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Mitteilungsblatt der Verwaltungsgemeinschaft Ebern
Ausgabe 21/2025
Stadt Ebern
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Fairtrade-Stadt Ebern

Fairtrade-Konferenzsaal im neuen Nucleus Building der Kings Buildings der Universität Edinburgh

Bruce Cowther, Gründer der Bewegung der Fairtrade-Städte, bei der Begrüßung

Bruce Cowther, Gründer der Bewegung der Fairtrade-Städte, mit Bürgermeister Jürgen Hennemann am Konferenzaufsteller

Die Teilnehmer an der Konferenz aus Deutschland mit der ehemaligen Bürgermeisterin von Edinburgh, 2003 bis 2007, Lesley Hinds (3. von links) und dem Schattenminister Foysol Choudhury für Entwicklungspolitik des Schottischen Parlaments (2. von links)

Bürgermeister Jürgen Hennemann zeigte bei seinem Vortrag über die faire Metropolregion Nürnberg und die Fairtrade Stadt Ebern die vielen Aktivitäten in der Region und in kleinen Städten auf. Diese seien nur durch den Austausch, die Vernetzung und die gegenseitige Hilfestellung der vielen Akteure und Gemeinden möglich.

Teilnahme aus der fairen Metropolregion Nürnberg

Edinburgh in Schottland ist Austragungsort für viele Festivals und Konferenzen. Ende August fand die Internationale Fairtrade-Konferenz statt. Für die Metropolregion Nürnberg nahm Bürgermeister Jürgen Hennemann als Sprecher des Initiativkreises der 86 Fairtrade-Städte in der Metropolregion Nürnberg als Teil seines Sommerurlaubes teil. Er hat die Organisation, Vernetzung und Aktivitäten der fairen Metropolregion Nürnberg in einem Vortrag dargestellt, der viel Beachtung erhielt. Allein wegen des Umfanges des Gebietes, Anzahl der Fairtrade-Städte und der vielfältigen Aktivitäten in der fairen Beschaffung stach die faire Metropolregion hervor. Auch Ebern mit dem fairen Maskottchen Lützel als Fairtrade-Botschafter wurde vorgestellt und erzielte die gewünschte Wirkung. Insgesamt wurden auf der Konferenz der Fairtrade-Städte viele gute Beispiele der positiven Wirkung des fairen Handels aufgezeigt.

Fairer Handel klingt einfach: Kleinbauern in Entwicklungsländern erhalten angemessene Preise für ihre Produkte. Selten machen sich die Käufer in Europa klar, was es bedeuten kann, wenn die Landbevölkerung ein auskömmliches Einkommen hat. "Fairtrade took me from nobody to somebody", sagt Samuel Fianu vom Cocoa Project New Koforidua: Dank Fairtrade bin ich kein Niemand, sondern Jemand.

Die Bewegung ging aber nicht von den Produzenten aus, sondern von den Konsumenten: Bruce Cowther überzeugte vor 24 Jahren die Einwohner seines Wohnorts Garstang, eine Kleinstadt mit rund 4000 Einwohnern, sich zur Fairtrade-Stadt zu erklären. Cowther produziert faire Schokolade.

Inzwischen ist aus seiner Initiative eine weltweite Bewegung geworden - in Europa hauptsächlich auf Seiten der Konsumenten und Händler, in Afrika und Südamerika auf Seiten der Produzenten. In Edinburgh trafen sich nun die Vertreter der Fairtrade-Städte aus vier Kontinenten. Sie kamen mit unterschiedlichen Sichtweisen und Erwartungen: Städte, die von fair gehandelten Produkten leben - meist Kaffee, Kakao, Bananen oder andere Früchte und Gemüse, und Städte, in denen es darum geht, dass fair gehandelte Produkte gehandelt werden.

