Udo Rödel: Bildhauer, Zeichner, Maler, Kulturmanager und Kommunalpolitiker. Erstmals stellt er im großen Stil in seiner Heimatgemeinde aus.
Die Freude, endlich in die Schule zu dürfen, ist dem kleinen Udo 1954 ins Gesicht geschrieben.
Udo Rödels Schulklasse in Marktleugast. Er ist der Zweite von links in der vorderen Reihe.
Udo Rödel 1965 bei der Kommunion seines Bruders Ralf in Marktleugast. Der 17-Jährige ist zu diesem Zeitpunkt bereits Kunststudent in Würzburg.
Udo Rödels „Liebespaar“ leuchtet in sprühenden Farben.
Für Udo Rödel soll Kunst öffentlich präsent sein. Das Foto zeigt die aus Granit gehauene Kaskade neben dem Kriegerdenkmal in Marktleugast.
Bleistiftzeichnung von 2001 mit dem Dorfweiher von Neuensorg.
Udo Rödel spart Unschönes nicht aus: Strommasten durchschneiden die dörfliche Idylle von Traindorf. Bleistiftzeichnung von 2001.
Der in Marktleugast geborene Künstler Udo Rödel zeigt in seiner Heimatgemeinde einen Querschnitt seines lebenslangen Schaffens. Bis zum 29. November ist die Ausstellung im Bürgerbegegnungszentrum zu sehen.
In den frühen fünfziger Jahren in einer Frankenwaldgemeinde wie Marktleugast aufzuwachsen, war eine Herausforderung. Die wirtschaftliche Lage war bescheiden, das soziale Leben stark vom Katholizismus geprägt, der Krieg steckte den Menschen noch in den Knochen. Udo Rödel, 1947 geboren, wuchs nur ein paar Schritte von der Bartholomäuskirche entfernt am Antoniusweg auf. 1954 wurde er eingeschult. Nach seinem Abschluss an der Realschule in Helmbrechts fasste der damals 16-Jährige den ihn befreienden, kühnen Entschluss: den Lebensweg eines Künstlers zu gehen. Stationen seines Lebens und Schaffens zeigt nun eine umfangreiche Werkschau aus sechs Jahrzehnten in seinem Geburtsort, mit Malerei, Zeichnungen, Collagen, Frottagen und bildhauerischen Arbeiten.
Kunst ist politisch
Sein künstlerisches Schaffen stellt Udo Rödel auf eine doppelte Grundlage: Einerseits möchte er als Fachlehrer für Kunst und Werken sein Brot verdienen, andererseits als freischaffender Künstler arbeiten und in die Öffentlichkeit hineinwirken. 1964 begann Udo Rödel ein Studium an der Werkkunstschule in Würzburg. Seine erste Anstellung als Fachlehrer an Grund- und Hauptschulen führte ihn 1967 nach Münchberg. Die Stadt sollte fortan sein Lebensmittelpunkt werden.
Die späten sechziger Jahre, die APO-Jahre, waren eine Zeit des Auf- und Umbruchs der Gesellschaft, grundlegender Reformen und der Aussöhnung mit den osteuropäischen Nachbarn. Wie für viele der jungen Generation war Willy Brandt auch für Udo Rödel Hoffnungsträger und Leitfigur. Seinetwegen trat er 1968 in die SPD ein, führte bald die Jusos an und gründete den Ortsjugendring. Als „Kämpfer“ für die Jungen, für Kunst und Kultur wurde er in den Münchberger Stadtrat gewählt, dem er 30 Jahre angehörte; achtzehn Jahre lang war er Dritter bzw. Zweiter Bürgermeister. In diesen Funktionen konnte er vieles bewegen, zum Beispiel 2002 die „Junge Kunstschule“ des Landkreises Hof initiieren und leiten.
