Ausschnitt aus dem historischen Bayern-Atlas: Der Salzweg von Reichenhall kommend über Schongau, Wildpoldsried nach Börwang und weiter über Kimratshofen nach Ravensburg. Eingezeichnet ist auch der Salzstadel in Börwang.
Historischer Salzzug von Immenstadt nach Weiler-Simmerberg. Nachgestellt aus Anlass eines Jubiläums im Jahr 2023.
Börwang von oben im Jahr 1938: Links unten der Salzstadel nördlich vom Gasthof „Rössle“.
Der Salzstadel (längst abgebrochen) heute als privates Wohnhaus nördlich der Raiffeisen-Filiale.
Der Salzhandel war historisch über viele Jahrhunderte von großer wirtschaftlicher Bedeutung. Bereits bei den Hochkulturen der Babylonier, Sumerer und Ägypter spielte Salz eine wichtige Rolle. Es diente nicht nur als Gewürz, sondern auch zur Konservierung von Nahrung. Diese Kulturen gewannen das Salz in Handarbeit aus dem Meer oder aus Salzwüsten. Die Römer bezahlten sogar ihre Soldaten mit edlem Salz.
Im Allgäu gehen die ältesten Hinweise auf den Handel mit dem in der Saline Reichenhall gewonnenen Salz auf das 8. Jahrhundert zurück. Selbst noch im 19. Jahrhundert wurde auf großen Planwagen das Salz auf teils ehemaligen Römerstraßen von einem Salzstadel zum anderen befördert. Besondere Fuhrleute besorgten das mit ihren eigenen Pferden und Wagen.
Der Salzstadel in Börwang
Auch durch die Gemeinde Haldenwang verlief ehedem eine Salzstraße. Auf ihr wurde von den bayerischen Salinen (Salzbergwerk) in Reichenhall über die Orte Rosenheim, Schongau, Marktoberdorf (Oberdorf), Wildpoldsried und Börwang das begehrte Gut über Dietmannsried, Kimratshofen und Wangen bis nach Ravensburg transportiert.
In Börwang steht hinter dem ehemaligen Gasthof „Rößle“ (heute Raiffeisenbank) der heute als Wohnhaus genutzte Salzstadel. Hier lagerte die begehrte Speisewürze in eichenen Fässern „Gröd“ oder auch „Lädin“ genannt. Der damalige „Rößle“-Wirt Johann Georg Becherer war vom Stift Kempten zum Salzfaktor (Verwalter) bestellt. Zwischen 1774 bis 1852 herrschte ein reger, recht einträglicher Verkehr. In einem alten Vereinödungsbericht finden wir folgenden Eintrag: „Der Salzweg gehet hinterm Wirtshaus gegen Vocken in einer Breite von 18 Schuhe (5,44 Meter) und dann weiter.“
Welche Kosten hatte ein Fuhrmann?
Im Jahr 1713 fielen für die Strecke von Kempten nach Isny für zwei große Fässer Salz folgende Unkosten an: Im Stift Kempten für „Gröd“ (Fässer) und Zoll 9 Kreuzer, in der Herrschaft Trauchburg 1 Kreuzer, 2 Pfennig, und in Isny 4 Pfennig. Für den Vorspann den steilen Buchenberg hinauf wurden 14 Kreuzer und für das Wagenschmieren 3 Kreuzer verlangt. Für die Pferde waren zu zahlen: 1 Gulden für Haber, 14 Kreuzer für das Heu und 15 Kreuzer für die Fuhrmannszehrung. Das machte insgesamt 2 Gulden und 26 Kreuzer. Auf einem von vier Pferden gezogenen Planwagen durften vier Fässer geladen sein.
Alter Salzspruch
Wie wär es schlecht um uns bestellt,
wenn es kein Salz gäb auf der Welt.
Vom Kaiser bis zum Bettelmann
keiner das Salz entbehren kann.
Der Bürger, Bauer und Soldat
das Salz ein jeder nötig hat.
Wie schmöckt die Speis, Fleisch oder Fisch,
wenn ist dazu kein Salz am Tisch!
Der Beck backt ohne Salz kein Brot,
ohn´ Salz wir müssen leiden Not!
Gott gib uns auch mit güt´ger Hand
ein Körnlein Salz in den Verstand!