Die Reisegruppe vor der Männerabtei Saint Etienne in Caen.
Informationen zu den Vereinen in der Partnergemeinde Trun
Bürgermeister Jacques Prigent und seine Frau (vierte und fünfte von links) lud seinen Eberner Bürgermeisterkollegen Jürgen Hennemann und seine Frau zu sich ein.
Ein sehr beeindruckendes Ereignis war die Besichtigung von Arromanches-les-Bains, wo die Alliierten 1944 gelandet sind. Am 79sten Vortag des D-Days waren viele Menschen angereist und gedachten der Invasion.
Eine 40köpfige Delegation aus Ebern besuchte Eberns Partnergemeinde Trun in der Normandie vom 3. bis 10. Juni 2023. Es war das erste Mal, dass sich eine so große und vielfältige Delegation, mit Bürgermeister Jürgen Hennemann und zweitem Bürgermeister Harald Pascher und zwei Stadträten, auf den Weg in die Normandie gemacht hat.
Erst seitdem 2011 der pensionierte Tierarzt und Heimatforscher Michel Lefèvre mit einem Säckchen Erde aus der Normandie nach Ebern kam, um diese in einem feierlichen Akt auf dem Grab des Eberner Arztes Dr. Baumann zu verstreuen, erfuhren wir in Ebern von der bis dahin unbekannten Heldentat.
Als Stabsarzt hatten Major Dr. Wilhelm Baumann und Abbé Launay, der französische Pfarrer von Tournai-sur-Dive, gemeinsam die Kapitulation der Deutschen, die sich in dem Dorf Tournai-sur-Dive verschanzt hatten, durchgesetzt. Tournai-sur-Dive und die deutschen Soldaten befanden sich in einem von Alliierten eingekreisten Kessel, den Kessel von Falaise, und standen unter Dauerbeschuss durch die Alliierten. Dr. Baumann und Abbé Launay hatten viele Soldaten und weitere französische Zivilisten vor dem Tod bewahrt. Das Geschehen der Kriegstage konnte eindrucksvoll in der Gedenkstätte Mont Ormel nachverfolgt werden. Hier wurden die schrecklichen Seiten des Krieges und die verlustreiche Schlacht der Alliierten gegen die deutsche Armee der Nationalsozialisten dargestellt. In Ebern hatte Dr. Baumann Zeit seines Lebens nicht von dieser Heldentat berichtet.
Dieses Stück gemeinsamer Geschichte war der Beginn einer Städtepartnerschaft und Freundschaft, die sich im Laufe der Jahre durch gegenseitige Besuche und Schüleraustausch intensivierte.
Doch nun ging es um die Zukunft. „Nur durch das Zusammenbringen von Menschen mit Menschen kann man eine Partnerschaft am Leben erhalten, daher ist es wichtig, Gemeinderäte und Vereine miteinander bekannt zu machen“, formulierte Jürgen Hennemann die Absicht dieser Reise.
Jacques Prigent, der Bürgermeister aus Trun, organisierte Treffen, die es den Ebernern ermöglichten, die Einrichtungen der Gemeinde Trun kennenzulernen. Im Sitzungssaal des Rathauses lernte man mehr über die Arbeit des Stadtrates und des Bürgermeisters und man besuchte das Seniorenwohnheim, wo man sich mit einer aus Deutschland stammenden alten Dame unterhielt, die gerade ihren 100. Geburtstag gefeiert hatte. Bei einem Rundgang durch die Gemeinde hatten die Eberner auch die Gelegenheit, eine Schule des Schüleraustausches zu besichtigen.
Ein wichtiger Programmpunkt war das Kennenlernen der Vereine. An Pinnwänden wurden die Aktivitäten vieler Vereine Truns vorgestellt, wobei immer ein Mitglied seinen Verein vorstellte.
Die Eberner Gäste bewunderten, mit welchem Aufwand sich die Truner vorbereitet hatten, und man bekam einen Vorgeschmack auf das, was Ebern auf die Beine stellen würde, wenn eine große Delegation zum Gegenbesuch nach Ebern kommen wird.
Interessant war, dass es zwei Vereine für Senioren und Seniorinnen gab. Ein Verein beschäftigte sich mit gerade Pensionierten (noch geht man mit 62 Jahren in Frankreich in Rente!), also die jüngeren Senioren, für die Aktivitäten wie Reisen, Sport im Angebot stand, während der zweite Club sich mehr um die älteren Senioren kümmerte. Natürlich gab es auch einen Angler-Club, einen Tierschutzverein und einen Judo-, Badmington- und Fußballclub. Insgesamt musste man jedoch feststellen, dass nach der Corona-Zeit noch nicht die alten Mitgliederzahlen erreicht werden konnten; eine Erfahrung, die man auch in Ebern machte.
