Visualisierung Marktplatz
Handlungsschwerpunkte
Die Ergebnisse der Diskussion aus Arbeits- und Lenkungsgruppen inklusive Verwaltungsgesprächen, Bürgerbeteiligungen und einer Stadtratsklausur ergaben ein umfassendes Konzept mit umfangreichen Maßnahmenvorschlägen. Wie Ebern künftig aussehen soll und was man dort am besten zuerst anpacken sollte, wurde von einer Planergemeinschaft aus Bamberg und Würzburg zusammengestellt. Die Ergebnisse des Konzepts wurden in der Stadtratssitzung am 25.10.2023 vorgestellt.
Die im Auftrag der Stadt vorgenommenen Untersuchungen sind Voraussetzung für die Aufnahme von Teilgebieten der Stadt und einzelner Projekte in alle Städtebauförderprogramme des Bundes und des Landes.
Yvonne Slanz vom Bamberger Büro Transform berichtete: Konzentrieren will man sich zunächst auf die Kernstadt und hier wiederum auf den Altstadtkern. Insgesamt aber gelte das Motto, das sich die Stadt einst selbst gegeben hat: „Frankens schönstes Kegelspiel“. Man will ein Projekt nach dem anderen anstoßen, und wie bei einem Kegelspiel reißt oft das eine dann die anderen mit. „Wir greifen dabei vieles auf, was in Ebern bereits erarbeitet wurde“, so Yvonne Slanz. Aus den diversen strategischen Zielsetzungen (z.B. sozial, nachhaltig, lebenswert) wurden schließlich Handlungsschwerpunkte (z.B. Leerstandsreaktivierung, Schließung von Baulücken, Tourismus, ÖPNV) erarbeitet, und daraus noch einmal konkrete Projekte abgeleitet. Ob sich diese dann – irgendwann – umsetzen lassen, müssen die Zeit und die Finanzmittel zeigen. Beispielsweise, was ein Interkommunales Gewerbegebiet Fischbach-Pfarrweisach betrifft oder etwa einen besseren ÖPNV-Anschluss, insbesondere in Richtung der Kreisstadt Haßfurt.
Die Themenfelder des ISEKs wurden den globalen Nachhaltigkeitszielen (SDG´s = Sustainable Development Goals) zugeordnet. Hier kann man sehen, dass vieles was in der Stadt vorhanden ist und zur Bearbeitung ansteht, eng verknüpft ist mit den Zielen der Agenda 2030.
Wie es speziell für den Altstadtkern rund um den Marktplatz aussehen könnte, zeigten Sylvia Haines und Kim Kühn von Haines-Leger Architekten + Stadtplaner BDA aus Würzburg. Angedacht ist für den Marktplatzbereich, dem „Herzstück der Stadt“ (Haines) eine sogenannte „shared space“-Zone: Also ein Bereich, in dem Fußgänger, Rad- und Autofahrer gleichberechtigt existieren dürfen und sollen. Für die Autofahrer hieße dies Schrittgeschwindigkeit, für die Straßenführung nicht unbedingt eine Einbahnregelung, aber möglicherweise. Durch eine umsetzbare Verengung der Fahrbahn könnte man wieder Vorgärten und Grün auf den Marktplatz zurückbringen. Auch eine geräumigere Außengastronomie würde den Platz beleben.
Weitere wichtige Punkte für den Altstadtbereich sind die barrierefreie Gestaltung, ob es das Pflaster betrifft oder auch eine unfallfreie Begehbarkeit des Stadtbergs, viel mehr Grün und Bäume in der Stadt, gerne auch Wasserstellen und Spielangebote für Kinder, reichlich Sitzgelegenheiten und wieder mehr Läden und weniger Leerstände. Aber auch funktional soll es vorangehen: etwa durch „After-Work-Treffen“, in Gaststätten und vielleicht auch eine gemeinschaftliche Verpflegung beim Mittagstisch für Betriebe, um die Gastronomie zu stärken.
