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sBlättle der Gemeinde Haldenwang
Ausgabe 2/2023
Aus dem Rathaus
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10 Minuten Heimatkunde mit Altbürgermeister Anton Klotz

Franziska Schmid („Schmids Fränze“) vor ihrem Häuschen in ihrem geliebten Garten.

Franziska Schmid beim 100. Geburtstag am 16. Oktober 2012 mit Pfarrer Stefan Gilg + und Bürgermeister Anton Klotz

Franziska Schmid im Alter von 110 Jahren verstorben

„Ein erfülltes Leben ging zu Ende“, lesen wir in der Traueranzeige ihrer Familie. Am 16. Oktober 1912 geboren, ist die älteste Haldenwanger Bürgerin Franziska Schmid am 15. Dezember 2022 gestorben. Vor sieben Jahren verließ sie wehmütig ihre Haldenwanger Heimat und zog zu ihrem Sohn Hans nach Boos ins Unterallgäu. Zuletzt lebte sie in einem Pflegeheim. Dort bekam sie bei ihrem 110. Geburtstag noch hohen Besuch vom Unterallgäuer Landrat, der auch die Glückwünsche des Bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder mitbrachte.

Wer kannte sie nicht, die agile, willensstarke, aber auch lebensfrohe „Schmid´s Fränze“. Was hat die Haldenwangerin in 110 Jahren nicht alles erlebt: ein Königreich Bayern mit Prinzregent Luitpold und König Ludwig III., zwei Republiken, eine Diktatur, zwei Weltkriege und harte persönliche Schicksalsschläge. Geboren wurde Franziska Herb in einem kleinen Anwesen mitten in Haldenwang. „Mir waret siebe Kind und siebe Kiah“, hat sie immer wieder erzählt. Schon ganz jung musste sie als Kindsmagd und Hirtefehl arbeiten. 1937 heiratete sie Benedikt Schmid. Er fiel 1945 im Krieg. Allein musste sie dann ihre drei Kinder über die Runden bringen. Als ihre zwei Töchter in die USA bzw. Kanada auswanderten und ihr Sohn nach dessen Heirat eine neue Heimat fand, kümmerte sie sich liebevoll um einen Enkel. 14 Jahre verdingte sie sich bei der Käserei Chamignon, später ging sie zum Putzen. Ihr Leben meisterte die bis noch vor wenigen Jahren geistig frische Seniorin stets mit einer positiven Grundhaltung. „Ma muess zfriede sei mit deam was ma hot“, lautete ihre Antwort, wurde sie nach dem Rezept für ein langes Leben gefragt.

Stets mit zwei Stöcken unterwegs

Markenzeichen der bis ins hohe Alter vitalen Franziska Schmid waren nach einer Hüftoperation Ende der 60er Jahre ihre beiden Stöcke. Mit diesen Gehhilfen marschierte sie von ihrem Häuschen mit Garten oberhalb des Friedhofs die Römerstraße runter und wieder rauf, oft schneller als mancher junge Mensch. Gerne war sie im Ort unterwegs und stets zu einem „Hoigarte“ aufgelegt. Die Frühmesse, das Rosenkranzgebet und den Sonntagsgottesdienst versäumte sie kaum. Einkaufen und die Hausarbeit erledigte sie bis zuletzt alleine. „Des ka i schon no seal“, war ihre Antwort, wenn man ihr helfen wollte.

Schelte für den Bürgermeister

Dem Bürgermeister hat die resolute Dame „wenns braucht hot“ die Meinung gesagt. Selbst noch am Tag des 100. Geburtstags hat sie den Rathauschef deutlich ermahnt: „…und saged endlich amol deane Kerle vom Bauhof, dia sollet an d´Stroß Randstoi na mache, dass s`Wasser numa in mein Garte nei lauft“. Als bei ihrem 103. Geburtstag der 2. Bürgermeister sie mit einem Pressefotografen besuchen wollte, wehrte sie sich vehement gegen ein Bild: „Des mueß niemand wisse, wia alt i bi“.

Über 100 Jahr lebte „Schmids Fränze“ in Haldenwang. Mit ihrem Tod verliert unsere Heimat ein Original. Wir erinnern uns gerne an sie!