Das Anwesen Nußmann in Börwang (Spezerei und Küferei) im vorletzten Jahrhundert.
Ulrich Nußmann vor seinem Anwesen mit einem Bschüttfässle. Das Bild entstand um 1905.
Ulrich Nußmann aus Schöngeising (links) mit Freunden des Heimathauses (Werner Wirth, Herrmann Wasserrab und Stefan Prestel). Nicht auf dem Bild: Josef Fackler.
Börwang war im vergangenen Jahrhundert über seine Grenzen hinaus bekannt als Handwerkerdorf. Schmied, Wagner, Schreiner, Sattler, Schuster, jegliches in der Vergangenheit benötigte Handwerk war in Börwang zu finden. Auch einen Küfer gab es, nämlich die Spezerei und Küferei von Ulrich Nußmann.
Dieses alte Handwerk des Küfers und Fassmachers wird in Börwang jetzt wieder lebendig. Ulrich Nußmann aus Schöngeising, Landkreis Fürstenfeldbruck, Sohn des gebürtigen Börwangers Josef Nußmann (1907-1970) und Enkel von Ulrich Nußmann (1874-1953) ist im Besitz sämtlicher Exponate und Handwerkszeuge der ehemaligen Börwanger Küferei. Jetzt stellte er die historische Einrichtung der Werkstatt unserem Heimathaus zur Verfügung. Damit kehrt ein altes Handwerk nach Börwang zurück.
Was ist ein Küfer?
Der Küfer, auch Fassbinder oder Schäffler genannt, ist ein Handwerker, der Behälter und Gefäße herstellt. Die Technik des Küfers ist schon seit 2000 Jahren bekannt. Fässer, Tonnen, Bottiche und Zuber werden ausschließlich aus Holz geschaffen. Schon die Römer verschickten Wein in Holzfässern. Whisky und edler Rotwein wird heute oft in Barrique-Fässern (Eichenholz) ausgebaut. Und das Bier wurde über Jahrhunderte nur aus Holzfässern gezapft.
Zum Ende des 19. Jahrhunderts erlebte der handwerklich ausgeübte Beruf einen starken Rückgang: Durch die industrielle Herstellung von Eimern und Wannen aus Blech sank die Nachfrage nach Haushaltsgeräten aus Holz. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Holzfässer für Bier und Wein zunehmend durch Kunststoff- bzw. Aluminium- und Edelstahlbehälter ersetzt. Seit den 1990er-Jahren ist allerdings im qualitätsbewussten Weinbau eine Rückbesinnung auf die Verwendung von Holzfässern zu beobachten. Das Handwerk des Küfers erlebt eine gewisse Renaissance.
Bschüttfässer und Bottiche
In Börwang betrieb die Familie Nußmann zum Ende des 19. Jahrhunderts bis etwa 1940 neben einer kleinen Landwirtschaft einen Kramerladen (Spezerei) und eine Küferei. Fachkundig wurden Schäffle, Zuber, Bottiche, Krüge, Butter- und Bschüttfässer für die Börwanger, aber auch für Kunden aus den Nachbarorten hergestellt.
Grundsätzlich besteht ein Fass aus Dauben, Fassböden und Ringen aus Metall. Damit daraus ein Gefäß entsteht, sind Können, Geschick und spezielle Werkzeuge nötig. So etwa Schablonen, Zirkel, Fügehobel, Fügebank, eine Exzenterpresse zum Lochen der Fassreifen und vieles mehr. Sämtliche Utensilien sind jetzt im Heimathaus Börwang vereint und können bewundert werden.
Ein herzliches „Vergelt´s Gott“ gilt Herrn Ulrich Nußmann, dessen Großvater das Küfer-Handwerk im heute noch bestehenden Nußmann-Anwesen neben dem ehemaligen Kloster betrieb. Durch sein großzügiges Entgegenkommen ist es jetzt möglich, ein weiteres Stück Börwanger Geschichte im Heimathaus präsentieren zu können. Dank gilt aber auch den kreativen Freunden des Heimathauses und ebenso der Gemeinde Haldenwang mit Bürgermeister Josef Wölfle. Geöffnet ist das Heimathaus am Sonntag, 7. Mai, von 14.00 bis 17.00 Uhr.
Sehr anschaulich ist jetzt die Werkstatt der ehemaligen Börwanger Küferei im Heimathaus präsent.