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sBlättle der Gemeinde Haldenwang
Ausgabe 23/2023
Aus dem Rathaus
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10 Minuten Heimatkunde mit Altbürgermeister Anton Klotz

60 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges ist in Haldenwang ein großer Teil der Gefallenen-Mitteilungen wieder aufgetaucht.

Bilder und Namen der Gefallenen und Vermissten aus dem Zweiten Weltkrieg sind im Heimathaus Börwang würdevoll dargestellt.

Am Sonntag, 19. November, ist Volkstrauertag. Der guten Tradition entsprechend wird die Gemeinde Haldenwang zusammen mit der Krieger- und Soldatenkameradschaft der Gefallenen und Vermissten beider Weltkriege gedenken. Es gehört für uns alle zum menschlichen Grundverständnis, Schuld und Fehler der Vergangenheit und alle daraus resultierenden schmerzhaften Ereignisse aus Krieg und Vertreibung in Erinnerung zu rufen.

Knapp 1500 Einwohner zählte die Gemeinde Haldenwang zum Ende der 30er Jahre im letzten Jahrhundert. 294 Männer, darunter Burschen kaum über 17 Jahre alt, wurden im Laufe des Zweiten Weltkrieges zum Einsatz an die Front befohlen. 109 junge Männer kehrten nicht mehr nach Hause zurück. Sie starben unter schrecklichen Umständen oder sie sind vermisst. Sie zogen in den Krieg, weil sie keine Wahl hatten, weil sie gezwungen wurden oder weil sie von Ideologien geblendet waren. Ihren Angehörigen, ihren Eltern und Geschwistern, ihren Lebenspartnern, blieb nichts außer Schmerz, Verzweiflung und tiefe Trauer.

Die schrecklichen Briefe von der Front

Ist ein deutscher Soldat im Kriegseinsatz gefallen oder im Lazarett an einer schweren Verwundung gestorben, war der jeweilige Kompaniechef angewiesen, die Angehörigen per Feldpostbrief zu benachrichtigen. Der Bürgermeister der jeweiligen Heimatgemeinde hatte das Papier mit Unterschrift und Siegel zu beglaubigen.

Ein großer Teil dieser schockierenden Frontmitteilungen an Angehörige aus der Gemeinde Haldenwang liegen uns heute vor. Der von 1933 bis 1945 amtierende 1. Bürgermeister Georg Herb hat nach dem Ende des Krieges viele Unterlagen aus seiner Dienstzeit im Dachgeschoss seines Privathauses versteckt. 60 Jahre später sind beim Eigentümerwechsel des Gebäudes die Dokumente in verstaubten Kartons wieder gefunden worden. Darunter auch Durchschläge zahlreicher Feldpostbriefe an die Angehörigen von Gefallenen und Vermissten aus unserer Gemeinde.

„Gefallen für die Zukunft des ewigen deutschen Volkes“

Der Wortlaut für die schriftlichen Gefallenenmitteilungen war im Grundtenor von der deutschen Wehrmachtsführung vorgeschrieben. In jedem Schreiben wurde mit größtem Bedauern zum Ausdruck gebracht, dass der tapfere Soldat einen heldenhaften Tod gestorben sei für die aus heutiger Sicht wahnwitzigen Idee, im Sinne des Führers mit der Waffe ein großdeutsches Reich zu schaffen (siehe Abschrift eines Briefes im Kasten).

Was haben wir aus dem schrecklichen Krieg gelernt? Nichts!

Eines ist gewiss: Konflikte mit Waffengewalt lösen zu wollen, ist eine Bankrotterklärung der Politik. Gewalt ist dort ausgeprägt, wo Freiheit und Menschenwürde mit Füßen getreten werden. Und das ist heute mehr denn je der Fall. Sehr treffend sagte ehedem der frühere israelische Präsident Isaak Rabin: „Die Schmerzen des Friedens sind besser als die Qualen des Krieges“. Angesichts von Terror und Mord im Nahen Osten und an vielen weiteren Brennpunkten auf unserem Erdball sind solche Worte leider Schall und Rauch.

Dienststelle der Feldpostnummer 33 576 G. Im Felde, den 6.8.1943

Sehr geehrter Herr….

Ich muß Ihnen heute leider die traurige Mitteilung machen, daß Ihr lieber Bruder ….. …………. in den harten Stellungskämpfen bei Boromhya am 13. August 1943 gefallen ist. Er fiel im Kampf um die Freiheit Großdeutschlands in soldatischer Pflichterfüllung getreu seinem Fahneneide für Führer, Volk und Vaterland.

Zugleich im Namen seiner Kameraden spreche ich Ihnen meine wärmste Anteilnahme aus. Die Kompanie wird Ihren so tapferen, bei den Vorgesetzten und seinen Kameraden allseits beliebten Bruder, stets ein ehrendes Andenken bewahren und in ihm ein stetes Vorbild sehen.

Die Gewissheit, dass Ihr Bruder für die Größe und Zukunft unseres ewigen Deutschen Volkes sein Leben hingab, möge Ihnen in dem schweren Leid, das Sie betroffen hat, Kraft geben und Ihnen ein Trost sein.

In aufrichtigem Mitgefühl grüße ich Sie mit HEIL HITLER

Sepp Kronbichler, Obblt. u. Kp.Chef