Aber was verbindet mehr als ein gemeinsames Essen und Trinken! Zu zwei Mahlzeiten täglich wurden die Eberner eingeladen. In einem mit Luftballons in den deutschen und französischen Nationalfarben geschmücktem Zelt waren Tische für die große Eberner Gruppe, die Stadträte und Vertreter der Vereine aus Trun aufgestellt. Der Blumenschmuck auf den Tischen wurde von allen bewundert. Das Essen, auf die fränkische Vorliebe auf Fleisch und Wurst ausgerichtet, gab einen Eindruck vom Spruch „Leben wie Gott in Frankreich“. Die Bewirtung übernahmen Schüler einer Landwirtschaftsschule und die Gemeinderäte von Trun. Alle waren höchstzufrieden und Wein und Bier lösten die Zungen. Zufrieden beschloss man den Abend mit einem im Kanon gesungenen „Frère Jacques“.
Jacques Prigent, der Bürgermeister aus Trun, lud seinen Eberner Bürgermeisterkollegen zu sich ein. In dem wunderschönen Garten wurde über die Zukunft der Partnerschaft und konkrete Projekte gesprochen.
Jacques Prigent machte klar, dass es viele Städte-Partnerschaften zwischen den Ländern gäbe, diese aber mit Leben und vor allem einem Blick und Vision in die Zukunft ausgestattet sein müssten. So dachte man daran, eine Friedensschule anzustreben, die, auf Basis der Vorarbeit von Michel Lefèvre, die Notwendigkeit der Menschlichkeit in allen Situationen und den Erhalt des Friedens verbreitet. Gerade Jugendliche sollen mit Austauschen in andere Länder zum friedlichen Miteinander gefestigt werden, um Kriege zu vermeiden.
Jürgen Hennemann brachte das Musikprojekt, zu dem schon einige Vorbereitungen gelaufen waren, ins Gespräch. „Musik für die Partnerschaft“ wurde das Projekt genannt. Angedacht ist, im Jahr 2024 am 80. Jahrestag des D-Days, an dem die Invasion der Alliierten in der Normandie das Ende des Krieges einläutete, das Stück uraufzuführen. Dies soll mit einem deutsch-französischen Chor und Orchester sowohl aus der Normandie und Unterfranken geschehen. Die Planungen laufen auf beiden Seiten. Inhaltlich bezieht sich das Musikstück, das in großen Teilen bereits besteht, auf die Ereignisse im Kessel von Falaise. Eine Hymne, die leicht und eingängig sein soll, soll bei deutsch-französischen Treffen erklingen. Komponiert wurde das Stück von Cédric Despalins aus der Normandie und von einem ehemaligen Musiklehrer aus Trun André Debeve vertextet.
Mit finanzieller Hilfe des Deutsch-Französischen Bürgerfonds wurde dieses Projekt gestartet. Diesen Fonds gibt es seit April 2020, weil die vielfach geknüpften Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich keine Selbstläufer sind, sondern immer wieder mit Leben gefüllt und weiterentwickelt werden müssen. Die Satzung des deutsch-französischen Bürgerfonds unterstreicht noch einmal die Ziele des in diesem Jahr vor genau 60 Jahren ratifizierten Élysée-Vertrags, der nach dem Zweiten Weltkrieg eine Versöhnung zwischen den Völkern in den Bereich des Möglichen brachte. „Frieden muss gepflegt werden“, heißt es und ist in der heutigen Zeit angesichts des Krieges in der Ukraine aktueller denn je.
Die Reisegruppe aus Ebern besuchte auch den Ort Camembert und bekam Gelegenheit, den originalen Käse in einer Molkerei zu probieren. Auch die Cidre-Herstellung, eine Kellerei, die den berühmten Champagner produziert, und eine Calvados-Apfel-Farm lernten die Eberner kennen. Besuche von Reims, der Hauptstadt der Champagne, Caen, Honfleur, Falaise, die Burg von William dem Eroberer und das Landungsmuseum der Alliierten in Arromanches-les-Bains rundeten die Fahrt ab.
Die Eberner waren begeistert von der Reise. „Ich bin auf jeden Fall beim nächsten Mal wieder dabei“, formulierte es ein Stadtrat.