Titel Logo
sBlättle der Gemeinde Haldenwang
Ausgabe 15/2023
Aus dem Rathaus
Zurück zur vorigen Seite
Zurück zur ersten Seite der aktuellen Ausgabe

10 Minuten Heimatkunde mit Altbürgermeister Anton Klotz

Der Annenaltar in unserer Pfarrkriche. Die Holzkonstruktion schuf Schreiner Hans Neher aus Überbach (1684).

Die Heilige Sippe aus dem Jahr 1515 von Nikolaus Weckmann aus Ulm (Maria und Josef, Anna mit Jesuskind und Joachim).

„Anna-Selbdritt“ um 1440, aus der Memminger Werkstatt von Hans Striegel dem Älteren

Zum Anna-Fest ein Blick auf den Annen-Altar

Am 26. Juli eines jeden Jahres wird der Namenstag der Mutter Mariens, der hl. Anna, gefeiert. In unserer Pfarrgemeinde war St. Anna früher noch mehr als heute ein besonderer Tag mit festlichem Gottesdienst, zumal in der Pfarrkirche Haldenwang ein zweiter Hochaltar der Großmutter des Sohnes Gottes geweiht ist.

Wer unsere Pfarrkirche in Haldenwang betritt, dem fällt sofort das ungleiche Kirchenschiff auf. Erst 1802 erhielt das Langhaus durch Einbeziehung der nördlich angrenzenden spätgotischen Annenkapelle die Form eines Breitraumes an Stelle des schmalen Schiffs. Diese seitliche Erweiterung um vier Meter wurde möglich, nachdem der durch schweren Hagel beschädigte Dachstuhl damals einzustürzen drohte und dringend erneuert werden musste.

Wann und warum in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts eine Annen-Kapelle (aus Holz?) an der Nordseite der Pfarrkirche errichtet wurde, ist nicht belegt. Vielleicht war es der Mangel an Platz in der damals doch recht kleinen Pfarrkirche. Gewiss ist aber, dass schon bald für die neue Kapelle eine wertvolle sakrale Ausstattung in Auftrag gegeben wurde, die wir heute im Annenaltar unserer Pfarrkirche vorfinden. Sicher ist aber auch, dass die wertvollen Schnitzwerke keineswegs dauerhaft in der Annen-Kapelle waren. Aus Aufzeichnungen geht hervor, dass während der Kriegszeiten aus Sorge vor Plünderungen die Kunstgegenstände erfolgreich versteckt wurden.

Heilige Sippe und Anna-Selbdritt

Die Heilige Sippe aus dem Jahr 1515 in der Nische des Annenaltares (Maria und Josef, Anna mit Jesuskind und Joachim) stammt aus der Werkstatt des Ulmer Bildhauers Niklaus Weckmann. In einer Ausstellung von Ulmer Künstlern im Württembergischen Landesmuseum Stuttgart im Jahr 1993 war auch unsere hl. Sippe zu sehen. Ein halbes Jahr befand sich das Kunstwerk in Stuttgart.

Die älteste Skulptur am Annenaltar, die sog. Anna-Selbdritt (Mutter Anna mit Maria und dem Jesuskind), entstand 1440 in der Werkstatt von Hans Striegel dem Älteren in Memmingen. Die übrigen Holzfiguren wurden von dem damals (1684) erst 23jährigen Bildhauergesellen Josef Ignaz Binz aus Feldkirch gefertigt. Gefasst wurden sie in den Jahren 1685-87 von Georg Wassermann aus Autenried bei Günzburg.

In den Muschelnischen zwischen den Säulen sind links der Apostel Johannes und rechts Jakobus der Ältere zu sehen. In der oberen Muschelnische ist Johannes der Täufer dargestellt, und auf dem bügelförmigen Giebel thront umgeben von Engeln Gott Vater.

Silberne Kreuzleuchter von Pfarrer Zech

In die Amtszeit von Pfarrer Leopold Zech (1798-1845) fiel nach dem Abbruch der Annen-Kapelle und der Verbreiterung unserer Pfarrkirche (1802) auch der Neuaufbau des Annenaltars. Auf dem Altartisch stehen vier mit Silber beschlagene Kreuzleuchter und zwei pyramidenartige Reliquientafeln, die Pfarrer Zech nach eigenen Angaben als Geschenk hat fertigen lassen.

Kurzum, die erzählende Form der Spätgotik und die feierliche Würde des Annen-Altares versetzen uns immer wieder in ehrfürchtiges Staunen.