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Nußdorfer Nachrichten
Ausgabe 1/2025
Aus dem Rathaus
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Bürgerrat Nußdorf stellte Zukunftspläne für Altes Schulhaus vor

Bei mehreren Treffen beratschlagte und diskutierte der Bürgerrat über die Zukunft der Alten Schule. Bei einem Bürgerforum wurden die Ergebnisse der Öffentlichkeit vorgestellt.

Das Alte Schulhaus am Dorfplatz und dessen zukünftige Nutzung und wie das Grundstück sinnvoll und für das Gemeinwesen bebaut werden könne, stand im Mittelpunkt der Beratung des ersten Nußdorfer Bürgerrates.

Nußdorf. „Wie gestalten wir gemeinsam die Alte Schule? diese Frage war die Ausgangslage, mit der sich der erste Nußdorfer Bürgerrat im November und Dezember bei mehreren Workshops befasste, die von Tanja Schnetzer, Diplom-Ökonomin und Rupert Schnelle, Landschaftsarchitekt moderiert wurden. Unterstützt wurde das Projekt von der Schule für Dorf- und Landentwicklung. Bei einem sogenannten Bürgerforum stellte der 16 Personen umfassende Bürgerrat die erarbeiteten Ergebnisse, Ideen, Vorschläge und Anregungen zur künftigen Nutzung des Grundstücks bzw. des alten Schulgebäudes der Öffentlichkeit vor.

Zentrale Botschaft und Wunsch des Bürgerrates ist es, dass das Grundstück im Eigentum der Gemeinde Nußdorf bleibt und nicht an einen Investor verkauft wird. Das rund 1200 Quadratmeter große Grundstück soll „sinnvoll genutzt werden“, es soll bebaut werden und nicht nur als Grünfläche oder Kinderspielplatz genutzt werden. Grundsätzlich soll die künftige Nutzung eines neuen Gebäudes dem Gemeinwesen dienen und damit der Dorfmittelpunkt mit Rathaus, Bürger- und Vereinsheim und Pfarrkirche aufgewertet und zu einem lebendigen Ortszentrum entwickelt werden.

Eines der Themen, mit der sich der Bürgerrat befasste, war die Frage, ob der Gebäudekomplex abgerissen oder saniert werden soll. Es sollte geprüft werden, ob das älteste der Schulgebäude, erbaut 1890, das ortbildprägend und als „identitätsstiftendes öffentliches Gebäude “ neben der Pfarrkirche auf der Anhöhe steht, sanierungsfähig ist. Die Mehrheit der Mitglieder des Bürgerrats sprach sich für einen Abriss aus, weil das Grundstück mit einem Neubau optimal genutzt werden könne. Als Alternative wurde angeregt, einen Neubau in gleicher Kubatur und mit dem typischen Walmdach zu errichten und damit die Ortsansicht ähnlich dem jetzigen Zustand zu erhalten.

Zur grundsätzlichen Gestaltung eines Neubaus seien nach Ansicht der Bürgerräte einige Probleme zu lösen. Die Topographie des Grundstücks mit seiner Hanglage sei extrem und bautechnisch nicht optimal, auch sei die Zufahrt nur über den Dorfplatz möglich. Das mache eine Situierung von Parkflächen oder einer Tiefgarage nicht einfach. Dennoch haben die Bürgerräte Gestaltungsmöglichkeiten erarbeitet, auch könnte ein Architektenwettbewerb ein ganzheitliches Konzept erbringen.

