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Mitteilungsblatt der Verwaltungsgemeinschaft Ebern
Ausgabe 23/2025
Stadt Ebern
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Informationen - Ebern

Der Kreistag Haßberge hat seine letzte Sitzung extra in Ebern abgehalten, um die Öffentlichkeit noch einmal über die anstehende Schließung des Eberner Krankenhauses und deren Gründe zu informieren. Knapp 20 Zuhörer waren gekommen, die auch vom Landrat zu Redebeiträgen aufgefordert wurden.

Landrat Wilhelm Schneider führte aus, dass man sich die Entscheidung zur Schließung des stationären Krankenhausangebotes in Ebern nicht leicht gemacht habe. Er beschrieb den Spagat des Landkreises, die stationäre Gesundheitsversorgung sicherzustellen, gleichzeitig aber auch die nötigen Mittel dafür selbst bereitstellen zu müssen. Für rund 5 Millionen Euro Defizit im Durchschnitt haben die Haßberg-Kliniken in den vergangenen Jahren im Kreis gesorgt, bis zu 1,5 Millionen Euro gingen dabei jährlich auf das Konto des Eberner Standortes.

Ein Problem haben alle Kommunen. Der finanzielle Ausgleich für die Aufwendungen für ein Krankenhaus vom Bund ist viel zu niedrig. Wer in die finanzielle Bresche springen muss, ist die "kommunale Familie", etwa durch eine auch deshalb immer weiter steigende Kreisumlage. Man gebe gern Geld für die Gesundheitsversorgung der Menschen im gesamten Landkreis aus, so der Landrat, doch irgendwann sei die Schmerzgrenze erreicht und damit der schwere Schritt erfolgt: "Wenn wir das nicht machen, würde irgendwann den Kommunen die Luft zum Atmen fehlen." Alle Fraktionen seien von Anfang an, und zwar bereits seit Jahren, in die Problematik voll eingebunden gewesen, betont Landrat Wilhelm Schneider: "Die Diskussion war nicht einfach, aber der Beschluss wird letztlich von einer breiten Basis mitgetragen." Dem Vorwurf, man habe nicht genügend getan, um das Standort-Aus abzuwenden, widersprachen Landrat und Klinik-Vorständin mit einer langen Liste an geleistetem, doch am Ende erfolglosem Engagement. Die Auslastung der 50 Betten in Ebern seien seit Jahren niedrig, nicht mal 20 waren oft belegt. Gleichzeitig würden die Anforderungen im Gesundheitssystem immer höher und somit an einem kleine Haus nicht leistbar. Der Trend sieht mehr ambulante als stationäre Behandlung. Die geringe Auslastung bei gleichzeitig hoher Personalvorhaltung führt auch Klinik-Vorständin Regina Steenbeek-Schacht an. Obendrein fehlt Personal. Die Intermediate Care (IMC) Einheit sei Mitte Juli deswegen vom Netz genommen worden, wegen Kündigungen des Fachpersonals sei es jetzt schon schwer, den Betrieb überhaupt aufrecht zu erhalten. Das Eberner Haus sei schon seit Jahren kein "Notfallkrankenhaus" (etwa für Herzinfarkte oder Schlaganfälle) mehr gewesen, so Klinik-Vorständin Regina Steenbeek-Schacht, da hier weder ein Herzkathederlabor noch eine Stroke-Unit vorhanden gewesen sei. Für die Notarztversorgung führe man Gespräche mit der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB), die zuständig ist. Das Ziel ist klar, so die Vorständin: "Der Standort Ebern in der Notarztversorgung soll erhalten bleiben."

Mit dem Pilotprojekt "PflegeSoNah" (Pflege im sozialen Nahraum) sollten am Eberner Krankenhaus 28 Kurzzeitpflegeplätze geschaffen werden. Im September 2022 hatte der bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) dafür in Ebern den Förderbescheid in Höhe von 1,96 Millionen Euro übergeben. Doch gekostet hätte die Umsetzung (insbesondere der nötige Umbau) gut das Doppelte, so Landrat Schneider. Günstiger soll die Ansiedlung der Kurzzeitpflege nun in Kooperation mit dem Bayerischen Roten Kreuz (BRK) Kreis Haßberge gelingen. "Wir hoffen sehr, dass das im Herbst 2026 in Betrieb gehen kann", so Schneider. Das BRK soll, so der Plan, als Kooperationspartner Übergangs- und Kurzzeitpflege auf einem Stockwerk mit rund 20 Plätzen etablieren. Für eine weitere Etage wird noch eine Nachnutzung gesucht - Gespräche mit möglichen Mietern laufen. Bereits ausgezogen ist das Palliativ-Team, das künftig im Haus Haßfurt unterkommt. Doch "das Haus ist da und soll genutzt werden", so Landrat Wilhelm Schneider: außer mit Kurzzeitpflege auch weiterhin als Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ), für das Eltmann bereits mit der Verlagerung der Gynäkologie ein Opfer bringen musste.

Eberns Bürgermeister Jürgen Hennemann drückte den Schmerz der Eberner über den Verlust ihres Krankenhauses aus, das 1910 als Seuchenhaus, ab 1912 dann mit 40 Betten seinen Betrieb aufgenommen hatte. Übrigens in Haßfurt hätte erst ab 1945 ein Krankenhaus bestanden, jetzt würde die 113 Jahre bestehende Institution Krankenhaus Ebern dorthin verlagert. "Dass die Rahmenbedingungen so sind, wie sie sind, das können wir nicht aufhalten", bedauert der Bürgermeister. Am meisten schmerze dabei der Verlust der Palliativabteilung, die ein Segen für das Eberner Haus und die Region sowie für viele Patienten und deren Angehörige gewesen sei. Es gehe um die Nachnutzung des Hauses in Ebern. Nun solle man alles daran setzen, das Haus als Gesundheitszentrum zu nutzen. "Es bleibt weiter das Krankenhaus in Ebern und muss Anlaufstelle für Gesundheit und Pflege bleiben", so Hennemann. Dafür müsse das MVZ gerne auch noch erweitert und weitere Belegungen aus dem Gesundheitsbereich intensiv angestrebt werden. "Es darf nicht wieder so lange dauern, wie bei der zurückliegenden Integration der Altenpflege in das Haus", fordert der Bürgermeister. Außerdem würde er sich wünschen, dass alle Anstrengungen dafür unternommen würden, wieder eine Palliativversorgung als Hospiz in Ebern am Krankenhaus zu haben. Hier sei ein Bedarf in der Region vorhanden, viele der Palliativfälle seien eigentlich Hospizfälle gewesen und es bestünden beste Bedingungen am Krankenhaus in Ebern. jh