„Die Standortfrage wurde sehr kontrovers diskutiert“
Am 21. September 2025 war Spätsommerfest der Freiwilligen Feuerwehr Ernsthofen. Dieses Fest war nach 58 Jahren die letzte offizielle Veranstaltung der Feuerwehr an diesem Standort sein (Fertigstellungstermin 1967). Grund genug, mit dem Architekten und Bauingenieur Georg Körbler zu sprechen, der das Feuerwehrhaus Ernsthofen Mitte der 60er Jahre geplant und im Bau federführend begleitet hat.
Zur Person: Georg Körbler ist gelernter Schreiner. 1952 begann der gebürtige Ober-Ramstädter in Darmstadt seine Lehre. Der Vater von vier Kindern hat beruflich viel erlebt. Nach der Ausbildung zum Architekt und Bauingenieur war er unter anderem beim Wasserwirtschaftsamt in Darmstadt als Beamter und in Michelstadt als Straßenbauingenieur tätig. Der „Wasser Georg“, wie ihn viele heute noch nennen, heiratete 1961 seine geliebte Frau Margot. Die beiden haben mittlerweile acht Enkel. In jüngeren Jahren war Georg Körbler viel mit dem Rennrad in Frankreich und Italien unterwegs. Seine Arbeit, seine Familie und seine Freude am Sport und an herzlichen Zusammenkünften haben ihn sein Leben lang geprägt. Georg Körbler ist 89 Jahre alt.
Feuerwehr Ernsthofen: Herr Körbler, als Mann der ersten Stunde. Erzählen Sie doch mal – wie begann das alles mit dem Feuerwehrhaus in Ernsthofen?
Georg Körbler: Damals waren die Zeiten einfach andere. Den Gemeindeverbund Modautal, wie wir ihn heute kennen, gab es noch gar nicht. In der Gemeindevertretung der Gemeinde Ernsthofen war es damals üblich, nach dem offiziellen Teil noch in privater Runde die Sitzung zu verlängern und inoffiziell zu tagen. Dort habe ich dann das erste Mal gehört: „Wir brauchen ein Feuerwehrhaus“.
Feuerwehr Ernsthofen: Gut, aber Brandschutz muss ja auch damals schon existiert haben. Wo war die Feuerwehr denn vorher zuhause?
Georg Körbler: Es gab das „Alte Spritzenhaus“ in der Nähe des Schlosses, das der Odenwaldklub so schön restauriert hat und für Veranstaltungen nutzt. Ein richtiges Heim für die Feuerwehr gab es vorher nicht.
Feuerwehr Ernsthofen: Wie ging es dann weiter?
Georg Körbler: Die Diskussionen um den geeigneten Standort waren kontrovers. Das Grundstück musste ja zu erwerben sein. Am heutigen Standort gab es später einen An- und Weiterbau, weil dort Teile des Bodens vom ursprünglichen Besitzer partout nicht verkauft wurden. Erst nach dessen Tod wurde das Feuerwehrhaus zu dem, was heute alle kennen.
Feuerwehr Ernsthofen: Wie gestaltete sich die Vergabe der verschiedenen Arbeiten?
Georg Körbler: Das war teilweise ganz schön kompliziert. Der damalige Bürgermeister Philipp Axt legte viel Wert auf Korrektheit. Jetzt traf es sich aber, dass heimische Handwerker zwar Angebote abgegeben hatten, aber nicht die günstigsten waren. Sie wollten einen Nachlass, weil sie ja von hier waren. Der Bürgermeister wollte das nicht. Da gab es schon einigen Trubel.
Feuerwehr Ernsthofen: Wie ging es am Ende aus?
Georg Körbler: In einem Fall zog der Enttäuschte trotzig und zornig von dannen, kehrte ein in der „Alten Mühle“, nahm ein paar Schoppen zu sich und lenkte anschließend um Mitternacht ein. Er bekam den Auftrag.
Feuerwehr Ernsthofen: Erinnern Sie sich an irgendwelche Komplikationen?
Georg Körbler: Eigentlich nicht. Der Plan, Wohnungen im Gebäude gleich mitzubauen, stand frühzeitig fest. Die beauftragte Baufirma, Weber aus Ober-Ramstadt, machte das gut. Wir hatten unter anderem auch bei der HEAG Unterstützer bei dem Projekt, die den Willen und die Möglichkeiten hatten zu helfen, wenn es klemmt.
Feuerwehr Ernsthofen: Was war für Sie als Planer und Bauleiter eine besondere Herausforderung?
Georg Körbler: Ich war nie aktiver Feuerwehrmann. Also musste ich mir genau überlegen und mit der Truppe besprechen, wie die Bedarfe im Einzelnen aussehen. Platz für all die Helme und Uniformen, wie viele Aktive wird es in zehn Jahren geben? Wie viel Platz brauchen wir für Fahrzeuge, für Büros, für Werkstätten. Wir konnten ja 1967 auch nicht in die Zukunft blicken.
Feuerwehr Ernsthofen: Und der Preis? Wissen Sie noch, was das Feuerwehrgerätehaus in Ernsthofen am Ende gekostet hat?
Georg Körbler: Um ehrlich zu sein, müsste ich dazu in die Archive der Gemeinde blicken. Aber (lacht), eins ist sicher: Es war billiger als der Neubau jetzt für Modautal Nord.
Feuerwehr Ernsthofen: Herr Körbler, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.
Mann der ersten Stunde: Georg Körbler (89) hat als Architekt und Bauingenieur den Bau des Feuerwehrgerätehauses in Ernsthofen begleitet und federführend verantwortet.
Zeit, Abschied zu nehmen: Das Feuerwehrhaus in Ernsthofen hat allen Feuerwehrfrauen und -männern fast sechs Jahrzehnte lang gute Dienste geleistet.