Fahnenweihe des Krankenunterstützungsvereins Haldenwang-Börwang 1915. Personen (soweit bekannt) 1. Reihe von rechts: Stölzle, Hwg. (Wagner), Maurus Anselm, Bwg. Zweite Reihe v.re.: Leiterer, Bwg. (Schuhmacher), Heiß Leonhard, Bwg. (1. Vorstand), Dusch, Bwg. (Schreiner), Rauh Anton, Bwg. 3. Reihe v.re.: Wintergerst Matthäus, Hwg., Gebrüder Xaver u. Ferdinand Wintergerst (Kindberg).
Ostersonntag 1996: Nach 51 Jahren kehrt die Fahne nach Haldenwang zurück. Von links: Pfarrer Konrad Meisburger, Bürgermeister Anton Klotz, Hauptlehrer i.R. und Ehrenbürger Josef Welle sowie der US-Bürger Richard Steinmeier, Neffe des US-Soldaten, der die Fahne aus Haldenwang mitgenommen hat.
Front- und Rückseite der Fahne des Krankenunterstützungsvereins aus dem Jahr 1915. Die Fahne kann heute im Heimathaus Börwang bewundert werden.
Als bei Kriegsende 1945 ein amerikanischer Soldat die Fahne des Krankenunterstützungsvereins Haldenwang-Börwang als „Souvenir“ mitgehen ließ, hätte sich wohl niemand träumen lassen, das Beutestück jemals wieder zu Gesicht zu bekommen. Doch das Unglaubliche wurde wahr: 51 Jahre später, 1996, ist das Vereinssymbol unversehrt aus den USA zurückgekehrt. „Ein historisches Ereignis“, sagte damals Bürgermeister Anton Klotz.
1907, in einer Zeit, als das soziale Netz längst noch nicht so eng geknüpft war wie heute, hatten 110 Bürger aus Haldenwang und Börwang einen „Krankenunterstützungsverein“ gegründet. Er half Arbeitern, die im Krankheitsfall kein Einkommen hatten, finanziell über die Runde und zahlte im Todesfall an die Angehörigen Sterbegeld aus. Sein Wahlspruch lautete „Edel sei der Mensch, hilfreich und gut“. Dieser Spruch ziert auch die Vereinsfahne, die am 4. Mai 1915 gesegnet wurde.
Ein US-Soldat entwendete die Fahne
Aber drei Jahrzehnte später verschwand die reich gestickte Fahne aus Haldenwang. Am Nachmittag des 27. April 1945 rollten amerikanische Panzer ins Dorf. Ein US-Soldat entwendete aus dem Fahnenschrank im Gasthaus „Sonne“ das wertvolle Stück – offenbar in der Meinung, es handele sich hier um etwas Militärisches. Denn auf dem Wappenschild in einer Ecke des Tuches war ein Eisernes Kreuz eingestickt in Erinnerung an den Beginn des Ersten Weltkrieges 1914.
Der Weg führte nach Arkansas
1950 ließ der Krankenunterstützungsverein Haldenwang von den Börwanger Klosterschwestern eine neue Fahne anfertigen, zumal niemand damit rechnete, dass man die alte wiedersehen würde. Schließlich hatte der US-Soldat das Beutestück in seine Heimat, den Staat Arkansas im Südwesten der USA mitgenommen. Nach dessen Tod bewahrte die Witwe des Soldaten die Fahne in einem Karton verpackt sorgsam auf. Ihr war die Rückgabe nach Old Germany ein inniges Anliegen.
1996 kehrte die Fahne zurück
Letztlich konnte ihr ein Neffe helfen. Dem damals 36jährigen Richard Steinmeier, der zunächst bei einer US-Truppe in der Bundesrepublik stationiert, und dann bei der Lufthansa in Frankfurt tätig war, gelang es nach längerem Suchen, das „richtige“ Haldenwang im Allgäu ausfindig zu machen. Bei einem Besuch seines inzwischen 87jährigen schwerkranken Onkels in Abilene (Arkansas) holte er die Fahne persönlich ab und reiste mit ihr nach Deutschland zurück. Am Ostersonntag 1996 wechselte das heute 108 Jahre alte Vereinssymbol im Beisein von Pfarrer Konrad Meisburger, Hauptlehrer i.R. und Ehrenbürger Josef Welle sowie Bürgermeister Anton Klotz seinen Besitzer.
1985 stellte der Krankenunterstützungsverein Haldenwang-Börwang seine Aktivitäten ein. Dem zuletzt amtierenden 1. Vorstand Wolfgang Kopf war es vorbehalten, den einst segensreichen Verein aufzulösen. Die 1915 gesegnete und 51 Jahre in den USA aufbewahrte Fahne kann heute im Heimathaus Börwang bewundert werden.