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Mitteilungsblatt der Verwaltungsgemeinschaft Ebern
Ausgabe 15/2024
Stadt Ebern
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Nachnutzung Altenheim St. Elisabeth

In der Kapellenstraße beginnen so langsam die Vorbereitungen auf den großen Umzug. Am 27. Juli soll er starten unter Mithilfe von Feuerwehren und der Fleisch- und Wurstfreunde neben den Mitarbeitern der Diakonie. Die Tage im Seniorenzentrum St. Elisabeth sind also gezählt, den rund 60 Bewohnerinnen und Bewohnern winkt ein neues Zuhause, gut eineinhalb Kilometer entfernt im Eberner Mannlehen. Auch die Mitarbeiter ziehen alle mit um. Platz ist im Mannlehen genügend: Sukzessive sollen dann auch noch die weiteren vorhandenen Plätze - maximal 84 - belegt und im gleichen Zug die Personalausstattung erweitert werden, heißt es von der Diakonie. Rund um das letzte Juli-Wochenende soll der Umzug über die Bühne gehen, danach stehen die Räumlichkeiten in der Kapellenstraße erst einmal leer. Die Diakonie Bamberg-Forchheim wird den Innenstadt-Standort erhalten und in seiner Trägerschaft weiterführen, auch wenn "St. Elisabeth" auch namentlich ins Mannlehen auswandern wird. Für die Nutzung angedacht waren von Planungsbeginn an kleine Wohneinheiten für Senioren und/oder Menschen mit Behinderung, verbunden mit einem Service-Angebot des "Betreuten Wohnens", doch noch ist man in der konkreten Konzeptfindung. Mit einem Umbau anfangen will man ohnehin nicht sofort - zumal die Baukosten des Seniorenheim-Neubaus doch umfangreicher ausgefallen waren, als anfangs gedacht.

Damit das Haus in der Kapellenstraße Nummer 14 jedoch bis zu einer neuen Verwendung nicht unnötig leer steht, soll es eine Zwischennutzung geben. So verhandelt derzeit das Landratsamt Haßberge mit der Diakonie um eine mögliche Unterbringung von Ukrainern in den bald leer stehenden Räumen. "Vermutlich werden Personen vorübergehend aufgenommen", bestätigt Norbert Kern, Vorstandsvorsitzender der Diakonie Bamberg-Forchheim auf Anfrage unserer Redaktion. Und auch Eberns Bürgermeister Jürgen Hennemann weiß Bescheid: "Das wurde mit unserem Wissen dem Landkreis und der Regierung als Unterkunft angeboten", so der Bürgermeister: zumindest für den Notfall, sollte der Krieg in der Ukraine zum Herbst hin wieder Fahrt aufnehmen und vermehrt Flüchtlinge ins Land kommen. "Es ist noch keine Belegung absehbar, aber gut geeignete Räume sollten genutzt werden, bevor Flüchtlinge in Containern untergebracht werden müssten," so der Bürgermeister.

"Das Objekt ist deswegen so interessant, weil es barrierefrei ist", erklärt Dieter Sauer, Leiter des Amtes für Soziales. Der Landkreis bekomme gerade aus der Ukraine viele Menschen mit Behinderung sowie Senioren, "das ist eine andere Klientel als bei den sonstigen Geflüchteten", so Sauer: Ein "Bevölkerungsquerschnitt" eben, wohingegen unter den Asylbewerbern übriger Herkunftsländer meist jüngere Männer die Mehrzahl bilden. Für eine Unterbringung im dann ehemaligen Seniorenzentrum habe man sich in den Verhandlungen zwischen Landratsamt und Diakonie auf September verständigt, wie Dieter Sauer sagt. "Ich vermute, dass der Flüchtlingsstrom aus der Ukraine im Herbst wieder anschwellen wird", schätzt Sauer.

Für eine Belegung mit ukrainischen Flüchtlingen im bisherigen Seniorenheim braucht es allerdings erst einmal ein Nutzungskonzept. Die baurechtliche Beurteilung sei hier zwar mal unproblematisch, doch der Prozess der Nutzungsänderung sei einer, der "sich hinzieht", sagt der Mann vom Amt. Nicht nur seine Behörde ist dabei involviert, sondern auch die Regierung von Unterfranken in Würzburg. Mit ihr muss das Landratsamt die Kapazitäten abstimmen. Eine Belegung könne hier zwar dichter erfolgen als bei den Senioren, trotzdem will man sich in etwa in der Größenordnung bewegen; die Rede ist von etwa 70 Bewohnern. "Wir haben nicht unendlichen Bedarf", schränkt Dieter Sauer ein. Zumal man die Menschen stets möglichst "breit" unterbringen will. Nicht umsonst sind die Haßberge in Unterfranken Spitzenreiter in der dezentralen Unterbringung, die in der Regel für bessere Integration und weniger Zoff als bei geballter Unterbringung sorgt.

Und für wie lange soll das einstige Seniorenzentrum dann zur vorübergehenden Flüchtlingsunterkunft werden? "Maximal zwei Jahre", schätzt Dieter Sauer: "Das ist hier eine klassische Zwischennutzung." Im Gespräch bleibt auch weiter das ehemalige Schwesternwohnheim beim Eberner Krankenhaus. Dieses Gebäude, im Besitz der Haßberg-Kliniken, hat wiederum der Landkreis selbst der Regierung in Würzburg als Flüchtlingsunterkunft angeboten. Doch hier müsste erst einmal saniert werden - eine Kostenfrage.

Für eine mögliche Zwischennutzung des bisherigen Seniorenzentrums in der Kapellenstraße wiederum gibt es neben der Unterbringung von Ukrainern auch noch weitere Optionen: Wie die Eberner Stadträte bei einem Ortstermin am neuen Standort jüngst erfahren haben, könnten in der Innenstadt auch zwischenzeitlich Angebote für Eltern(-teile) mit Kindern, die psychologische Betreuung benötigen, angesiedelt werden.

Im Altbau-Teil sollen zudem zwei Wohngruppen für Menschen mit psychischen Erkrankungen (ähnlich wie nebenan in der Sutte) untergebracht werden. Was bleibt: Die Wäscherei im Neubau-Trakt befindet sich weiterhin an gewohnter Stelle in Betrieb. Und für die allererste Zwischennutzung sorgt die Stadt Ebern selbst: Zur BR-Radeltour rund um den 1. August werden für vier Tage rund 30 Jugendliche aus Ungarn im bisherigen Seniorenzentrum untergebracht, die bei der evangelischen Kirchengemeinde in Ebern zu Gast sind.

Text Pia Bayer/Jürgen Hennemann