Nachruf Volker Rieß

Überraschend verstarb am 11. Dezember 2023 Volker Rieß im Alter von 74 Jahren. Die Todesnachricht sorgte bei der Stadt Hammelburg, am Frobenius-Gymnasium Hammelburg und bei vielen Freunden und Wegbegleitern in Hammelburg für große Betroffenheit.

Der Stadtrat legte bei seiner Sitzung am Mittwoch, 13. Dezember eine Schweigeminute ein. "Er war Sennfelder, aber auch einer von uns", würdigte Bürgermeister Armin Warmuth den Verstorbenen. Auch bei auch bei der Trauerfeier in Sennfeld sprach er den Dank der Stadt Hammelburg aus.

Volker Rieß, gebürtiger Sennfelder, unterrichtete von 1980 bis 2015 die Fächer Mathematik und Physik am Frobenius-Gymnasium Hammelburg.

Zu Ostern und Weihnachten verteilte Volker Rieß Schokolade und Süßigkeiten, hatte immer ein offenes Ohr und wurde wegen seiner fürsorglichen Art und seinem Bemühen um jeden einzelnen von den Schülerinnen und Schülern liebevoll „Papa Rieß“ genannt.

Die Aufklärung des Schicksals der Hammelburger Juden war ihm ein persönliches Anliegen. Eigens erlernte er die hebräische Sprache und Schrift, um so die Grabsteine im jüdischen Friedhof entziffern zu können. Unzählige Stunden recherchierte und forschte er in Archiven und an Universitäten, suchte in Museen nach Objekten aus den ehemaligen Synagogen Hammelburg und Westheim.

Zusammen mit Schülerinnen und Schülern entstanden so zwei Ausstellungen zum Thema „Jüdisches Leben in Hammelburg“, die 1994 und 2000 im Museum Herrenmühle gezeigt wurden. Eine Begleitbroschüre und eine mehr als 100seitige Dokumentation halten seine Forschungsergebnisse für die Nachwelt fest.

Bis zuletzt pflegte er den Kontakt zu ehemaligen jüdischen Bürgern und deren Nachkommen und betreute diese bei ihren Besuchen in Hammelburg.

Volker Rieß war außerdem ab 1997 aktiv im Partnerschaftskomitee Hammelburg - Turnhout tätig und bemühte sich vor allem um den Schüleraustausch zwischen dem Frobenius-Gymnasium Hammelburg und der Partnerschule St. Viktor in Turnhout.

Bei allen Treffen und Ausflügen mit den Turnhouter Freunden war Volker Rieß dabei, kannte die flämische Partnerstadt besser als manch langjähriges Komiteemitglied.

Mit großer Hingabe widmete er sich auch den Orten im Saaletal und ihrer Geschichte. So war er ganz wesentlich an der Erstellung der Ortschronik von Obereschenbach beteiligt. Die Historie von Obereschenbach bezeichnete er „als Fingerabdruck der großen geschichtlichen Zusammenhänge“. Bereits im Jahr 2011 hatte Volker Rieß mit den Schülerinnen und Schülern des Frobenius-Gymnasiums eine Kurzchronik über die Obereschenbacher Kirche „St. Georg“ verfasst.

1998 erhielt Volker Rieß für seine Verdienste den Kulturehrenbrief, 2001 wurde er mit der Bürgermedaille der Stadt Hammelburg ausgezeichnet.

Seine freundliche, zurückhaltende Art, seine Großzügigkeit und Offenheit und nicht zuletzt sein immenses Wissen werden uns fehlen. Wir werden Volker Rieß nicht vergessen.