Gut 20 Personen ließen sich auch von teilweise heftigen Regenfällen nicht abhalten und sind er Einladung der Gleichstellungsbeauftragten der Gemeinde zur Kräuterführung in die Niederwerrner Flur gefolgt. Rita Popp, die moderne Kräuterhexe, die sich selbst Hagesuse nennt, führte die Gruppe in die Geheimnisse der Naturheilkräfte heimischer „Unkräuter“ ein.
Mit ihrem besonderen, von Generation zu Generation weitergegebenen, Wissen über die Natur wurden Hexen über viele Jahre unterdrückt, verfolgt und auch zuweilen auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Nichtsdestotrotz haben sie sich gegen alle Widerstände durchgesetzt und wurden damit ein Symbol für die Entfaltung der weiblichen Kräfte.
Oft werden heute Brennnessel, Giersch, Vogelmiere, und Löwenzahn als „Unkräuter“ bezeichnet und bitter bekämpft. Sie alle haben jedoch einen hohen Nutzwert als Gemüse, Heil-, Würz- und Grundteekräuter. 75 Prozent der Wildkräuter sind genießbar und sehr gesund. Brennnessel, Sauerampfer, Knoblauchrauke…, können direkt gegessen, andere wie Zinnkraut (natürliche Kieselsäure) und Mädesüß (natürliche Salizylsäure) entfalten erst im Tee ihre Heilkräfte.
Vor dem Gebrauch der Naturschätze ist eine sichere Bestimmung unerlässlich. Dazu entfernt man das Gewächs vorsichtig aus der Erde. Dann wird es auf Standfestigkeit und Beschaffenheit des Stängels (rund, 3-kantig, 4-kantig) geprüft. Schließlich sind die Blätter und ggf. Blüten genauer zu betrachten. Während zum Verzehr ungeeignete Kräuter bestenfalls zu einer Magenverstimmung führen, könnten insbesondere Doldenblütler lebensgefährlich werden. Der Schierlingsbecher, bekannt durch Sokrates, wurde bereits in der Antike für Hinrichtungen benutzt. Deshalb ist es wichtig nur Pflanzen zu verwenden, die zweifelsfrei bestimmt werden können.
„Es ist immer ratsam, auf seine Sinne zu hören“, erläutert Rita Popp. „Sollte der Geruch bestimmter Pflanzen als unangenehm empfunden werden, dann besser die Finger davon lassen!“. Außerdem ist die Hagesuse davon überzeugt, dass alles, was im heimischen Garten und um das Haus wächst, der Gesundheit zuträglich sei.
Brennnessel und Girsch lassen sich gut mit Spinat gemischt zu gesundem Gemüse verarbeiten. Sauerampfer, Löwenzahn, Labkraut und junge Brennnessel schmecken frisch gepflückt im Salat. Holunderblüten in Pfannkuchenteig ausgebacken ist eines der vielen leckeren und gesunden Gerichte, die von der Kräuterhexe empfohlen werden.
Wenn Sie mehr über die Schätze der Natur erfahren wollen, dann können Sie einen Kurs bei Rita Popp belegen. Außerdem sind alle herzlich eingeladen, den Heilkräutergarten Nützelbachaue in Gerolzhofen zu besuchen.