In Deutschland gibt es um die 950 Fairtrade-Städte, weiß Simone Zorn, Geschäftsführerin von Fairtrade Deutschland. In der Metropolregion Nürnberg liegen 86 dieser Städte, hinzu kommen 112 Fairtrade-Schulen und sieben Universitäten. Die Städte werben auf verschiedenen Ebenen für fairen Handel: Ermutigen oder überzeugen Händler, fair gehandelte Produkte ins Sortiment zu nehmen. Bemühen sich um Verbraucheraufklärung, oft schon beginnend im Kindergarten. Erklären, was fairer Handel beinhaltet: Nicht nur auskömmliche Preise für die Bauern, sondern auch bessere Arbeitsbedingungen, Natur- und Klimaschutz vor Ort.

Doch bei Aufklärung wollen die Städte nicht stehen bleiben. Ein Thema auf der Konferenz war, wie die Politik überzeugt werden kann, dass fairer Handel Standard werden muss. Ein anderes, wie die jungen Leute für das Thema interessiert werden können. Wobei es da, weltweit betrachtet, unterschiedliche Voraussetzungen gibt. In Afrika, wo 70 Prozent der Bevölkerung unter 35 sind, ist fairer Handel eine lebenswichtige Angelegenheit. Denn er gewährleistet ein Auskommen, oft auch Ausbildung, soziale Einrichtungen im Dorf und damit sowohl persönliche als auch gesellschaftliche Entwicklungschancen. Frauen, die Geld verdienen, können ihren Kindern den Schulbesuch und damit bessere Chancen ermöglichen. In Europa stellen junge Leute den kleineren Bevölkerungsanteil, und hier sind sie in erster Linie Konsumenten. Wie können sie überzeugt werden, beim Einkauf auf das Fairtrade-Label zu achten?

Viele Fragen, nicht immer konkrete Antworten. Die müssen letztlich vor Ort gefunden werden, sagt Jürgen Hennemann, Sprecher der 86 Fairtrade-Städte in der Metropolregion Nürnberg. Aber: "Der Austausch hilft." Nicht nur international, sondern auch auf Ebene der Metropolregion. Hennemann, Bürgermeister in Ebern, und Philipp Abel, Nachhaltigkeitsmanager der Stadt Fürth, stellten bei der Edinburgher Konferenz das Netzwerk der Fair-Trade-Städte in der Metropolregion vor. Da geht es nicht nur darum, wie der örtliche Supermarktbetreiber überzeugt werden kann, Fairtrade-Bananen ins Sortiment zu nehmen (meist tut er das längst). Sondern auch darum, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, wie ein fairer Preis für den Erzeuger aussehen muss - und dass ein T-Shirt für fünf Euro vermutlich keine fair gehandelte Baumwolle enthält. Für die Kommunen außerdem von Bedeutung: Wie können sie ein nachhaltiges und faires Beschaffungswesen aufbauen? Immerhin, diese Zahl nennt Hennemann: Die Fairtrade-Städte in der Metropolregion haben 2024 faire gehandelte Produkte im Wert von 22 Millionen Euro eingekauft. Dabei geht es nicht nur darum, dass die Produzenten angemessenes Geld erhalten. Auch die Arbeitsbedingungen müssen stimmen, Kinderarbeit geht gar nicht. Als Beispiel dafür diente das faire Stadtmaskottchen "Lützel" der Stadt Ebern, fair produziert von der Firma Heunec aus Neustadt bei Coburg in der Metropolregion Nürnberg, das als "Fairtradebotschafter" ein Türöffner für das Thema bei Jung und Alt ist und auch gleich neue Freunde fand.

Nächstes Jahr wird Belgien die internationale Fair-Trade-Konferenz ausrichten. Eine Bedingung für die Teilnahme wurde schon formuliert: Jeder Delegierte über 30 muss jemanden unter 30 mitbringen, der sich für Fair Trade engagiert. "Daran arbeiten wir schon in der Metropolregion mit unseren viele Fairtrade-Schulen", so Hennemann. Es soll ein Wettbewerb gestartet werden, für gute Ideen und Beispiele soll die Teilnahme an der Konferenz in Belgien für ausgewählte Teilnehmer folgen. jh