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Mitteilungsblatt der Verwaltungsgemeinschaft Ebern
Ausgabe 16/2023
Stadt Ebern
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Stadtrat auf Waldgang im Käppeleswald

Den Käppeleswald auf dem ehemaligen Standortübungsplatz der Bundeswehr erkundeten Bürgermeister Jürgen Hennemann und die Mitglieder des Stadtrates am Freitag beim alljährlichen Waldgang. Unter der fachlichen Leitung von Revierförster Wolfgang Gnannt und Andreas Leyrer, dem Abteilungsleiter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Schweinfurt, ging es auf einen zweistündigen Rundkurs unter dem Motto "Schützen und Nützen". Eine Fläche von stolzen 300 Hektar, 108 Hektar Wald, 153 Hektar Offenland, verteilt über verschiedene Gemarkungen, macht diesen zu einem beeindruckenden Naturparadies. Der Eberner Stadtwald ist PFC-zertifiziert und nutzt die angebotenen Förderprogramme zu Biotopbäumen und Totholz, wie zum klimagerechten Waldumbau.

Das Areal erstreckt sich über verschiedene Teile der Gemarkungen: Ebern, Unterpreppach, Eichelberg, Reutersbrunn, Heubach und dem Haßwald-Nord. In den unterschiedlichen Gemarkungen kann man die frühere Bewirtschaftungsart noch sehen. So wurde der Eberner Wald als Mittelwald bewirtschaftet: Alte Bäume für Bauholz für Gebäude und Unterwuchs für Brennholz wurden hier entnommen. Diese Bewirtschaftungsart lässt sich immer noch erkennen, so Wolfgang Gnannt, und habe den Grundstock für den heute hohen Eichenbestand (29%) gelegt. Insgesamt dominiert hier die Kiefer auf fast der Hälfte der 108 Hektar reiner Waldfläche, gefolgt von knapp einem Drittel Eiche.

Merkmale der naturnahen Waldbewirtschaftung, die hier durchgeführt wird, sind unter anderem die Waldverjüngung mit dem Umbau nicht klimatoleranter Bestände, Belassen von Totholz und Biotopbäumen, eine waldfreundliche Jagd sowie ein gezielter Arten- und Biotopschutz zur Förderung der Biodiversität. Ebenso werden seltene Baumarten gefördert, wie zum Beispiel eine mächtige Bergulme, die in ihrer Dimension einzigartig auf dem ehemaligen Standortübungsplatz ist. Ein Merkmal dieser Baumart sind die rauen Blätter, die früher als sehr feines Schleifpapier im Schreinerhandwerk verwendet wurden.

Der höchste Anteil der Kiefer steht auf der Gemarkung Unterpreppach. Hier wurde von der Waldbewirtschaftung früher von der Gemeinde auf Kahlschlag und schnell wachsende Bäume gesetzt. Es war ein Waldumbau nötig und im Gange, der mittlerweile 20 verschiedene Baumarten umfasst. Dabei zählt die Eiche als "heilige Kuh", so Wolfgang Gnannt, die hier gut gedeiht. Groß geworden ist auch die Weißtanne, die der Förster zeigt. Diese wurde vor zehn Jahren im Rahmen der Wiedereinbringung seltener Arten gepflanzt.

Was für den Laien manchmal wie ein "unaufgeräumter" Wald aussieht, ist das Totholz, das stehend oder liegend ein perfektes Umfeld für vielerlei Tierarten bietet. So ist als Musterbeispiel eine Buche zu sehen, von der nur noch ein Stück des Stammes steht. An anderer Stelle zeugen Höhlen in den Stämmen vieler Bäume davon, dass sich hier der Schwarzspecht wohlfühlt. Selbst, wenn das Quartier für den Specht uninteressant wird, gibt es bis zu 100 Nachnutzer dafür. "In großen Spechthöhlen finden auch Wildkatzen Unterschlupf", weiß Wolfgang Gnannt.

Es werden immer wieder Tümpel als Biotope angelegt. Und auch, wenn mal Holz gerückt wird und die Fahrzeuge große Spuren im Wald hinterlassen, sind diese nützlich. Hierin sammelt sich das Wasser, das dann die Grundlage für ein neues Feuchtbiotop wird. Im Käppeleswald ist auch die Gelbbauchunke zu Hause, die dann hierin oder in einem der anderen Biotope laicht und Nachwuchs zur Welt bringt. Besonders verwies Förster Gnannt auf die Waldsäume, die eine sehr wichtige Funktion bei der Artenvielfalt übernehmen. Bürgermeister Jürgen Hennemann und die Stadtratsmitglieder zeigten sich beeindruckt von der Vielfalt der Natur und froh, dass die Stadt Ebern den Käppeleswald auf dem ehemaligen Standortübungsplatz ihr Eigen nennen darf. "Wir haben hier ein Naturrefugium im Wald und im Offenland, das mit über 10 000 kartierten Arten seinesgleichen sucht", lobt Jürgen Hennemann. Unsere seit vielen Jahren betriebene nachhaltige, naturnahe Waldbewirtschaftung stärke diese im Waldbereich, lobte der Bürgermeister die Arbeit von Wolfgang Gnannt und die Betreuung des Stadtwaldes durch das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Schweinfurt. "Diese Betreuung wollen wir auch weiterhin im Stadtwald haben", so Hennemann

Text: Christian Licha/ He