Auch die Stadt Ebern wurde von der Regierung von Unterfranken aufgefordert, sogenannte Vorranggebiete an die regionalen Planungsverbände zu melden. Gebiete, deren Nutzung auf die Errichtung von Windkraftanlagen ausgewiesen würden, wenn sie sich denn als dafür geeignet erweisen. Bisher waren diese in Landschaftsschutzgebieten wie dem Naturpark Haßberge nicht zulässig. Durch das Windkraft-Gesetz der Bundesregierung muss auch Bayern bis Ende 2032 zwei Prozent seiner Landesfläche für die Windenergie ausweisen; bis 2027 sollen 1,4 Prozent der Flächen für Windenergie bereitstehen und Repowering-Maßnahmen am selben Standort sind vorzuziehen.
Der Stadtrat hat sich in seiner letzten Sitzung mit dem Thema nach eingehenden Vorberatungen und Vorbereitungen der Verwaltung mit möglichen Flächen beschäftigt. Keine Energiewende ohne Energieerzeugung vor Ort. Hier würden nicht nur Photovoltaikanlagen ausreichen, man brauche auch Windkraft im Stadtgebiet, um die Energiewende zu schaffen und hier erzeugte Energie vom Land an die Städte liefern zu können. Nicht mehr wie früher nur Gemüse und Getreide, führt Bürgermeister Jürgen Hennemann aus. Es gehe darum, möglichst die "Wertschöpfung" der Energieerzeugung bei uns, bei den Bürgern und in der Kommune zu halten, deshalb sei uns daran gelegen, möglichst öffentliche Flächen als Vorranggebiete auszuweisen, oder diese mit Pachtverträgen für ein zukünftiges Regionalwerk auf Kreisebene zu sichern, so Hennemann.
Bürgermeister Jürgen Hennemann stellte die möglichen identifizierten Flächen vor. "Die Flächen, an denen, nach dem bayerischen Windatlas, genug Wind weht, sind die Höhenzüge im Stadtgebiet." Diese lägen meist an den Stadtgrenzen, erläutert Hennemann. Er zeige den Verfahrensablauf und die Voraussetzungen, die vom Planungsverband geprüft werden auf. So soll weiterhin ein Abstand von 1000 Metern zur nächsten Besiedelung gewahrt werden, was die möglichen Flächen stark einschränke. Die heute beschlossenen Gebiete gingen in die langwierige Abprüfung des regionalen Planungsverbandes. Dieser rechnet nach interner Prüfung mit einer Beteiligung der Öffentlichkeit im 2. Quartal 2024.
Zustimmung fanden sechs Gebiete:
Zum einen der Bretzenstein, für dessen beide bereits bestehende Windräder aktuell das Antragsverfahren zum "Repowering" läuft. Für weitere Anlagen darüber hinaus müsse man auch hier ein "Vorranggebiet" beschließen, das sicher auch wegen der Flurgrenzen auf dem Gebiet der Gemeinde Untermerzbach liegt. Hier sei man aber in guter Abstimmung, wie beim Durchsetzen des Repowering für ein Windrad.
Das zweite: am Höhenrücken im Bereich Kurzewind. Dort gibt es zwar bereits positive Signale von Landwirten und Grundstückseigentümern, doch die Ortsgrenze liegt hier schon recht nah.
Trotz der Nähe zu einem Vogelschutzgebiet wird auch die Bühler Höhe am Haßbergtrauf als Vorranggebiet favorisiert. Betroffen sind hier Staatswald, am Rand Stadtwald sowie private Felder; eventuell möglich wären mehrere Anlagen im Verbund mit Königsberg.
Auch eine Fläche nördlich von Bischwind, zwischen Leuzendorf und Brünn, käme als Vorranggebiet in Frage. Auch hier besitzt die Stadt Flächen.
Der Bürgerwald am Tonberg steht wieder als möglicher Standort für Windkraft zur Diskussion, nachdem dort 2016 nach Widerstand aus der Bevölkerung von Eichelberg und Reutersbrunn, aber schlussendlich durch den Schwarzstorch das Projekt beendet wurde. Der Tonberg ist die Lage in der Stadt mit dem besten Windvorkommen. Festhalten daran möchten weiterhin die Stadt Ebern sowie die Bürgerwaldkörperschaft mit 200 Eberner Bürgern als Mitglieder und somit Nutznießer.
Als sechstes Vorranggebiet wurde eine Fläche im Staatswald, nördlich ab dem "Hohlen Stein" beschlossen. Ein Vorranggebiet im Steinert fand keine Mehrheit: Dagegen sprach die Nähe zu einem FFH-Gebiet sowie die Nutzung als Erholungsbereich und die Bedeutung für das Landschaftsbild.
In der abschließenden Abstimmung fiel schließlich nur der Steinert knapp mit 7:10 Stimmen als Vorranggebiet durch, alle anderen Gebiete (einschließlich Bürgerwald am Tonberg mit zwölf Pro- und fünf Contra-Stimmen) soll dem Planungsverband gemeldet werden. Bei drei Gegenstimmen wurde zudem der Stadtratsbeschluss vom Oktober 2016 aufgehoben, der die Bemühungen um das Windprojekt am Tonberg damals für beendet erklärt hatte; nun will man sich mit den am Donnerstag beschlossenen Gebieten weiter um den Ausbau der Windkraft im Stadtgebiet bemühen. jh