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Mitteilungsblatt der Verwaltungsgemeinschaft Ebern
Ausgabe 14/2025
Stadt Ebern
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Informationen - Ebern

An der Gedenktafel am Marktplatz wurde von Bürgermeister Jürgen Hennemann eine Blumenschale der Stadt zum Gedenken an die 11 Hingerichteten Eberner niedergelegt. Im Bild Kreisheimatpflegerin Christiane Tangermann und ein Nachkomme von Michael Baumhemmel, einer der Hingerichteten.

Am 27.05.2025 jährte sich zum 500. Mal die Hinrichtung von 11 Männern auf dem Eberner Marktplatz, die sich am Aufstand gegen die Obrigkeit beteiligt hatten. Zur Veranstaltung mit Vortrag von Kreisheimatpflegerin Christiane Tangermann kamen über 80 Zuhörer. Sie wollte am Jahrestag der Hinrichtungen zur gleichen Zeit, zu der auch die Hinrichtungen stattgefunden hatten, über die Vorkommnisse berichten. Unter anderem anwesend war ein nachgewiesener Nachkomme des vor 500 Jahren in Ebern hingerichteten Michael Baumhemel. Der Nachfahre, Klaus Baumhämmel, war aus Suhl angereist und sprach kurz über seine Familienforschung, durch die er auf seinen Vorfahren in Ebern gestoßen war. Er legte 11 weiße Rosen für alle Hingerichteten am Gedenkstein am Marktplatz nieder. Der Gedenkstein war 1983 auf Initiative vom ehemaligen Kreisheimatpfleger Günter Lipp unter dem damaligen Bürgermeister Rolf Feulner neben dem Neptunbrunnen ins Pflaster eingelassen worden. Wiederum auf Initiative von Günter Lipp hat die Stadt Ebern den Gedenkstein mit der Jahreszahl 1525 versehen. Bürgermeister Jürgen Hennemann dankte Günter Lipp für den Vorschlag und die Spende der Kosten für die Steinmetzarbeit. Eine erklärende Tafel soll noch angebracht werden. Am Gedenkstein wurden nach dem Vortrag Blumen und eine Schale der Stadt Ebern niedergelegt, was sich durch einen plötzlich einsetzenden Regen etwas verzögerte.

Zur Begrüßung in der Rathaushalle ging Bürgermeister Hennemann auf die Bedeutung des Bauernkrieges vor 500 Jahren als erste Ansätze für eine Verfassung und dem Streben nach Beteiligung und Mitsprache ein.

Mit dem Leitspruch: '"Spieß voran, drauf und dran, setzt aufs Klosterdach den roten Hahn", begehrten die unterdrückten Bauern gegen die Herrscher und Adligen auf. Florian Geier aus Giebelstadt war die Führungspersönlichkeit in Franken, erläuterte Hennemann. Die Bauern forderten mit 12 Artikeln in Memmingen Mitsprache und weniger Belastungen, das verbreitete sich über das ganze Land. In Ebern waren es 11 Artikel, die gefordert wurden. Man kann von den ersten demokratischen Regungen sprechen, die von den Fürsten brutal zerschlagen wurden. Genau die Demokratie gelte es heutzutage zu verteidigen, denn Nationalisten und Despoten in vielen Ländern bedrohen diese, erklärte der Bürgermeister und schlug damit den Bogen in die aktuelle Zeit und forderte alle auf, daran mitzuhelfen.

Der Vortrag von Christiane Tangermann brachte neue Erkenntnisse. Etwa die Namen, den Besitz und die Art der Beteiligung der Aufständischen, die Ebern Richtung Sachsen verlassen hatten, um sich dem Fürstbischof und seiner Rache zu entziehen. Auch die in 11 Artikeln aufgestellten Forderungen der Bauern, stellte die Kreisheimatpflegerin vor. jh

Die elf Artikel der Stadt Ebern im April 1525:

1.

Wahl und Absetzung eines Pfarrers

Ein Pfarrer soll von der gesamten Gemeinde gewählt und bei ungebührlichem Verhalten abgesetzt werden können. Seine Predigt soll klar und unverfälscht sein, ohne menschliche Zusätze.

2.

Reduzierung der Priesterzahl

Nach dem Ableben der derzeit zehn Priester soll die Anzahl auf drei reduziert werden: einen Pfarrer, einen Kaplan und eine weitere Person in Ebern.

3.

Besetzung von Pfarr- und Vikariestellen

Diese dürfen nur durch den zuständigen Priester selbst und nicht durch einen Vertreter besetzt werden.

4.

Steuerregelung

Die außergewöhnliche Steuer von 300 Gulden, die unter Fürstbischof Johannes von Brunn eingeführt wurde, soll wieder zur ursprünglichen Regelung zurückkehren.

5.

Abgaben auf landwirtschaftliche Erzeugnisse

Ebern möchte weiterhin Abgaben auf Getreide leisten, jedoch nicht mehr den Zehnten, sondern den dreißigsten Teil. Von anderen Feldfrüchten sollen keine Abgaben erhoben werden.

6.

Zölle auf Wein und Bier

Die erhöhten Zölle sollen aufgehoben werden, sodass wieder ein Gulden pro Fuder Wein gezahlt wird. Der Zugang zu Wildbret, Wald und Wasser sollen wie in anderen Städten behandelt werden.

7.

Beteiligung von Adligen und Priestern

Elf Häuser gehören Adligen und acht Priestern, deren Bewohner sich nicht an städtischen Aufgaben beteiligen. Es soll eine neue Regelung getroffen werden.

8.

Zugang zum Wald der Familie von Rotenhan in Eyrichshof

Ebern fordert die Wiederherstellung des alten Zustands, sodass die Einwohner dort Brennholz sammeln dürfen.

9.

Regelung von Erbschaften

Jede Person soll frei ihre Erben bestimmen können, ohne eine umständliche Reise zum Würzburger Landgericht

10.

Eigenständige Streitregelung

Der Rat der Stadt soll befugt sein, Streitigkeiten eigenständig zu regeln, sofern es sich nicht um Kapitalverbrechen handelt.

11.

Direkte Anhörung durch den Fürstbischof

Der Fürstbischof soll seine Untertanen direkt anhören, anstatt dies einem Stellvertreter zu überlassen.

(gekürzt und ins heutige Deutsch übertragen von Christiane Tangermann) jh