Die Ökonomie des ehemaligen Schlosses Wagegg, abgebrochen 1908. Im Nebengebäude links (ehemals Waschküche) stellte Franz Schelbert 1810 den ersten Hartkäse nach Schweizer Art her.
Blick in eine Käsküche um die Jahrhundertwende (Heimathaus Börwang).
Kartenausschnitt der fürstäbtlichen Liegenschaften zu Wagegg mit Burgruine und Schloss, Jagdschlösschen und Ökonomie (Bauhof) an der Wegekurve Richtung Fleschützen.
Joseph Schelbert, Pfarrer,Landwirt und Reichstagsabgeordneter (gestorben 1887 in Maria Rain). Sein Großvater Franz Schelbert war der erste Käser auf Wagegg.
Der Kemptener Fürstabt Rupert von Bodmann, von 1678 bis 1728 ganze 50 Jahre im Amt, plante und baute neben der zerfallenen Burg Wagegg ab dem Jahr 1715 ein prachtvolles Schloss. Zu dieser fürstäbtlichen Liegenschaft zählte auch ein stolzes Ökonomiegut, Bauhof genannt. Dieser landwirtschaftliche Betrieb, der über 200 Tagwerk groß war, diente mit seinen Erzeugnissen und Abgaben unmittelbar dem Unterhalt der herrschaftlichen Burginsassen.
Nach dem Ende der Wagegger Herrschaft im Zuge der Säkularisation 1803/1804 wurde der Bayerische Staat Grundherr der gesamten Ökonomie. Über 100 Jahre hinweg wechselte die Liegenschaft zwischen Verpachtung und privatem Eigentum, ehe der Bayerische Staat im Jahr 1906 den Gutsbetrieb mit allen Grundstücken erneut erwarb und den Bauhof 1908 abbrechen ließ.
Gemeinhin gilt der Schweizer Johann Althaus, Käsermeister aus Lauperswil/Emmental, als Pionier der Hart- und Rundkäserei im Allgäu. Wenig bekannt ist dagegen, dass aus der Sippe der Schelberts im Schweizer Muotathal im Jahr 1806 der Senn und Käser Franz Schelbert nach Deutschland auswanderte.
Der bekannte Pfarrer (zuletzt Maria Rain) Joseph Schelbert (1834-1887), Reichstagsabgeordneter und gelernter Landwirt, berichtet in einem Grundbuch für die Käsereigenossenschaften im Jahr 1882 folgendes über die Herstellung von Hartkäse im Allgäu:“ Im Jahr 1810 entstand eine Rundkäserei nach Schweizer Art durch meinen Großvater Franz Schelbert aus Muotathal bei Schwyz auf dem alten Klostergut Wagegg bei Kempten, das er gepachtet hatte. Sein Sohn Franz-Joseph (1793-1841) richtete 1817 im Gasthof Engel zu Immenstadt die erste Emmentaler-Käserei ein“. Auch in dem ebenfalls von Pfarrer Joseph Schelbert verfassten Buch „Das Landvolk des Allgäus – sein Tun und Treiben“ ist nachzulesen, dass sein Großvater Franz Schelbert auf dem ehemaligen Klostergut Wagegg Hartkäse nach Schweizer Art herstellte.
Erst 10 Jahre später (1827) begann Johann Althaus im Gunzesrieder Tal und in Blaichach erfolgreich Emmentaler-Hartkäse herzustellen und zu vermarkten. Warum der Ruhm, die ersten gewesen zu sein, an den Schelberts vorüberging, ist nicht mehr festzustellen. Vielleicht passte es nicht in das Bild der Öffentlichkeit, dass der erste Emmentaler Käse im Allgäu von Franz Schelbert, einem Sennen aus dem Kanton Schwyz, und nicht von einem Sennen aus dem Emmental stammte. Da ohne Zweifel auch Althaus große Verdienste um die Emmentaler-Käserei im Allgäu hat, wäre es gerecht, ihn und Schelbert im gleichen Atemzug zu nennen.