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sBlättle der Gemeinde Haldenwang
Ausgabe 7/2023
Aus dem Rathaus
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10 Minuten Heimatkunde mit Altbürgermeister Anton Klotz

Einzug des Heilands in Jerusalem auf einem Esel. Szenische Darstellung aus den Stationen Jesu im Heimathaus Börwang.

Palmesel (um 1550) aus Ottenstall/Altusried. Einen ähnlichen Palmesel auf Rädern gab es auch in der Pfarrei Haldenwang. ​

Aus dem frühen 14. Jahrhundert stammt der älteste Palmesel (Pfarrkirche Petersthal, heute Bayer. Nationalmuseum).

Ebenfalls im Heimathaus Börwang: Der Heiland segnend auf einem Esel reitend. Das Kunstwerk stammt von einem Hobby-Schnitzer aus der Nachbarschaft und wurde farblich gefasst von Stefan Prestel.

Als der Palmesel von Haldenwang nach Börwang gezogen wurde

Bis ins 10. Jahrhundert reichen die ältesten Belege für eine Palmprozession mit Palmesel zurück. Während ursprünglich ein Priester den auf einem Esel reitenden Heiland verkörperte, wurde seit dem späten Mittelalter dieser christliche Brauch durch einen gezogenen Esel aus Holz ersetzt. Vom gläubigen Volk begleitet überdauerten in den katholischen Gegenden die Palmprozessionen die Jahrhunderte, ehe dann im Zuge der religiösen Aufklärung zum Ende des 18. Jahrhunderts das Mitführen des Palmesels bei Umzügen untersagt wurde. Um das Verbot zu bekräftigen, ordnete die geistliche und weltliche Obrigkeit sogar die Vernichtung der oft lebensgroßen plastischen Darstellungen an. Durch glückliche Umstände vor dem befohlenen Zersägen bewahrt, finden sich kunstvoll geschaffene Esel aus Holz heute vereinzelt noch in Kirchen und Museen, so das älteste Exemplar in der Pfarrkirche Petersthal aus dem frühen 14. Jahrhundert, oder das aus Ottenstall/Altusried stammende (um 1470) im Bayerischen Nationalmuseum in München.

Die ganze Gemeinde zieht nach Börwang

Sehr feierlich wird im 17. Jahrhundert auch in der Pfarrei Haldenwang der Palmsonntag gefeiert. Im Urbarium von Pfarrer Martin Hiller, das dieser um 1705 handschriftlich verfasste, ist folgendes zu lesen:

„Am hl. Palmsambstag, das ist der Sambstag vor dem Palmtag, begleitet man den Palmesel nach Berwang mit Kreitz. Auf halbe Weg gehe die Berwanger mit ihrem Kreitz entgegen. Alsdann führet man den Palmesel vnd begleitet die ganze Pfarrsgemeindt in St. Leonhardi Kapell, allwo die Complet (Schlussandacht) vnd etwa ein Rosekranz zu Ehre des einreitend Christ zue Jerusalem gebetet wird. Alsdann lasset man erwähnten Palmesel in der Capell übernacht. Morgendts darauf führe die Berwanger den Palmesel wierumb nach der Haldenwanger Pfarrkirch vnd gehet der Pfarrer im Chorrock und Stol (Stola) selbe auch etwa halbwegs entgege. Vnd nachdem man einand empfange hat, gehet die völlige Prozession in schöner anmüetig Ordnung in die Pfarrkirche vnd werde die Palmen alsdann geweihet. Den Palmesel aber ziech an Stricke die Haldenwanger Knabe nach Berwang vnd widumb zurück die Bergwanger Knabe“.

Bayern regiert mit harter Hand

Ab 1803, als sich der bayerische Staat ganz Schwaben einverleibte, wird der Bevölkerung eingeschärft, dass alle Prozessionen und Kreuzgänge verboten sind. Ausserhalb der Kirche dürfen nur Fronleichnam und die drei Bittgänge in der Kreuzwoche abgehalten werden. Die Krippen, die heiligen Gräber, der Palmesel und die Himmelfahrtsvorstellung werden abgeschafft. Die bayerische Regierung unter dem herrschsüchtigen Minister Graf Montgelas bezeichnet solche religiösen Bräuche als nicht mehr in die Zeit passend. Damit fällt auch die Haldenwanger Palmesel-Prozession unter das staatliche Verbot und darf nicht mehr abgehalten werden.