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Amtliches Mitteilungsblatt der Gemeinde Küps
Ausgabe 8/2025
Aus dem Rathaus wird berichtet
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Kriegsende in Küps vor 80 Jahren

Am 12. April 1945 spielt sich in Küps eine Tragödie ab. Weil ein selbst ernannter Kampfkommandant die Verteidigung des Ortes befiehlt, eröffnen die Amerikaner das Artilleriefeuer. Drei Menschen sterben.

Während der Jahre zwischen 1939 und 1944 bekam der Marktflecken Küps nur wenig vom allgemeinen Kriegsgeschehen zu spüren. Im Vergleich zu anderen Kommunen, die auf Grund moderner Industrieanlagen Ziel für Bombenangriffe wurden, erlitt Küps kaum Schäden. Die direkte Berührung mit dem Kriegsgeschehen dauerte für die Gemeinde im Grunde nur einige Stunden: von den ersten Angriffen bis zur Einnahme durch die Amerikaner.

Da der Frankenwald lange Zeit als sicher eingestuft wurde, verlagerte man gegen Ende des Krieges einige Industriebetriebe hierher. Noch im März 1945 beispielsweise ging die Organisation Todt dazu über, die Kasematten der Festung Rosenberg auszubauen, um dort ein Montagewerk für Messerschmidt-Flugzeuge einzurichten. Produziert wurde dort nie. Eine Betriebsgruppe der von Berlin ins sächsische Görlitz verlagerte "Loewe-Opta Radio AG" ließ sich Ende März 1945 in Küps, im zweiten Stock der Porzellanfabrik "Edelstein AG", behelfsmäßig nieder. Später siedelte der Betrieb nach Kronach über.

Wegen solcher Maßnahmen wurden in der Bevölkerung ernste Bedenken laut, dass Angriffsziele für den südlichen Landkreis Kronach entstehen könnten. In den Märztagen des Jahres 1945 wuchs die Unruhe, denn dem bisher von den Schrecken des Krieges unberührt gebliebenem Landstrich boten sich viele unerfreuliche, teils erschreckende Anblicke. Von Ende März an zogen sich letzte Reste der Wehrmacht durch den Landkreis in Richtung Osten und Südosten zurück. Anfang April führten SS-Mannschaften ungefähr 200 Häftlinge aus dem Konzentrationslager Buchenwald durch Kronach und den südlichen Landkreis.

In jenen Tagen war Küps überfüllt. Zahlreiche Flüchtlinge, Evakuierte sowie einige geflohene ungarische Offiziere mit Familien waren hier gestrandet. Truppenstäbe sowie einige kleinere Kampfeinheiten von Wehrmacht und Waffen-SS waren hier wechselseitig untergebrachtDer Anger, der Sportplatz und weitere öffentliche Plätze waren mit Wehrmachtsfahrzeugen belegt.

Die 11. US-Panzer-Division, die am 10. April nach kurzer Gegenwehr Coburg eingenommen hatte, stieß auf ihrer Route durch das nordöstliche Oberfranken nur noch auf verstreuten und nicht mehr organisierten Widerstand. Am Vormittag des 12. April 1945 zogen auf den Anhöhen bei Schmölz und Theisenort erste Panzer auf. Durch Flugblätter wurde die Bevölkerung auf die bevorstehende Einnahme vorbereitet. Darin war zu lesen: "An den Bürgermeister ... Der Krieg kann für Ihre Ortschaft schneller vorüber sein. Die Entscheidung liegt in Ihrer Hand, und Sie müssen sie in wenigen Minuten treffen. Sie haben die Wahl zwischen: Übergabe und Schonung ihrer Ortschaft oder Widerstand und Vernichtung ..."

Leider war der selbst ernannte "Kampfkommandant" Oberst Fuchs von Küps davon nicht zu beeindrucken. Am Abend des 11. April macht er im Gasthof Wasserhof klar, wie die Verteidigung von Küps zu laufen habe. Das Begleitkommando von Fuchs war bereits angewiesen, die Sprengung der beiden Rodach-Brücken vorzubereiten. So kam es, dass weder die Panzersperren beseitigt noch weiße Fahnen gehisst wurden. Die Brückensprengung unterblieb zwar. Aber noch in der Nacht ließ der Ortsgruppenleiter die Bevölkerung größtenteils vom Verteidigungsbeschluss verständigen. So kam der Angriff auf Küps für die Einwohner wenigstens nicht ohne gewisse Vorkenntnis.

Es kam, wie es kommen musste. Das den Kampfverbänden vorauseilende Aufklärungsflugzeug der Amerikaner erspähte in Küps keine weißen Fahnen und wurde zudem noch beschossen. Auch die Straßensperren waren - wie von Fuchs angeordnet - geschlossen. Als den von Johannisthal heranrückenden Panzern ebenfalls Gewehrsalven aus Küps entgegenschlugen, zogen sie sich umgehend zurück. Die Amerikaner wollen in der Endphase des Krieges kein unnötiges Risiko eingehen und fordern Artillerie-Unterstützung an.

Um 11 Uhr kommt der Befehl: Feuer frei. Anfänglich wird der Beschuss nur schwach eröffnet. Da jedoch bis 13 Uhr immer noch keine weiße Fahne zu erkennen sind, nimmt das Artilleriefeuer merklich zu. Die Ortschaft steht in Flammen und ist in dicke Rauchschwaden gehüllt, als Panzereinheiten um 15.15 Uhr mit ohrenbetäubendem Getöse in Küps einziehen. Kurz zuvor hatten beherzte Kriegsgefangene, die in der Gastwirtschaft Dittler einquartiert waren, weiße Betttücher gehisst und dem Bombardement eine Ende gesetzt. Im amerikanischen Divisionsbericht ist zu lesen: "Um 16.40 Uhr konnte dieser stark verteidigte Ort als gesäubert gemeldet werden; 53 feindliche Soldaten wurden gefangen genommen." Bei dem mehrstündigen Artilleriebeschuss fanden drei Menschen in Küps den Tod, mehr als 100 Gebäude, darunter 36 Wohnhäuser, wurden dem Erdboden gleichgemacht oder schwerbeschädigt. Mehr als 100 Menschen waren obdachlos und fanden größtenteils im heutigen Luther-Saal vorübergehend eine Bleibe. Eine Tragödie, welche hätte vermieden werden können. "Kampfkommandant" Oberst Fuchs hatte sich - bereits bevor es für Küps ernst wurde - abgesetzt.

Noch während Küps mit Phosphorgranaten eingedeckt wurde, rückte bereits das Gros der Streitkräfte auf Kronach zu. Gemessen an den großen Zerstörungen, die durch das stundenlange und zeitweise sehr starke Geschützfeuer angerichtet wurden, waren die Verluste an Menschenleben zwar verhältnismäßig gering, jedoch war jedes dieser Opfer eines zu viel. Getötet wurden zwei Zivilpersonen und ein Soldat.