In der „Bärenschenke“ geht´s los
Das Kunstverständnis des jungen Udo Rödel erschließt sich am besten, wenn man auf die Jahre in der „Bärenschenke“ in der Kulmbacher Straße zurückblendet. 1975 hat er sie als Kneipengalerie ins Leben gerufen. Es war eine zeittypische Szenenkneipe, die bald Kultstatus erlangte. Udo Rödel, bestens vernetzt mit Künstlern aus der gesamten Region, lud kreative Köpfe ein und stellte selber aus. Die Kulmbacher Künstler Harald Burger, Stephan Klenner-Otto und Werner Götz waren vertreten, doch auch bekannte Mundart-Autoren wie Gerhard C. Krischker und Fitzgerad Kusz oder der Lyriker Ingo Cesaro waren zu Gast. Dazu ein fetziges Musikprogramm im Sound der Zeit mit Jazz, Pop und Folk. Stets war die kleine Kneipe mit ihren dreißig Plätzen krachend voll.
Beflügelt vom Erfolg, setzte sich Udo Rödel ein weiteres Ziel: zeitgemäße Kunst der Region dauerhaft zu etablieren. Nach jahrelangem Kampf konnte 1982 das von der Stadt Münchberg getragene „Bürgerzentrum“ eingeweiht werden. Bis heute ist das „BüZ“ mit seinen regelmäßigen Ausstellungen, Theaterveranstaltungen, Kunst-Workshops, Kabarett-, Theater- und Konzertabenden eine wichtige Begegnungsstätte für ein weites Umfeld. Udo Rödel hat unzählige Kunstausstellungen organisiert, auch seine eigenen Arbeiten präsentiert, und Workshops für Kinder und Jugendliche abgehalten.
Zentrales Thema: Die Welt um uns
Von seiner jahrzehntelangen Produktivität und Vielseitigkeit gibt die Ausstellung im Bürgerbegegnungszentrum einen guten Eindruck. Für Skulpturen hat Udo Rödel eine besondere Vorliebe. Oft sind Fundstücke, - Hölzer, Säulenreste, Pflaster- oder Grenzsteine -, die er in seiner Umgebung oder bei Spaziergängen aufspürt, der Impuls für das Weitere. Er bearbeitet das Material, verändert die Oberflächen, sägt, bohrt, legt den Meißel an. Doch damit nicht genug: Die eigentliche künstlerische Raffinesse besteht darin, dass es oft disparate und sperrige Materialien sind, die er zusammenführt, Stahl mit Granit, Gneis mit Schiefer, Glas mit Holz. Er treibt ein reizvolles Spiel mit Schwere und Leichtigkeit, etwa wenn ein Granitblock oder Holzklotz auf filigranen Metallstäben lastet. Kunst hat bei Rödel stets mit Neugier, Lust am Experiment, mit Spiel zu tun. Es ist seine Freiheit des Entdeckens, Gestaltens und Fühlens. „Was dabei herauskommt, überrascht mich oft selber“, sagt er.
Das Umfeld, die Landschaft, ist auch in den Zeichnungen und Bildern sein großes Thema. Manchmal zeichnet er sie figürlich, manchmal schraffiert er, häufig reduziert er auf Strukturen oder verwandelt sie in ein abstraktes Farbenspiel.
Seit seinem 70. Geburtstag geht Udo Rödel daran, sein umfangreiches Lebenswerk zu sichten und zu dokumentieren. Die stärksten Arbeiten möchte er an seinem Geburtsort präsentieren.
Info
Besichtigt werden kann die Ausstellung bis zum 29. November im Bürgerbegegnungszentrum (Kulmbacher Straße 7A) jeweils Donnerstag von 08.00 Uhr bis 12.00 Uhr und Freitag von 14.00 Uhr bis 18 Uhr. Zusätzlich sind Zeichnungen von Udo Rödel im Rathaus von Marktleugast zu sehen. Sie stehen unter dem Motto „Meine geliebte fränkische Heimat“.