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Bürger Nachrichten Obing Pittenhart Kienberg
Ausgabe 12/2023
Vereine und Verbände
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Starkbierfest war der Renner

Bruder Ernestus und Bruder Andreus parodierten beim Starkbierfest im Gasthof zur Post „beim John“ das Obinger Gemeindeleben und sorgten damit an zwei Starkbierabenden für beste Stimmung im vollbesetzten Wirtshaussaal beim John

„Lustig“, „wirklich guad“ oder „ich hab schon lang nicht mehr so gelacht“- die Besucher des Obinger Starkbierfests waren von den beiden Fastenpredigern und der musikalischen Umrahmung der Mörntaler durchwegs begeistert, auch wenn die Fastenpredigt kein typisches politisches Derblecken war. Über eineinhalb Stunden reihten Ernst Hofstetter und Andreas Dieplinger alias Bruder Ernestus und Bruder Andreus deftige Witze und lustige Anekdoten aneinander und gönnten den Zuhörern lediglich eine 15-minütige Verschnaufpause, ehe sie ihr Spaßfeuerwerk rund um die Obinger Honoratioren erneut zündeten. Kufner, Dorferneuerung, Gemeindeoberhaupt und Pfarrer, aber auch Vereine und der Schulrektor fanden sich in der Reihe der Derbleckten wieder. Da die örtliche Prominenz aber scheinbar ein wenig zu brav war, wurden die wahren Begebenheiten mit heiteren Geschichten und Sprüchen amüsant verknüpft. Heraus kam dabei ein unterhaltsamer Abend bei starken Sprüchen und starkem Bier „Bei uns darf man trinken, klatschen und lachen, wann man will“ stellten Andreas Dieplinger und Ernst Hofstetter gut gelaunt gleich zu Beginn ihrer Fastenpredigt klar und wiesen darauf hin, dass 17 Maß Starkbier den Tagesbedarf an Vitamin C deckten. „So einfach kann gesunde Ernährung sein“. Dazu passend hatten sie auch gleich einen Vorschlag zur Energiewende vor Ort parat. „Bieseln während der Fastenpredigt ist verboten. Wer es nicht aushält muss das Potschamperl nehmen, so spart der Wirt neun Liter Wasser pro Spülgang“. Auch heuer hatten sich die beiden Fastenprediger viele Gedanken über das Gemeindeleben gemacht und erneut festgestellt: „In Obing ist halt die ganze Woche nix los“. Die Gemeindeoberen kämen ohne groß Aufsehen zu erregen durchs Jahr. Montags sei ganzjährig Ruhetag. Da hätten Gemeindeverwaltung und John geschlossen. Der Bürgermeister versuche seit Monaten, sich einen Oberlippenbart wachsen zu lassen, „auch da is nix los. Der schaut aus wie ein Eisenbahnerbart - jede Station ein Haar“, stellte Bruder Andreus fest und empfahl als altes Hausmittel, das Einmassieren von Hühnermist. Der Rest der Woche sei ebenfalls unspektakulär. Der Bierfahrer Schnebinger habe nur Wasser auf der Ladebrücke und am Stammtisch beim John sei es sehr ruhig, so ruhig, dass einige Gäste regelmäßig einschliefen. Kein Wunder, dass das Wirtshaussterben unaufhaltsam weitergehe, bedauerte Bruder Ernestus und appellierte: „Leute geht’s mehr zum Wirt“. Nach der Seerose, dem Film Café und dem Kufner habe zum Verdruss vieler, auch der Weißbräu aufgehört. Das Film Café sei abgerissen und mit lauter Balkonen aber ohne runde Fenster wieder aufgebaut worden. Beim Kufner hätten sich das die Besitzer auch so vorgestellt, „aber da hams die Rechnung ohne den Gemeinderat gemacht und für ihr Altersheim das falsche Wirtshaus gekauft“. Man müsse nur aufpassen, dass der Kufner mit lauter Balkonen und runden Fenstern am Ende nicht wie ein Kreuzfahrtschiff ausschaut und der Florian Silbereisen in Obing anlege. „Die runden Fenster und die Balkone sind seit langem das wichtigste Thema im Gemeinderat, als ob es da nichts Wichtigeres gäbe“, mahnte Bruder Ernestus. Beispielsweise bei der Gemeindeverwaltung. Da tauschten die Angestellten untereinander ständig die Büros und in punkto Fachkräfte schaue es mau aus, da gebe es eine regelrechte Kündigungswelle und keiner wisse, warum. „Am Bürgermeister kanns nicht liegen, der tut ja nichts“, stellte der Fastenprediger fest. Und auch Gemeinderat Franz Pürner mache sich derzeit rar im Dorf und halte sich an die Vereinbarung: Unser Dorf soll schöner werden, ergänzte Bruder Andreus. Der Mesner halte sich auch daran und komme nur noch zu Kleinarbeiten, zur Kirche und zum Brotzeitmachen nach Obing. „Der Loisi ist im Club der vereinigten Brotzeitmacher“, so Bruder Andreus und da gebe es jeden Freitag „VW“, also verschiedene Wurstsorten. Beim Thema Dorferneuerung seien der Pfarrhof und das Pfarrheim „die heilige Kuh von Obing. Der grausige Komplex wurde ins Weltkulturerbe aufgenommen und darf nicht verändert werden“, schimpfte der Fastenprediger. Die Kegelbahn werde auch nicht mehr hergerichtet. Dort solle eine Tropfsteinhöhle entstehen. Dagegen machte Bruder Ernestus das Gendern zu schaffen. Vorschriftsmäßig müsse es nun Christkindl und Weihnachtsmann Markt heißen, damit sich keiner und keine diskriminiert fühle. In Obing habe man das im letzten Jahr clever gelöst. Das allgemeine vorweihnachtliche Besäufnis am Obinger Rathausplatz habe „Obing leuchtet“ geheißen. Die Frabertshamer hätten schlicht einen Adventsmarkt mit den Männern von Schneidig Hoibedoach und den Frauen der Frauengemeinschaft veranstaltet. Am Minigolfplatz war „Dorfadvent“ und in Honau habe der „Weihnachtszauber“ der Dirndlschaft stattgefunden. Allerdings schon so lang vor Weihnachten, „da war nicht nur das Christkind noch nicht auf der Welt, da war die Maria noch nicht mal schwanger“, kritisierte Ernestus. Besorgniserregend sei die Entwicklung bei der Obinger Frauengemeinschaft. „Beim Adventskranzverkauf waren`s zu fünft, beim Dorfschießen zu viert, beim Feuerwehrfest zu dritt, beim Kuchenverkauf zu zweit und beim Festzug der Schützen war nur noch eine dabei“. Die beiden Fastenprediger hatten noch viele weitere kleinere und größere Ausrutscher der örtlichen Prominenz zusammengetragen und am Ende versprochen, dass sich keiner sicher fühlen dürfe, denn auch im kommenden Jahr werde es wieder eine Fastenpredigt geben. ca