche Schicksal erleiden, da er mit den örtlichen Aufständischen Umgang hatte, doch sprangen ihm einflussreiche Fürsprecher zur Seite. Der mit dem Tod Bedrohte kam erst gegen Zahlung einer beträchtlich hohen Summe von 800 Gulden frei.

„Der Bauernaufstand im Altlandkreis Kronach war eine politische Bewegung, die sich gegen die ungleiche Verteilung der Lasten zwischen Obrigkeit und Untertanen richtete“, fasste Dieter Lau zusammen. „Anfangs wurden die adeligen Grundherren zögerlich, im Verlauf der Bewegung direkt angegriffen. Die Burgen und Herrschaftssitze wurden erstürmt, geplündert, angezündet oder niedergerissen. Der Aufstand war keine revolutionäre Bewegung, welche die Obrigkeit gewaltsam stürzen oder die geltende Herrschaftsordnung insgesamt beseitigen wollte, sondern in substantiellen Fragen sollten Verbesserungen für die Lebenssituation der Menschen erreicht werden. Dabei verbanden sich konfessionelle Motive mit spezifischen wirtschaftlichen Forderungen, die im Wesentlichen von der Obrigkeit abgewiesen wurden.“ (von Rainer Glissnik)