F. Camphausen überreicht J. Hennemann die Unterschriftenliste. Von links: J. Hennemann, F. Camphausen, I. Mandery, S. Strehl, 2. Reihe: E. Keidler, S. Klüpfel, E. Harrison, S. Hillemeir, H. Merkl
Am 21. Oktober 2025 überreichten acht Frauen aus Ebern eine Unterschriftensammlung an Bürgermeister Jürgen Hennemann. Sie baten den Stadtrat um eine erneute Aufnahme des Themas „Straßenname Nikolaus-Fey“. Am 10. Juli 2025 hatte der Stadtrat mit großer Mehrheit sowohl eine Umbenennung als auch ein erläuterndes Schild abgelehnt.
Die Initiatorinnen zeigten sich mit dieser Entscheidung nicht einverstanden. Nikolaus Fey, der in der Zeit des Nationalsozialismus systemunterstützend aktiv tätig war, sollte nicht länger kommentarlos mit einem Straßennamen geehrt werden.
Eine Würzburger Kommission aus Historikern und Politikern, die von 2016 bis 2020 tagte, kam nach Prüfung zu dem Schluss, dass Feys Verstrickung in das NS-Regime so gravierend war, dass eine Umbenennung empfohlen wurde. Bei Beibehaltung des Straßennamens empfiehlt sie ein komprimiertes Zusatzschild mit QR-Code für detaillierte Informationen.
Der Mundart-Dichter Fey war früh der NSDAP beigetreten, trat als Redner der Partei auf und machte Karriere als unterfränkischer Beauftragter für Überwachung und Zensur von Autoren. Er passte auch eigene Texte der NS-Ideologie an. Zwischen 1942 und 1944 arbeitete er zudem in der Besatzungsverwaltung des Generalgouvernements (Polen) als Referent in der Propaganda, die antisemitische und germanisierende Maßnahmen unterstützte. Hier wurde er Zeuge der schlimmsten Verbrechen der NS-Herrschaft.
Die Eberner Frauen schließen sich der Einschätzung der Kommission an und fordern eine erneute Aufnahme in den Stadtrat. Zahlreiche Städte in Unterfranken – darunter Würzburg, Haßfurt, Lohr, Karlstadt, Veitshöchheim und Estenfeld – haben ihre Nikolaus-Fey-Straßen bereits umbenannt oder kontextualisiert.
„Auch wenn Fey heute kaum noch bekannt ist, bleibt er Teil unserer Geschichte“, betonen die Initiatorinnen. „Ein erklärendes Schild wäre ein wichtiges Zeichen gegen das Vergessen.“
Das Anliegen sei überparteilich, betonen die Frauen. Mit Blick auf die anstehende Kommunalwahl spiele das Thema keine Rolle – es gehe allein um eine verantwortungsvolle Erinnerungskultur.
Text und Bild: Christiane Tangermann