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Mitteilungsblatt der Verwaltungsgemeinschaft Ebern
Ausgabe 13/2025
Stadt Ebern
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"Rosi" feierte Geburtstag - 5 Jahre Rosi-Projekt

Fünf Jahre läuft bereits das Projekt „Rettet Rosi“ des Instituts für Biodiversitäts-Information am ehemaligen Standortübungsplatz. Was mit einer Wiederentdeckung der kleinen Wanze auf der Essigrose im FFH-Gebiet durch Klaus Mandery 2011 begann, wurde zu einem renommierten Forschungsprojekt unter Beteiligung der Uni Würzburg mit mehreren Bachelor-Arbeiten und einer Doktorarbeit, die kurz vor dem Abschluss steht. 75 Jahre war die Essigrosen-Dickfühler-Weichwanze verschollen, bis Klaus Mandery ein Einzelexemplar an einem Standort entdeckte. Fabian Klimm stellte die Inhalte seiner Doktorarbeit rund um die Wanze vor. Durch die intensive Forschung wurden auf 21 Flächen im ehemaligen Standortübungsplatz in Ebern mit Rosenbeständen dauerhaft 190 Exemplare über mehrere Jahre nachgewiesen. Inzwischen weiß man, dass die Eiablage in den Stengeln der Rose erfolgt, und die Standorte müssen sonnig sein. In Saumstrukturen, dem Übergang von Wald, oder in Feld und Flurlagen, würden die Rosen als Wirtspflanzen gedeihen und somit Vorkommen von Rosi zeigen. "Leider fehlten heute vielfach diese Übergangsstrukturen zwischen Wald und Feld, wie an Feldübergängen," erklärte Klimm. Es gehe darum, die Saumstrukturen zu erhalten, als wichtige artenreiche Flächen mit großer Biodiversität. Die Rosi wäre eine "Zeigerart", die Säume, strukturreiche, halboffene Landschaften braucht.

Es wurden auch Vorkommen in ähnlichen Strukturen in Unterfranken und Mittelfranken, wie auch in Baden-Württemberg nachgewiesen. Auch wurden Saumstrukturen in unterschiedlichen Höhenlagen untersucht und in Süd-Frankreich, Spanien, Italien und im Balkan untersucht.

Insgesamt waren etwa 125 Personen der Einladung des Instituts für Biodiversitätsinformation (IfBI) zum Biodiversitätssymposium Ebern gefolgt. Bürgermeister Jürgen Hennemann begrüßte den neuen parlamentarischen Staatssekretär im Bundesumweltministerium Carsten Träger aus Fürth, der es sich trotz Übernahme des neuen Amtes in der Bundesregierung nicht nehmen ließ, an der Veranstaltung teilzunehmen, und stellte die Aktivitäten Eberns im Bereich Artenvielfalt vor. Ebenso begrüßte er den Ehrenvorsitzenden des Bund Naturschutz Prof. Dr. Hubert Weiger und ließ sie beide in das Gästebuch der Stadt eintragen. Die Veranstaltung diente dazu, "die kleine Wanze und all das, was sie als Leitart für die Biodiversität der Säume in den letzten fünf Jahren des Projekts ‘Art- und Lebensraumerhaltung: Säume - Vielfalt rund um die Essigrosen-Dickfühlerweichwanze' errungen hat" zu würdigen und in einen passenden wissenschaftlichen Rahmen zu setzen.

Hintergrund der Veranstaltung war die Tatsache, dass das genannte Projekt nach fünf Jahren Ende 2025 abgeschlossen wird. Im Februar 2020 hatten das IfBI und die Universität Würzburg als Zuwendungsempfänger für das Verbundprojekt einen Förderbescheid über 749.744 Euro vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz erhalten. Auch nach Auslaufen der Förderung muss alles getan werden, um die Nachhaltigkeit der geflossenen Mittel zu gewährleisten und "die größte und bedeutendste Population in Deutschland zu erhalten". Dafür wird es auch zukünftig nötig sein, die Pflege der Säume zu gewährleisten. Dies ist angesichts der unklar geregelten Zuständigkeiten der beteiligten Behörden auf allen Entscheidungsebenen im Freistaat jedoch kein leichtes Vorhaben.

Es gab eine Reihe hochkarätiger Fachvorträge aus dem weiten Themenbereich der Biodiversität zu Ackerwildkräuter, Tagfalter, Flechten und natürlich zu "Rosi" und ihrem Lebensraum am ehemaligen Standortübungsplatz. Hier sind laut Klaus Mandery vom IfBI aktuell schon über 14.000 unterschiedliche Arten nachgewiesen und bestimmt. Das wären bei weitem noch nicht alle, ganze Artengruppen sind noch gar nicht erfasst. "Das zeigt aber den riesig großen Umfang der Artenvielfalt auf dem Gelände", so Mandery. Das Team des IfBI hatte eine umfangreiche und sehr informative Ausstellung zu seinen Aktivitäten und vielen Bildern vorbereitet.

Ehrenvorsitzender des Bund Naturschutz Prof. Dr. Hubert Weiger ging in seiner Ansprache auf die Bedeutung des Ehrenamtes in der Gesellschaft, im Naturschutz und für die Gesellschaft überhaupt ein. Der Einsatz für die Natur und die Artenvielfalt sei notwendig, um die Lebensgrundlage für die Menschen zu erhalten. Dieser sei und müsse immer politisch sein, gerade, wenn Demokratiefeinde die Rechte der Bürger einschränken wollten und ein Gleichschalten angestrebt würde, dann müssen sich auch Naturschützer politisch äußern, um unsere Demokratie zu erhalten. Ehrenamt sei unverzichtbar und leiste vor Ort unglaubliche Dinge, meist über Jahrzehnte hinweg. Als Beispiel nannte er Klaus Mandery, der seit über 40 Jahren im Naturschutz in Ebern der Region und auch überregional tätig sei. Ihm danke er für sein Engagement. Dem schloss sich Bürgermeister Jürgen Hennemann an, der in seiner Ehrungsansprache die Stationen und Leistungen von Klaus Mandery herausstellte. Vor über 40 Jahren Mitbegründer der Bund Naturschutzgruppe Ebern, seit 1984 Vorsitzender der Kreisgruppe Haßberge des BN, mit zahlreichen Auszeichnungen bedacht: Bayerische Naturschutzmedaille in Silber. "Fleißig wie ein Bienchen engagiert er sich seit Jahrzehnten im Naturschutz"; benannt als "Wildbienenpapst" entdeckte er 1987 die bis dahin als verschollen gegoltene Sandbiene und 2011 die "Rosi". Er sei Vordenker, Initiator und Ideengeber und hat viele motiviert zur Mitarbeit, nicht nur im von ihm gegründeten Institut für Biodiversitätsinformation, das wertvolle Forschungs-, Ausbildungs- und Bildungsmaßnahmen übernimmt, lobte Jürgen Hennemann. Daraus entstanden der Artennachweis am ehemaligen Bundeswehrstandortübungsplatz mit zunächst 2021 7.000 Arten bis heute schon 15.000 Arten, ein Hotspot der Biodiversität in Ebern, dem Naturpark Haßberge und wohl auch weit darüber hinaus. Der Bürgermeister ließ Klaus Mandery in das Gästebuch der Stadt eintragen. jh