Die Karte zeigt das Ausmaß des Wagegger Stausees von Betzigau bis Wildpoldsried (heute Betzigauer Moos). Die gesamte Fläche (knapp drei Quadratkilometer) entspricht etwa der Größe des Niedersonthofer Sees.
Der Wuhrdamm heute nach einer sehr aufwändigen Sanierung.
Idyll am Wuhrdamm (um 1720) mit Fischerhütte und einem Dockenhaus für die Kähne.
Zeitgenössische Darstellung eines fürstäbtlichen Fischerboots
Mit reichlich Fisch ernährten sich die Adeligen an den zahlreichen kirchlichen Fastentagen.
Der Wuhrdamm – seine aktuelle und historische Bedeut
„Der Wuhrdamm ist für den Ernstfall gerüstet“. Das konnten wir vor wenigen Monaten in der Tageszeitung lesen. Mit einem Aufwand von 650 000 Euro ist die Hochwasserschutzanlage im Süden unserer Gemeinde vom staatlichen Wasserwirtschaftsamt umfassend saniert worden. Der Damm beim Ortsteil Wuhr am Tor zum Leubastal dient dem Schutz vor Überflutungen in den Bereichen Vögelesmühle bis Stielings. Auch wenn man es kaum glauben mag, die friedlich fließende Leubas kann bei anhaltendem Starkregen zum Wildbach werden. So hat in den letzten Jahrzehnten der Wuhrdamm etwa beim Pfingsthochwasser 1999 und bei den Regenfluten 2002 und 2005 seinen Zweck nachhaltig erfüllen können.
Schon vor über 300 Jahren errichtet
Tatsächlich wurde der Wuhr(Wehr)damm schon vor über 300 Jahren aufgeschüttet. Der Kemptener Fürstabt Rupert von Bodmann war es, der mit dem Bau des Schlosses auf Wagegg ab dem Jahr 1683 die Leubas aufstauen ließ. Der daraus entstandene See dehnte sich zunächst über 700, ab 1715 über 800 Tagwerk (knapp drei Quadratkilometer) aus. Damit war der Wagegger See der größte von über 80 Fischweihern im Herrschaftsgebiet des Fürststiftes Kempten. Das riesige Gewässer überdeckte die heute als Betzigauer Moos bekannte Fläche zwischen Wildpoldsried und Betzigau.
Fische für 150 kirchliche Fastentage
In dem von Stiftskapitular Benedikt von Schönau zwischen 1755 und 1785 handgeschriebenen „Fischereibuch des Fürststiftes Kempten“ heißt es, der Wagegger Stausee sei als „König aller Weiher“ gepriesen worden. Auf ihm verkehrte neben einer Reihe kleinerer Boote auch das große fürstäbtliche Jagdschiff, das eine stattliche Länge von „42 Schuh“, also rund 13 Metern aufwies.
Der See wurde mit bis zu 36.000 Fischen besetzt, darunter Forellen, Karpfen, Hechte, Aale, Schleien, Welse, Äschen und dergleichen mehr, die den hungrige Adeligen – neben geschossenen Enten, Blesshühnern und Bibern dazu dienten, die seinerzeit über 150 kirchlichen Fastentage des Jahres fleischlos zu überbrücken.
Das Ende des Wagegger Weihers
Mit der Säkularisation zu Beginn des 19. Jahrhunderts endete die fürstäbtliche Herrschaft. !803 übernahm der Staat allen kirchlichen Besitz. Der große Wagegger Weiher wurde abgelassen, die Fläche in 49 Stücke aufgeteilt und um insgesamt 9211 Gulden an Bürger verkauft. Nur der Wuhrdamm blieb bestehen. In den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts wurden die Feuchtwiesen zur Bewirtschaftung überwiegend an Landwirte verteilt. Heute im kommunalen Besitz, dienen viele Flächen entlang der Leubas dem Natur- und Artenschutz.
Eine aufschlussreiche Darstellung des fürstäbtlichen Stausees zu Wagegg (erarbeitet von Hubertus Kretschmer mit Norbert Wilms und Stefan Prestel) finden wir im Heimathaus Börwang. Ein Besuch lohnt sich!