Was den Tourismus angeht, ist man zwar veranstaltungstechnisch schon recht gut aufgestellt, doch die infrastrukturellen Grundvoraussetzungen für eine erfolgreiche Tourismusregion sind noch verbesserungsbedürftig: gastronomische Angebote und Übernachtungsmöglichkeiten sind rar, dafür beeindrucken eine große biologische Vielfalt und stadtnaher Naherholungsraum. Auch damit ließe sich punkten.
Um nun den vielen Worten und schönen Bildern auch Taten folgen zu lassen, rät Architektin und Stadtplanerin Sylvia Haines zu einer baldigen Umsetzung erster Projekte – als Impuls und Anstoß für die weitere Stadtentwicklung. Dafür wiederum ist eine Priorisierung der Vorschläge wichtig, die durch die Lenkungsgruppe bereits erfolgt ist. Der Stadtrat hat die Priorisierung nochmals ergänzt.
Bürgermeister Hennemann dämpft etwas die Erwartungen: „Die schrittweise Umsetzung ist richtig, die Maßnahmen können allerdings nicht sofort umgesetzt werden, hier bestehen einerseits Zwänge (notwendige Infrastruktur, Kanal, Glasfaser, Wärmeplanung) und die finanzielle Machbarkeit.“ Er will für die notwendige Umsetzung der Maßnahmen eine Abstimmung auf die finanziellen Möglichkeiten, um für die nächsten Jahre eine realistische Planung zu haben.
Priorisiert wurden auf Platz 1 die Aufwertung des Marktplatzes inklusive Straßenraumsanierung bis zur Spitaltorstraße. Hier bietet sich eine schrittweise Umsetzung nach einem Gesamtkonzept an, so Hennemann.
Auf Platz 2 folgt die Sanierung des Mühlenviertels. Immer wieder im Haushalt geschoben. Dazu zählt die Straßenraumgestaltung von der Hirten- über die Unter- bis zur Mühlgasse ebenso wie die Platzgestaltung an der alten Mühle. Diese wiederum sehen die Stadtplaner als attraktives Objekt, das man sanieren und eventuell reaktivieren könnte.
Was die Gestaltung des öffentlichen Raumes betrifft, will man die Eigentümer miteinbeziehen, um mehr Grün in die Stadt zu bringen, beispielsweise mit Berankungen der Hausfassaden.
Angegangen werden muss - besser gestern als morgen - die Innenstadtbelebung durch Handel, Gastronomie und Wohnraum. Dafür gibt es bereits das Quartiersmanagement, das diese Aufgabe hat. Auch das Marketing müsse besser werden, unter anderem durch eine Bewerbung auch in sozialen Medien.
Auf Platz 4 stehen "Mobilität und Verkehr“, die als Oberpunkt unter anderem die Errichtung einer Mobilitätsstation sowie eine Verbesserung des ÖPNV-Angebotes, eventuell „on demand“, also „auf Abruf“ beinhalten. Auch ein Busbahnhof bzw. die Organisation des Schülerbusverkehres fiele darunter.
Auf dem 5. Platz steht die Nachhaltigkeit, die eines der Strategieziele der Stadt ist, insbesondere soll mithilfe eines Energiekonzeptes eine nachhaltige Wärmeversorgung erreicht werden. Dazu empfehlen die Stadtplaner, Eiswiese und Wohnmobilstellplatz/Parkplatz für den Ausbau von Geothermie untersuchen zu lassen. Die Wärmeplanung an sich besitzt dabei höchste Priorität und ist vor einer perspektivischen Marktplatzneugestaltung durchzuführen.
Den 6. Platz bildet ein perspektivisches Stadtumbaugebiet Angerbachtal, zusammen mit dem Anlagenring gewissermaßen die „grüne Oase“ der Stadt und Frischluftlieferant Nummer eins. Allerdings auch ein Problemherd, Stichwort Hochwasser: Hier wiederum müssen weitere Planungen erfolgen. Davon konnte die Regierung überzeugt werden. jh,tk