Börwanger Schulkinder im Jahr 1937 mit Lehrer Josef Grünbauer (1936-1945). Auf dessen Arm Sohn Fred Grünbauer.
Das Börwanger Schulhaus nach Umbau und Erweiterung 1911.
1937: Börwanger Schulkinder im Schulhof an der Friedenseiche (gepflanzt 1872).
Die Kunst des Lesens, Schreibens und Rechnens war vor einigen Jahrhunderten der Mehrzahl unserer Bevölkerung fremd. In geschichtlichen Aufzeichnungen aus dem Jahr 1640 wird jedoch erwähnt, dass in Börwang ein Schulmeister namens Hans Wölfle den 30jährigen Krieg überlebt hat und wegen dessen eifrigen Betreibens die Ortsgemeinde mit einem Ansuchen an die fürstäbtliche Regierung herantritt, ein Schulhaus zu bauen.
Was also liegt den Börwanger Bürgern näher, als zugleich mit der Schule die Einrichtung einer Badstube zu verbinden. In fast jedem Dorf gibt es ein Bad und auch der Obrigkeit war die Pflege der Gesundheit ein Anliegen. Nach dem schrecklichen 30jährigen Krieg liegen die meisten Badstuben verlassen und zerstört da, auch in Börwang.
In einem schriftlichen Ansuchen vom 8. Oktober 1661 an die fürstäbtliche Regierung ist folgendes zu lesen:
„Die Gemaindt zue Berwang wolle uff diejenige öd (leer) stehende Hofstatt, wo vorher die Badstuben gestanden, ein Schulhaus bauen. Untertänigst wird um gnädigste Erlaubnis gebeten zu bauen und umb daz notwendige Bauholz darzue, so bey 50 Stuck.“
In einem weiteren Schreiben vom 10. Dezember 1661 an die fürstäbtliche Regierung heißt es dann aber:
„Die Gemaindt Berwang hat die zugrund gegangene Badstuben zu bauen angefangen und im Wohle der Jugendt ein Stuben für den Schulmaister vorgesehen. Weilen aber heuer den Berwangern der Flachs sowohl auch Früchte übel geraten, wirdt gnädigstes Nachsehen erbeten, Abgaben wegen der Baukösten zu erlassen, so 4 oder 5 Malter Haber.“
Wie die fürstäbtliche Regierung zu Kempten auf diese Anfrage reagiert hat, ist nicht belegt.
Ein Söldner-Anwesen wird zur Schule
Noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts ist die Wohnstube des Lehrers zugleich auch die Schulstube. 1811 berichtet der Haldenwanger Pfarrer Leopold Zech (1798-1848): Die Gemeinde Börwang hat ein Haus gekauft, welches, wenn es für tauglich empfunden wird, der Schule überlassen wird.“
Im gleichen Jahr wird der Bau beschlossen, kommt aber nicht zur Ausführung, da die Bauern ein schlechtes Jahr haben. Drei Jahre später, 1814, war die Ortsgemeinde Börwang dann doch in der Lage, das erworbene Söldneranwesen als Schule herzurichten.
Wer nicht folgte, bekam den Stock zu spüren
1863 erhält Börwang eine definitive (endgültige) Lehrerstelle. Krispinus Wech (1863-1875) ist als Lehrer fest angestellt. Gezählt werden 68 Werktags- und 23 Sonntagsschüler. Joseph Schuler heißt der Lehrer, der von 1876 bis 1883 in Börwng unterrichtet. Von ihm wird folgendes erzählt: „Er hatte eine gute Schule. Durch seine große Strenge steht er noch bei vielen Kindern in unangenehmer Erinnerung. Er hatte seine Schüler dressiert. In der Kirche mussten sie auf ein Zeichen bei der Wandlung wie vom Blitz getroffen niederstürzen und auf ein zweites Zeichen sich gleichmäßig erheben. Wer nicht folgte, bekam heftig den Stock zu spüren“.
1891 wird die Börwanger Schule wegen steigender Schülerzahlen umgebaut und erweitert. Auf den einstöckigen Unterbau wird ein Obergeschoß gesetzt. Um einen weiteren Schulraum und eine Wohnung für einen Hilfslehrer zu bekommen, wird 1910/11 das Schulhaus Richtung Norden erweitert. Es entsteht der heute noch vorhandene Bauteil mit dem Krüppelwalmdach.
Die Amerikaner schließen die Schule
Am 27. April 1945 besetzen die Amerikaner Börwang. Die Schule wird geschlossen. Erst am 19. September wird der Unterricht wieder aufgenommen. Da zu wenig Platz vorhanden ist, wird der Saal des Gasthauses „Rößle“ mitbenützt. Helene Kublischke ist als Schulleiterin eingesetzt.
105 Schüler sind es, als 1948 Oberlehrer Franz Flach Leiter der zweiklassigen Börwanger Schule wird. 1956 beginnt die Lehrerin Anne Reinel ihren Dienst in Börwang und unterrichtet fortan die Klassen eins bis vier. In der Nachfolge von Hauptlehrer Franz Flach wird Oberlehrer Wilhelm Mayr 1966 Schulleiter in Börwang.