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Stadtblatt Informationen für die St Hammelburg u deren OT
Ausgabe 1/2023
Aktuelles aus dem Rathaus
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Zwei Erstorientierungskurse der Volkshochschule Hammelburg abgeschlossen

Anfang Dezember wurden die ersten beiden Erstorientierungskurse des vhs-Büros Hammelburgs abgeschlossen und die Teilnehmenden bekamen ihre Teilnahmebescheinigungen von der vhs-Geschäftsführerin Claudia Beyrle überreicht (siehe Foto). Auch die beiden Lehrkräfte waren beim Abschluss dabei: Lyudmila Jan aus Bad Kissingen und Gerd Schäfer aus Hammelburg. In sechs Modulen (Alltag in Deutschland, Arbeit, Einkaufen, Gesundheit mit medizinischer Versorgung, Sprechen über sich und andere, Werte und Zusammenleben) fand der Unterricht in der Zeit von 20.06. bis 10.12.2022 statt und 300 Unterrichtsstunden à 45 Minuten wurden absolviert. Erstorientierungskurse richten sich in der Regel an Asylbewerberinnen und Asylbewerber, die keine gute Bleibeperspektive und deshalb auch keinen Zugang zu Integrationskursen haben. Nach Kriegsbeginn wurde diese Kursart schnell auch für Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine geöffnet und auch für vhsen, die bisher noch keine BAMF-Kurse durchgeführt hatten. Ziel war es, durch erste Deutschkenntnisse, die Teilnehmer in die Lage zu versetzen, sich in der neuen Umgebung im Alltag schnell alleine zurechtzufinden und ihre zu Beginn oftmals kaum vorhandenen Deutschkenntnisse aufzubessern. Am Ende jedes Moduls standen kleine Lernzielkontrollen. Der modulare Aufbau dieses Kurskonzeptes soll sicherstellen, dass zu jeder Zeit neue Teilnehmende in den Kurs aufgenommen werden können, während andere bereits in Integrationskurse wechseln und dann nicht mehr im Erstorientierungskurs gehen dürfen. Für die Lehrkräfte war das eine riesen Herausforderung. Denn während des Kurses stoßen immer wieder Neue ohne Vorkenntnisse dazu und andere wechseln nach ihrer Zulassung in Integrationskurse meist nach Bad Kissingen. Zeitweise waren bis zu 25 Teilnehmende im Kurs.

Bevor so ein Erstorientierungskurs - unterstützt durch die Fördermittel des BMI und umgesetzt durch das BAMF in Kooperation mit dem bvv - beginnen konnte, mussten Anträge gestellt werden. „Weil es einige Zeit gedauert hat, bis die Fördergelder bewilligt und zugesagt waren, mussten wir an der vhs uns was einfallen lassen.“, berichtet die Geschäftsführerin Beyrle. Die Stadt Hammelburg half, indem sie Spendengelder der Ukrainehilfe für einen Deutschkurs zur Verfügung stellte. Rund 20 Teilnehmende konnten so bereits am 9. Mai starten. Weitere 25 Personen wurden zunächst in eine Warteliste aufgenommen, bis die Fördergelder des BAMF gemeinsam mit der vhs Bad Kissingen im Verbund beantragt und für zwei Kurse in Hammelburg bewilligt waren. “Die Wartenden haben wir zunächst mit sogenannten Wegweiserkursen versorgt.“, so Beyrle. Diese Kurse wurden ebenfalls vom BAMF gefördert. Kursleiter waren Kulturmittlern, die eigens vom Bayerischen Volkshochschulverband (bvv) vorher geschult wurden. Drei Kurse mit je 15 Unterrichtstunden wurden seit Mai in Hammelburg durchgeführt. Diese Wegweiserkurse haben das Ziel, Asylsuchenden unabhängig von ihrer Bleibeperspektive nach ihrer Ankunft nützliche Informationen für den Alltag und die wesentlichen Grundlagen des kulturellen Zusammenlebens in Deutschland in der Muttersprache zu vermitteln. Der Unterricht erfolgte also in ukrainischer Sprache - in Hammelburg von einem seit 25 Jahren in Deutschland lebenden, derzeit in Arnstein wohnenden Ukrainer, der als Diplom-Jurist beste Voraussetzungen für diese Aufgabe mitbrachte. Nach Abschluss konnten alle Wartenden in einem der beiden Erstorientierungskurse in Hammelburg Deutsch lernen.

Alle Schüler kommen aus Hammelburg und den umliegenden Ortschaften und ein Kurs hat zum Abschluss eine kleine Weihnachtsfeier organisiert. „Ich bin beeindruckt, von den Geschichten, die die Schüler während der Weihnachtsfeier selbst erzählen konnten.“, berichtet Geschäftsführerin Claudia Beyrle. Eine Teilnehmerin konnte berichten, dass sie in Fuchsstadt wohne und für den Erstorientierungskurs mit dem Fahrrad nach Hammelburg fahre. Sogar bei Minusgraden im Dezember fahre sie. Schwer falle ihr noch die Verständigung mit stark fränkisch sprechenden Personen.

Mehrere Schüler erzählen, dass sie die „Natur lieben“ und sich deshalb in Hammelburg, „einer Stadt nicht zu groß und nicht zu klein“ gut aufgehoben fühlten. Am Rande der Feier berichtete eine Schülerin, dass ihre Familie im russisch besetzten Osten der Ukraine lebe. Dort funktioniere zeitweise kein Strom, die Heizung gehe nicht und auch kein fließendes Wasser sei da. Ihre Angehörigen (über 70 Jahre alt) müssten frieren, packen sich dick in Decken ein. Die ganze Gruppe bedankte sich an diesem Tag bei der Stadt Hammelburg und bei der Volkshochschule, dass sie hier in Deutschland, sicher vor dem Krieg sind und sogar die Möglichkeit haben Deutsch zu lernen.

Seit 9. Januar startete ein neuer Erstorientierungskurs, zu dem aktuell noch einige wenige Teilnehmer auch ohne Deutschkenntnisse aufgenommen werden können. Als Lehrkräfte sind Anna Baiduzha und Annette May im Einsatz. Auch ein neuer Wegweiserkurs, der besonders für neuankommende Ukrainer wertvoll ist, werde derzeit organisiert. Weitere Infos erhalten Interessierte unter www.vhs-kisshab.de oder im vhs-Büro täglich von 10 bis 12 Uhr – außer in den Ferien.

Weitere Infos und Termine

zum Erstorientierungskurs 2023:

https://www.vhs-kisshab.de/p/675-C-23142066HA

zum Wegweiserkurs 2023

https://www.vhs-kisshab.de/p/675-C-23142076HA