Die künftige Nutzung eines neu zu errichtenden Gebäudes sieht der Bürgerrat zum einen im Wohnen für alle Generationen, damit Gemeindebürger, denen der Bau oder Erwerb von Wohneigentum nicht möglich ist, in der Gemeinde bleiben und wohnen können. Breite Zustimmung fand auch der Vorschlag in dem Gebäude einen Bürgersaal für vielfältigste Nutzung zu errichten. Das bestehende Bürger- und Vereinsheim ist stark frequentiert, so dass dort nicht alle Bedürfnisse von Vereinen und Gruppen, für Zusammenkünfte, Vorträge und Veranstaltungen erfüllt werden können. Ein Mehrzweckraum in der Ortsmitte, nahe der Pfarrkirche, könne – weil es im Ort seit Jahrzehnten kein Gasthaus gibt - von der Gemeinde vermietet werden, beispielsweise für private Feiern, wie Geburtstage, Hochzeitsfeiern oder Leichenmahl. Auch Räume für eine Haus- oder Landarztpraxis, oder ein Gesundheitszentrum, bewerten die Mitglieder des Bürgerrates als notwendig und wünschenswert, da es im Gemeindegebiet keine ärztliche Nahversorgung gibt. Überlegt wurde von den Bürgerräten auch, ob nicht das Rathaus in das neue Gebäude verlegt werden könne. Dadurch könnte die Feuerwehr, für die ein neues größeres Gerätehaus gebaut werden soll, am derzeitigen Standort bleiben. Die räumliche Erweiterung der Feuerwehr gemäß dem notwendigen Bedarf, könne durch Umbau des freiwerdenden Rathauses erfolgen und es müsste möglicherweise kein komplett neues Gerätehaus auf grüner Wiese gebaut werden. Ebenso könnten Veranstaltungen, die aktuell im Pfarrsaal an der Wanger Straße stattfinden, in einem neuen Bürgersaal neben der Pfarrkirche abgehalten werden. Und dies böte widerum den Vorteil, dass der Pfarrsaal für eine notwendige Erweiterung der Kindertagesstätte genutzt bzw. entsprechend umgebaut werden könne.

Die Mitglieder des Bürgerrates machten sich auch Gedanken, wie ein neues Gebäude in Gemeindehand finanziert werden kann. Staatliche Förder- und Zuschussmöglichkeiten müssten ausgelotet werden, auch die Gründung einer Bürgergenossenschaft könnte ein Ansatz zur Finanzierung sein, ebenso natürlich eine Kreditaufnahme oder die Unterstützung von Sponsoren und Spendern. Die Refinanzierung sei durch Mieteinnahmen für die Wohnungen, Gewerbeflächen (Arztpraxis) und Vermietung des Bürgersaals gegeben, auch wurde eine Photovoltaikanlage auf den Dachflächen vorgeschlagen, mit der Einnahmen generiert werden.

Als Abschluss sprachen die Bürgerräte den Wunsch an Bürgermeister Toni Wimmer und den Gemeinderat aus, dass ihre Arbeit und die Ergebnisse „nicht im Schubladen verschwinden und jahrelang oder gar nichts passiert“, sondern ernst genommen werden und realisiert werden. Die Bürgerräte wünschen sich im nächsten Jahr eine Grundsatzentscheidung des Gemeinderates zu einer sinnvollen zukünftigen Nutzung der Alten Schule bzw. des Grundstückes und eine Realisierung bis 2027. Auch sollte die Öffentlichkeit laufend über die Entscheidungen des Gemeinderates und das weitere Vorgehen informiert werden.

Seit sechs Jahren steht das alte Schulhaus in der Dorfmitte leer, seit die neue Schule in Nußdorf-Baumgarten 2018 in Betrieb ging. Die neue Schule wurde gebaut, weil eine notwendige energetische Sanierung des Schulhauses im Ortszentrum als mindestens ebenso kostspielig bewertet wurde, wie ein Neubau, in dem zudem der räumliche Bedarf für eine zukunftsfähige Grundschule realisiert werden konnte. Die sogenannte Bürgerwerkstatt, die 2019 erste Vorschläge zur zukünftigen Nutzung erarbeitete, wurde aus verschiedenen Gründen, vor allem wegen der Corona-Pandemie, nicht fortgeführt. Im November dieses Jahres hatte der Gemeinderat entschieden die Bürger an einer Entscheidungsfindung zur künftigen Nutzung zu beteiligen und einen Bürgerrat einzuberufen. 350 Gemeindebürger wurden gefragt, ob sie in einem Bürgerrat mitarbeiten möchten. Aus den positiven Rückmeldungen wurden 16 Gemeindebürger ausgelost, acht Frauen und acht Männer und aus allen Altersgruppen. pv.