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sBlättle der Gemeinde Haldenwang
Ausgabe 25/2023
Aus dem Rathaus
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10 Minuten Heimatkunde mit Altbürgermeister Anton Klotz

1967: Bürgermeister Max Fackler beim Empfang des neuen Pfarrers Heribert Steiner. In der Mitte Pater Arthur Ogger, Börwang.

1972: 100 Jahre Freiwillige Feuerwehr Haldenwang. Als stets geselliger Mensch freute sich Max Fackler zusammen mit den langjährigen Gemeinderat Hermann Bareth beim Auftritt von Schlagerstar Bata Illic.

1989: Die langjährige Gemeindeangestellte Pepi Steinhauser (1944-1989) wird von Bürgermeister Josef Zimmer (1976-1990) in den Ruhestand verabschiedet. Mit dabei die ehemaligen Bürgermeister Max Fackler (1965-1976) und Ferdinand Wittköpper (1948-1956).

Erinnerungen zum Abschied von Max Fackler, Bürgermeister a.D.

„Bürgermeister Max Fackler beantragt die Entlassung – Haldenwang ist führungslos“. Das war die Schlagzeile in der Allgäuer Zeitung vom 29. September 1975. Die heftigen Auseinandersetzungen um die vom Freistaat veranlasste kommunale Gebietsreform haben damit im Allgäu zum ersten Mal zu einem Rücktritt eines Bürgermeisters geführt. Im Alter von 87 Jahren ist Max Fackler am 9. November gestorben. Seine Verdienste als ehemaliger Bürgermeister der Gemeinde

Erinnerungen zum Abschied von Max Fackler, Bürgermeister a.D. Haldenwang sind es Wert, in Dankbarkeit gewürdigt zu werden.

Nach dem überraschenden Tod von Bürgermeister Georg Herb ist 1965 für viele überraschend mit nur 11 Stimmen Mehrheit der 29jährige Rechtsanwalt Max Fackler aus Seebach zum Bürgermeister gewählt worden. Mit jugendlichem Elan gelang es dem neuen Rathauschef, der etwas verstaubten Gemeindepolitik neuen Schwung zu geben. Trotz knapper Finanzen packte Fackler nach der Kommunalwahl 1966 mit dem neu gewählten Gemeinderat wichtige infrastrukturelle Aufgaben an. Der Ort Haldenwang wurde kanalisiert (1967) und die Ortsdurchfahrt mit einem neuen Treppenaufgang zur Pfarrkirche ausgebaut (1968).

Max Fackler war als Bürgermeister ehrenamtlich tätig und in seinem Beruf als Rechtsanwalt intensiv eingebunden. Trotz mancher Wiederstände gelang es ihm mit Fleiß und Geschick, Ende der 60er und Anfang der 70er Jahre dringend notwendige neue Baugebiete in Börwang (Südost, Ost, Forsthaus) und in Haldenwang (Südost) zu realisieren. Parallel dazu wurde 1972 nach einer erweiterten Quellfassung eine leistungsfähige Wasserleitung von Haldenwang nach Börwang verlegt. Die Bevölkerungszahl der Gemeinde stieg und die finanzielle Lage der Gemeinde besserte sich.

Haldenwang und Börwang wachsen zusammen

Zu den größten Erfolgen Fackler´s zählt der Bau des Sportzentrums (Turnhalle mit Gemeindesaal) beim Schwimmbad. Große Schwierigkeiten bereitete damals die Ansiedlung im Außenbereich wegen des Fehlens eines Flächennutzungsplanes. Eine Bürgerinitiative unterstützte das Vorhaben. Im Ergebnis war das im September 1975 eröffnete Sportzentrum ein Meilenstein für weitere infrastrukturelle Entwicklungen bis heute (Schule, Sportplatz, neue Sporthalle 2) und damit auch ein wichtiger Impuls für das Miteinander der beiden Ortsteile Haldenwang und Börwang.

Eklat bei der Bürgerversammlung

Großen Kummer bereitete Max Fackler die Gemeindegebietsreform. Nach verschiedenen vorgeschlagenen und heftig diskutierten Varianten (Haldenwang-Probstried-Schrattenbach, Haldenwang-Wildpoldsried usw.) schwebte Max Fackler eine Einheitsgemeinde mit Lauben vor. Sein Ziel war es, hauptamtlicher Bürgermeister zu werden. Der Gemeinderat plädierte jedoch vehement für eine dauerhafte Selbständigkeit Haldenwangs.

Am 26. September 1975 kam es dann bei der ersten Bürgerversammlung im neuen Gemeindesaal zum Eklat. Nach heftigen Diskussionen drohte ein Mitglied des Gemeinderates dem Bürgermeister mit einer Dienstaufsichtsbeschwerde beim Landratsamt, weil dieser in einem Gemeinderatsprotokoll entgegen dem Beschluss des Gremiums als Ziel eine Einheitsgemeinde mit der Gemeinde Lauben formuliert hatte.

Wenige Tage später erklärte der 39jährige Max Fackler den Rücktritt als Bürgermeister und beantragte beim Gemeinderat die Entlassung. Begründung: „Im Rahmen der Entwicklungen in der Gemeindegebietsreform sehe ich keine Möglichkeiten mehr, im Sinne meines Diensteides zu handeln. Insbesondere die überfallartige Verunglimpfung meiner Person in der Bürgerversammlung hat das Vertrauensverhältnis zwischen mir und dem Gemeinderat nachhaltig zerstört“.

Bürgermeister Max Fackler hat sich in den heftigen reformbedingten kommunalen Auseinandersetzungen um eine realistische Einschätzung und Wahrung der Chancen seiner Gemeinde redlich bemüht und aus seiner Sicht versucht, auch unpopulären Eventualitäten gerecht zu werden. Das ist anzuerkennen.

Im Juli 1976 entsprach der Gemeinderat der Bitte des Bürgermeisters, ihn zu entlassen. Nach 11,5 Jahre endete die Amtszeit. In Dankbarkeit und Wertschätzung behalten wir den ehemaligen Bürgermeister und stets freundlichen Mitmenschen Max Fackler in Erinnerung.