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Zeilberg-Echo
Ausgabe 9/2024
Aus dem Rathaus
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Bürgerversammlung in Maroldsweisach

Maroldsweisach – Eigentlich sollte bei der Bürgerversammlung am Montag, die für alle Ortsteile der Gemeinde zum Thema Ausweisung von Windvorranggebieten anberaumt war geklärt werden, ob die Gemeinde zwei mögliche Standorte für Windkraftanlagen, den „Sandberg“ und den „Büchelberg“, der Regierung von Unterfranken als Windvorranggebiete weitermelden soll. Diese Versammlung im vollbesetzten Hartlebsaal entwickelte sich dann jedoch zu einer regen Diskussionsveranstaltung, bei der zahlreiche Versammlungsteilnehmer ihre eigene Meinungen bekundeten.

Gut 200 Bürgerinnen und Bürger waren gekommen, um am „neuen Format“ einer Bürgerversammlung, wie Bürgermeister Wolfram Thein (SPD) es nannte, teilzunehmen. Das Gemeindeoberhaupt verwies zunächst auf die zahlreichen Schautafeln, die im Hartlebsaal aufgestellt waren und als Informationsgrundlage für die Versammlungsteilnehmer dienen sollten. Er räumte ein, dass von der Regierung ein gewisser „Entscheidungsdruck“ gewünscht sei und heute die Stimmung zu den beiden möglichen Windvorranggebieten als eine Entscheidungsgrundlage oder Entscheidungshilfe für den Gemeinderat eingeholt werden soll. Bis 2017 sollten 1,1 Prozent der Landesfläche als Vorranggebiete feststehen, in Folgejahren sollten diese Flächen sogar auf 1,8 Prozent erhöht werden. „Für uns in Maroldsweisach könnten als Vorrangflächen der 453 Meter hohe Sandberg und der 458 Meter hohe Büchelberg in Frage kommen“, so der Bürgermeister. Thein erläuterte auch kurz das Prozedere für den Bau von Windkraftanlagen, welches etwas einfacher sei als der Bau von Freiflächenphotovoltaikanlagen. Er stellte die Frage, ob der „Büchelberg“ und der „Sandberg“ in die Prüfung gegeben werden soll. „Jeder von ihnen hat am Eingang rote und grüne Punkte erhalten, mit denen er seine Meinung Für oder Wider der Gebiete „Büchel- oder Sandberg“ kundtun kann“, sagte der Bürgermeister. Hier kam dann sogleich der erste „Einspruch“ von Ingo Förster. Dieser stellte den Antrag, dass die Bürgerversammlungen wie bisher in altbewährter Weise durchgeführt werden sollen und die Verantwortlichen den Bürgerinnen und Bürgern Rede und Antwort stehen sollten. Dem entgegnete der Bürgermeister, dass der Gemeinderat entschieden hätte, die Bürgerversammlung in dieser Art durchzuführen. Trotzdem forderte Thein auf abzustimmen, wer für den Antrag von Förster ist. Da gingen zahlreiche Hände hoch, gezählt, oder eine Gegenfrage wurde nicht gestellt, so dass dieser Punkt dann schnell „verblasste.“

Im Verlauf der eineinhalbstündigen Versammlung meldeten sich zahlreiche Bürger zu Wort, solche, die sich offensichtlich gut informiert hatten, aber auch andere, die „eigentlich nur eine Frage“ hatten. Die Tendenz der Beiträge war ganz eindeutig Kontra Windkraftanlagen, sowohl für den Büchel- als auch für den Sandberg als Vorranggebiete. Gefahren für die Gesundheit durch Infraschall wurden ins Gespräch gebracht und auch mögliche Gesundheitsschädigungen genannt, Zahlen des Bayerischen Landesamtes für Umwelt bemüht, die Zerstörung einer intakten Natur wurde als Gegenargument genannt. Angesprochen wurde auch die „Flächenvernichtung“ die für Windräder benötigt wird. Dazu nahm Hans Stark, langjähriger Leiter des Universitätsforstamtes Sailershausen Stellung. Er erläuterte den Flächenverbrauch und ging auch auf Fragen ein, welche Nachteile für die Tierwelt durch Windräder entstehen. Ja, für die Vogelwelt gebe es Gefahren, aber für das Waldwild nicht. Dieses würde sich schnell an die Anlagen gewöhnen und es würde sogar im Bereich der Windanlagen äsen. Bürgermeister Wolfram Thein versuchte auf den Grund der Versammlung hinzuweisen, wurde aber immer wieder mit neuen Fragen konfrontiert. Bemängelt wurde außerdem, dass eine faire und ehrliche Aufklärung vermisst wurde und die Bürger übergangen wurden. Das ließ der Bürgermeister nicht gelten, da man sich bei Sitzungen des Gemeinderates informieren könne und auch alles im Zeilberg-Echo, respektive in den Tageszeitungen zu lesen sei. Wie eine Beteiligung der Gemeinde oder von Bürgern aussehen könne, konnte Thein nur teilweise beantworten, da das geplante Gebiet am „Büchelberg“ privat sei, der Anteil beim Gebiet „Sandberg“ 11,5 Hektar Gemeindegebiet betrage. Ein Bürger: „Wenn die Bürger mehrheitlich gegen die beiden Gebiete sind, hat der Gemeinderat als von ihnen gewählt, auch dagegen zu sein.“ Thein machte deutlich, dass die heutige Abstimmung Für oder wider für den Gemeinderat nicht bindend sei, aber eine Entscheidungshilfe für ihn am kommenden Montag sein könne. Dann wurden noch Heidi Müller-Gärtner als zweite- und Ramona Schrapel als dritte Bürgermeisterin herausgefordert, sich zu erklären. Beide machten deutlich, dass sie gegen die Vorranggebiete stimmen werden, was mit großem Beifall bedacht wurde. Auch Gemeinderat Gunter Hartleb meldete sich zu Wort. „Ich bin jetzt 22 Jahre im Gemeinderat und der Bürgermeister möchte heute doch nur wissen, wie sich die Bürger zu dem Thema stellen. Ich finde beide Standorte nicht ideal und werde dagegen stimmen“, sagte er. Nachdem Thein die Versammlung geschlossen hatte, wurden Ja- und Neinstimmen an die beiden „Abstimmungstafeln“ geheftet, wobei sich eine überwältigende Mehrheit gegen die beiden Vorranggebiete aussprach. Auch weitere Gemeinderäte am Rande der Versammlung gefragt, votierten gegen die Gebiete, sodass die Abstimmung im Gemeinderat am Montag schon feststehen dürfte, die beiden Flächen abgelehnt werden.

Foto: Helmut Wil

Bereits vor der Eröffnung der Bürgerversammlung im Hartlebsaal konnten sich Versammlungsteilnehmer an Plänen informieren.

Foto: Helmut Will

Ein eindeutiges Bild gegen das Windvorranggebiet „Sandberg“, ebenso sah es beim „Büchelberg“ aus.